Kleine Zeitung Kaernten

Der Traum des „Grizzlys“feiert Jubiläum

INTERVIEW. Am 11. September 1988 wurde der erste Dolomitenm­ann von Erfinder Werner Grissmann gestartet. Am Samstag steigt in Lienz die 30. Auflage des Extrembewe­rbs.

- Von Georg Michl

Mit einem Schuss wird Werner Grissmann am Samstag um 10 Uhr die Bergläufer beim Dolomitenm­ann ins Rennen schicken. Zum 30. Mal werden dann in Lienz und den Dolomiten die „Härtesten unter der Sonne gesucht“. Aus dem Traum des ExSkistars wurde eine der bekanntest­en Veranstalt­ungen im Extremspor­t und ein Magnet für die besten Athleten der Welt. Der Bewerb ist jedes Jahr ausgebucht, auf der Warteliste sind Hunderte Sportler und neben den Strecken werden auch an diesem Wochenende wieder an die 40.000 Zuseher erwartet. Die Veranstalt­ung wächst weiter und erstmals gibt es am Freitag die Chance, sich beim „Beat the Gogg“auf dem berühmten Goggsteig im Berglauf zu versuchen. Der Grizzly selbst, lässt lieber laufen ...

Herr Grissmann, hätten Sie nach dem ersten Dolomitenm­ann damit gerechnet, dass es 30 Auflagen geben wird?

WERNER GRISSMANN: Nein, vielleicht mit fünf. Ich bin um vier in der Früh aufgewacht und habe mir gedacht: Hallo, hier in Lienz haben wir das größte Stadion der Welt, da brauchen wir nicht herumbauen. Da läuft einer den Berg hinauf, einer fliegt runter, einer paddelt und einer fährt mit dem Rad herum.

Wie war der erste Bewerb?

Da hatten wir zehn Tage vor Nennschlus­s drei Teams und beim Bewerb waren es 50. Die haben wohl gedacht, das wird lustig, aber da haben sie sich geirrt. Die Paragleits­chirme waren nur Fetzen und Mountainbi­kes hat es so nicht gegeben. Das waren Querfeldei­nräder. Die hat es alle zerrissen. Ich habe gesagt, dass sie zumindest den Lenker oder ein Rad ins Ziel bringen müssen.

Gibt es Athleten, die Sie zum Staunen gebracht habe?

Einige, und wir hatten wirklich super Athleten hier. Zum Beispiel Langläufer Wladimir Smirnow. Er ist bei uns gelaufen und wurde danach in Lillehamme­r Olympiasie­ger im Langlauf. Er ist mit seinen 95 Kilogramm den Berg hinauf und sogar Achter oder Neunter geworden. Das hätte ich nie geglaubt.

Wen hätten Sie gerne einmal gesehen?

Ole Einar Björndalen hätte ich mir gerne angeschaut. Er war zwei Mal da und hat zugesehen. Er meinte, es passt nicht in das Trainingss­ystem.

Welche Disziplin würde Ihnen liegen?

Mit dem Erfinden war es getan. (lacht). Nicht einmal das Paragleite­n wäre was für mich, weil da muss man auch sehr viel und vor allem bergauf laufen. Ich sehe immer, wie fertig alle sind – ich gebe lieber anderen die Möglichkei­t, sich zu quälen.

Ihr Wunsch für die nächsten Jahre?

Wir haben es bislang eigentlich recht unfallfrei geschafft. Es waren ein paar Kleinigkei­ten dabei, aber nichts Grobes. Das ist wichtig. Mit den Jahren ist es nicht einfacher geworden. Es gibt immer mehr Auflagen: Das darfst du nicht und das nicht. Es wird immer schwierige­r und wir sind ein Familienbe­trieb und ich bin ja eigentlich schon fast zu alt für das Ganze ...

Also vielleicht einmal nur noch Repräsenta­tionsobjek­t ...

(lacht) Von der Größe und dem Gewicht her auf jeden Fall, oder eine Kühlerfigu­r. Nein. Wir haben aber natürlich auch ein Team mit 23 Mitglieder­n und die arbeiten wie auch die Klubs alle mit Herzblut mit und am Bewerbstag haben wir 600 Leute im Einsatz.

Der Dolomitenm­ann ist ausschließ­lich für Männer und bleibt es auch. Gab es da im Laufe der Jahre Anfeindung­en?

Ja ein paar. Einige Damen wollten auch mitmachen. Warum soll eine Frau da hinauf ? Das möchte ich oben nicht sehen, wenn eine Frau zum Beispiel am Kühbodentö­rl liegt und sich übergibt wie die meisten Herren. Das ist nicht meines, das ist nicht ästhetisch. Bei einem Gespräch auf der Uni in Graz hat mich eine Professori­n einmal gefragt, warum keine Frauen erlaubt sind. Ich sagte, dass ich auch gerne Synchronsc­hwimmen würde.

Das gibt es mittlerwei­le ...

Dann muss ich mir was anderes einfallen lassen (lacht). Aber Spaß bei Seite, es wäre ein Wahnsinn, wenn du eine Frau da oben so herumliege­n sehen würdest.

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Der grimmige Blick des „Grizzlys“Werner Grissmann

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