So wütet der Mega-Hurrikan
„Irma“, einer der stärksten Stürme, die je aufgezeichnet wurden, ist mit tödlicher Wucht über die Karibik gefegt – und hält Kurs auf Florida.
Seit 1851 haben nur drei Wirbelstürme der Kategorie 5 das US-Festland erreicht. „Die meisten Leute entlang der Küsten haben noch nie einen so schweren Hurrikan wie diesen erlebt“, betonte der Chef der Katastrophenschutzbehörde Fema, Brock Long, gestern. „Irma“hat auf ihrem Weg in Richtung Festland bereits eine Spur der tödlichen Verwüstung hinterlassen. Die Karibikinseln St. Martin und Barbuda liegen in Trümmern, mindestens sechs Menschen starben, darunter ein Baby. Barbuda sei unbewohnbar geworden, berichtete der Regierungschef von Antigua und Barbuda. „Es ist herzzerreißend. Die ganze Insel steht unter Wasser.“Der Präsident des Territorialrats von Saint-Martin, Daniel Gibbs, berichtete von einer apokalyptischen Situation: „95 Prozent der Insel sind zerstört.“Dabei wurde auch das „Chateau des Palmiers“, eine Ferienresidenz von US-Präsident Donald Trump, die zum Verkauf steht, komplett zerstört. Er und seine Frau Melania haben eine Million Dollar an Organisationen gespendet, die mit dem Wiederaufbau nach dem Sturm „Harvey“beschäftigt sind. Während seiner Wahlkampagne wurde Trump heftig kritisiert, weil er mehrfach Spenden angekündigt, das Geld aber nie überwiesen hatte.
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen könnten in den kommenden Tagen bis zu 37 Millionen Menschen von den Auswirkungen des Sturms betroffen sein. Sollte in den kommenden Tagen ein weiterer Wirbelsturm die Region heimsuchen – mit „José“und „Katia“lauern derzeit zwei weitere Stürme über dem Atlantik – „werden wir nicht mehr die Toten zählen, sondern die Lebenden“, warnte Gibbs.
Auf St. Martin und Saint-Barthélemy ist die Trinkwasserund Stromversorgung zusammengebrochen. Die NiederlanDas de arbeiten bei der Hilfsaktion eng mit Frankreich zusammen. Die Karibikinsel St. Martin gehört je zur Hälfte zu Frankreich und zu den Niederlanden. In Puerto Rico waren fast eine Million Menschen ohne Strom, 80.000 ohne Wasser – und das obwohl „Irma“nicht einmal direkt über die Insel gezogen ist.
„Irma“sollte in der Nacht auf heute die Dominikanische Republik und Haiti passieren. Haiti, eines der ärmsten Länder der Welt, leidet noch immer unter den Folgen von Hurrikan „Matthew“, bei dem im Vorjahr etwa 1000 Menschen starben. Über Kuba und die Bahamas wird „Irma“voraussichtlich am Sonntagabend (Ortszeit) Florida erreichen. In Kuba werden vorsorglich Tausende Touristen von der besonders gefährdeten Nordküste evakuiert.
In Florida laufen die Evakuierungen auf Hochtouren, auch Österreicher sind betroffen: Cornelia Calcaterra wohnt seit 2010 in Tampa. Die 32-jährige Steirerin wird mit ihrem Mann Frank kurzfristig aus ihrem Haus am Hafen ausziehen. „Wir
werden nicht so lange warten, bis wir von offizieller Seite hören, dass wir evakuieren sollen“, sagte Calcaterra. Heute Früh will das Paar Richtung Norden aufbrechen.
Barbara Kenny aus Niederösterreich wohnt seit drei Jahren in Downtown Miami. „Seit Dienstag gibt es kein Wasser in den Geschäften. Holz, um die Häuser zuzunageln, wird knapp und das Benzin geht aus“, berichtete Kenny. Die 37-Jährige wird ebenfalls Richtung Nordwesten aufbrechen. Hund und Papiere hat sie dabei.
Der Gouverneur von Florida, Rick Scott, rief ganz Florida auf, sich auf die Evakuierung vorzubereiten. Denn obwohl die Prognosen zu „Irmas“Bewegung im Moment Richtung Ostküste gehen, liegt der Unsicherheitsfaktor über dem gesamten Bundesstaat.
Auch der Gouverneur des Bundesstaates Georgia, Nathan Deal, ordnete die Evakuierung der potenziell betroffenen Küstengebiete an. Knapp 300.000 Einwohner des Verwaltungsbezirkes Chatham müssen bis Samstag die Zone verlassen.