Über die Rose, den Frühling und bissige Flöhe
Rare Stücke aus dem 16. Jahrhundert, serviert vom Ensemble „Phantasm“und zwei Gesangssolisten.
Wer kennt heute schon Namen wie Christopher Tye oder Claude Le Jeune? Beide waren Komponisten des 16. Jahrhunderts, über die man nur wenig weiß. Ersterer agierte in England, war führender Komponist bei vier englischen Monarchen und genoss bereits zu Lebzeiten ein hohes Ansehen. Der Zweite stammt aus Frankreich und schrieb Chansons.
Einmal mehr erwies es sich als faszinierend, dank der Trigonale Werke dieser beiden, quasi unbekannten Tonschöpfer im Rathaus von St. Veit kennenzulernen. Und so erklangen die für damalige Verhältnisse kühnen, mit metrischen und harmonischen Wagnissen gespickten, geistlichen, meist kurzen, teils etwas gleichförmigen Instrumentalstücke von Tye im exquisiten, konzentriert und vital aufspielenden „Phantasm“unter der künstlerischen Leitung von Laurence Dreyfus.
Dieses gilt weltweit als eines der besten Gambenensemble, dem aber durchaus auch Fehler passieren können: „Wir wollen es nochmals versuchen“, erklärte Dreyfus durchaus sympathisch nach einem ungewollten Ausstieg aus einer Nummer. Man begann erneut von vorne und spielte fehlerfrei zu Ende.
Als Kontrast dazu ließen bei Chansons von Le Jeune ein Stammgast der Trigonale, nämlich Clare Wilkinson, den ausdruckstarken Mezzo glasklar rein sowie Gabriel Crouch seinen Bariton stilsicher und farbenreich erklingen. Die Stimmen waren dabei nie vordringlich, sondern immer in die Begleitmusik eingebunden. Die zweistimmigen Lieder handelten unter anderen von der Rose, vom Frühling, von Elementen wie Wasser, Luft und Feuer, aber auch urkomisch von einem bissigen Floh!
Wieder großer Jubel und mehrere Zugaben!