Bildung wird immer noch vererbt
Österreich ist laut OECD bei der Bildungsmobilität weit abgeschlagen. Und: Lehrer sind älter als im internationalen Schnitt.
Kein gutes Zeugnis bekommt Österreich einmal mehr von der OECD, wenn es um die Aufstiegschancen in Sachen Bildung geht. Laut der aktuellen Studie „Bildung auf einen Blick“, die jedes Jahr die Bildungslandschaften der einzelnen Staaten miteinander vergleicht, werden schulische und universitäre Laufbahnen hierzulande immer noch stark vererbt – und zwar ausgeprägter als in fast allen anderen OECD-Staaten.
Konkret: Nur zehn Prozent der 30- bis 44jährigen Österreicher, deren Eltern keinen Hochschulabschluss haben, haben selbst ein Studium absol- viert. Bei den 45- bis 59-Jährigen sind es gar nur 5,9 Prozent. In kaum einem anderen Vergleichsland ist die Quote derart niedrig, schlechter liegen nur Chile und die Türkei. Die besten Werte beim Durchbrechen der vererbten gläsernen Bildungsdecke weisen Singapur, Norwegen und Finnland auf.
Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) spricht von „alarmierenden Ergebnisstufen, und verweist auf die geplante „Qualitätsoffensive“inklusive 5000 neuer Lehrer an den Schulen: „Chancengleichheit für alle Kinder, unabhängig von Einkommen, Herkunft oder Bildungsgrad der Eltern, ist das erklärte Ziel.“
Der OECD-Bericht hat allerdings auch gute Nachrichten für Österreich zu bieten. So sind die Österreicher insgesamt überdurchschnittlich gut gebildet. Während nur 15 Prozent als höchste Qualifikation einen Pflichtschulabschluss haben (OECD-Schnitt: 22 Prozent), konnten 69 Prozent eine weiterführende Schule oder Lehre abschließen (OECD: 39 Prozent). Die verbleibenden 16 Prozent haben es bis zum Hochschul-Abschluss gebracht – ein Wert, mit dem Österreich den meisten übrigen Staaten allerdings hinterherhinkt. Der OECD-Schnitt bringt es auf einen Akademiker-Anteil von 29 Prozent.
Insgesamt investiert der österreichische Staat überdurchschnittlich viel in sein Bildungssystem. Pro Schüler beziehungsweise Student fließen für eine Bildungskarriere im Schnitt 14.549 US-Dollar – deutlich mehr als im internationalen Vergleich, wo man mit 10.759 US-Dollar das Auslangen findet. Gemessen an der Wirtschaftsleistung investiert Österreich dennoch nur 4,9 Prozent in seine Bildungseinrichtungen (OECD: 5,2 Prozent). „Das ist für ein wirtschaftlich starkes, aber ressourcenarmes Land wie Österreich inakzeptabel“, sagt Hammerschmid mit Blick auf die Budgetverteilung.
Ziemlich weit voran liegt Österreich dafür in einem anderen Feld: beim Alter der Lehrer. 43 Prozent der Pädagogen sind älter als 50, im OECD-Schnitt sind es dagegen nur 35 Prozent. Besonders hoch ist der Altersschnitt in den Neuen Mittelschulen und den AHS-Untersen“ wo 48 Prozent den 50er bereits überschritten haben (OECD: 36 Prozent). Nur jeder zehnte Lehrer ist dort unter 30. Einen Lehrermangel befürchtet Hammerschmid aber trotz der anstehenden Pensionierungen nicht. 4500 Pädagogen stehen laut Bildungsministerium auf Wartelisten, mehr als die Hälfte davon im Volksschulbereich. Nur in Mangelfächern wie Mathematik oder Physik werde man gezwungen sein, auf Quereinsteiger zu setzen.
Bei den Gehältern liegen die österreichischen Lehrer übrigens über dem OECD-Schnitt. Die heimischen Schulklassen sind mit durchschnittlich 18 (Volksschulen) beziehungsweise 21 Schülern (AHS-Unterstufe und Neue Mittelschule) kleiner als international üblich.