Jubiläum ohne Ecken und Kanten
Neuanfang mit rahmenlosem Display: Apple zeigt zwei neue iPhone-Modelle und eine Datenuhr mit Telefonfunktion. Die Präsentation erfolgte am neuen Campus.
Die Band reiste gar aus Liverpool an. „All you need is love“, raunen die vier bekanntesten Pilzköpfe der Musikgeschichte im Eröffnungsvideo, das Bilder des neuen, gigantischen Apple-Hauptquartiers „Apple Park“inszeniert. Zur selben Zeit starren in dessen Zentrum tausend geladene Gäste auf die große Leinwand des „Steve Jobs Theater“.
Der verstorbene Namensgeber und legendäre Apple-Gründer ist es dann auch, der Apples jüngste Produktpräsentation mittels Leinwandmonologs eröffnet. Bevor kurz darauf Tim Cook aus dem Schatten Jobs’ tritt. An diesem kalifornischen Vormittag, in Mitteleuropa ist es kurz nach 19 Uhr, soll der nachdenkliche 56-Jährige Apple in ein neues Hauptquartier und das Paradeprodukt iPhone auf einen neuen Weg führen.
Zunächst aber werden Neuigkeiten zu Apples Datenuhr „Apple Watch“präsentiert. 50 Prozent mehr Produkte als vor einem Jahr hätte man im letzten Quartal verkauft. Zudem legt Apple nach und zeigt mit der „Series 3“erstmals eine Uhr mit Telefonfunktion. Die Antenne ist im Display versteckt, Lautsprecher, Mikrofon und eine Elektro-SIM machen das Handy obsolet. Der erste Stimmungskiller für die heimische Fangemeinde: In Österreich gibt es die neue Uhr ab 22. September – aber nur ohne Telefonfunktion.
In Wahrheit aber warten die Jünger des IT-Riesen im Saal und vor den Livestream-Bildschirmen ohnehin auf ein anderes Produkt. Daran kann auch die Vorstellung der neuen Generation von Apple TV – 4K-tauglich – nichts ändern. Nach knapp 50 Minuten ist es so weit: Apple stellt neue iPhones vor.
Zunächst das iPhone 8 und das größere iPhone 8+ als optisch legitime Nachfolger des Vorjahres- modells, aber mit völliger Glasumrahmung, kabellosem Laden oder schnellerem A11-Chip. Und dann, Tim Cook ist auf die Bühne zurückgekehrt: „One more thing“– eine Sache noch.
Tatsächlich greift Apple mit dem iPhone X („zehn“) tief in die technische Trickkiste. Das 999 US-Dollar teure Gerät setzt auf ein rahmenloses OLED-Display und raffinierte Kameratechnologien. Fingerabdrucksensor und Home-Button sind verschwunden und werden durch Gesichtserkennung abgelöst. Mit der dreidimensionalen „Face ID“soll auch der Bildschirm entsperrt und mit dem Smartphone bezahlt werden. Die Bewegung von 50 Gesichtsmuskeln wird in Echtzeit ausgelesen, animierte Emojis („Animojis“) geben der mächtigen Technologie ein spielerisches Antlitz. Ausgeliefert wird das Jubiläums-iPhone ab 3. November.
„Ich denke, Steve würde stolz sein“, schließt Tim Cook mit demütig sinkendem Haupt den dramaturgischen Kreis.