Das Team spielt Koller nicht in die Karten
Die Nationalmannschaft müht sich zu einem mageren 1:1 gegen Georgien. Die WM-Chance ist endgültig dahin, Kollers Zukunft ist offen.
Im Spiel 1 nach der verpassten Qualifikation für die WMEndrunde 2018 in Russland musste sich die österreichische Nationalmannschaft mit einem 1:1 gegen Georgien begnügen. 13.400 Zuschauer waren im Happel-Stadion, sie hatten wahrlich schon attraktiveren Fußball präsentiert bekommen.
Teamchef Marcel Koller verpasste der Mannschaft ein Facelifting. Innenverteidiger Kevin Danso feierte sein Startelf-Debüt, Rechtsverteidiger Moritz Bauer trug erstmals den TeamDress, und auch die Mittelfeldspieler Florian Grillitsch und Florian Kainz durften Teil der Frischzellenkur sein.
Dass es gestern um nichts ging, ließen sich die Österreicher in der ersten Hälfte deutlich anmerken. Phasenweise präsentierte sich das Team wie vor sechs Jahren, als Koller nach der Ära Constantini eine Baustelle übernommen hatte. Plan- und lustlos, statisch, zaudernd, ohne Tempo, Bauer und Kainz ausgenommen. Dabei hatten die Kicker angekündigt, für den Teamchef spielen zu wollen. Das Gegenteil war der Fall. An Alaba lief die Partie vorbei, in Minute 38 musste der selbst ernannte Regisseur, am Knöchel verletzt, das Feld räumen. Mit Schaub kam Leben aufs Feld.
Schon nach acht Minuten hatten die tapferen Georgier das 0:1 geschossen. Ballverlust nach einem Missverständnis zwischen Danso und Baumgartlinger in der eigenen Hälfte, zwei schnelle Passes, Haken, Danso rutscht ins Leere, Gvilia schießt ins Eck. Lindners erster Ballkontakt: Er fischte die Kugel aus dem Netz. „Wieder hat uns ein individueller Fehler das Leben schwergemacht“, sagte Koller später.
Die einzig erwähnenswerten Offensivbemühungen der Österreicher: Harniks Kopfball landet an der Latte, Arnautovic schießt nach einem Solo drüber. Und, natürlich, der Ausgleichstreffer: Bauer legt ab auf Harnik, der knallt dem Goalie aus vier Metern die Kugel an den Kopf, Schaub versenkt den Abpraller.
Nach der Pause übernahm Österreich das Kommando. Drückte, meist angetrieben von Kainz und Arnautovic, der die Fans zu Sprechchören animierte. Technisch wie immer brillant, manchmal zu verspielt, oft glücklos im Abschluss. „Das ist eine eklatante Schwäche, die sich durch die gesamte Qualifikation zieht“, sagte Koller. „Wir treffen nicht ins Tor.“
Koller schickte Janko statt Harnik an die Spitze, die Georgier schienen sich mit einem Punkt zufriedengeben zu wollen, einzig Kazaishvili prüfte Lindner mit einem Weitschuss.
Und dennoch: Der unbedingte Siegeswille war bei Österreich nur zu erahnen. Der entscheidende Pass durch die Fünferkette klappte nicht, die Flanken fanden keine Abnehmer.
Koller wurde unruhig. Die Zeit lief ihm davon. Nur noch fünf Minuten zu spielen. Hände in die Hüften, in die Hosensäcke, ein Schulterzucken, als Janko in Minute 90 dem besser postier- ten Schaub den Ball vor der Nase wegköpfelte.
Also 1:1 gegen Georgien, eine Mannschaft, die man genau vor einem Jahr in Tiflis 2:1 besiegt hatte. Verheißungsvoll war er gewesen, der Start in die Qualifikation, die am Samstag in Wales vergeigt wurde. Wie und ob es mit Marcel Koller weitergeht? In den kommenden Tagen wird es Gespräche mit den ÖFB-Verantwortlichen geben. Der Schweizer will bis dahin in Ruhe eine Pro- und Kontra-Liste erstellen.
Gestern hat ihm sein Team keine schlagkräftigen Argumente zum Verbleib geliefert.