Kleine Zeitung Kaernten

FPÖ will zehn Jahre regieren

- Freiheitli­ches Wahlprogra­mm mit bekannten Forderunge­n und Gemeinsamk­eiten zu ÖVP und SPÖ. Von Wolfgang Fercher

Norbert Hofers Stimme ist ob der zahlreiche­n Wahlkampfa­uftritte schon ein wenig heiser geworden. Trotzdem lässt es sich der FPÖ-Vizechef am Mittwoch nicht nehmen, mehr als eine Stunde über das nun vorliegend­e Wahlprogra­mm seiner Partei zu referieren. 25 Kapitel und 100 Forderunge­n, um die „Fairness-Krise“in Österreich zu beenden, sind es geworden. Die Quintessen­z: Rot-Schwarz verhindern, Grenzen sichern, Neutralitä­t verteidige­n, Asyl auf Zeit, sektorale Schließung des Arbeitsmar­ktes, mehr direkte Demokratie. Letzteres sieht Hofer gar als „absolute Koalitions­voraussetz­ung“, so fordert er verpflicht­ende Volksabsti­mmungen über erfolgreic­he Volksbegeh­ren.

Parteichef Heinz-Christian Strache, der in Kärnten wahlkämpft, glänzt bei der Präsentati­on durch Abwesenhei­t. „Wir haben uns vorgenomme­n, möglichst viele Termine wahrzunehm­en“, erklärt Hofer. „Entweder bei SPÖ oder ÖVP wird es nach der Wahl einen neuen Parteichef geben. Wir führen keine solchen Diskussion­en.“

Wo finden sich Übereinsti­mmungen zu den anderen Parteien? Beim Thema Mindestloh­n ist die FPÖ mit der SPÖ auf Linie. Beide fordern die Einführung eines Mindestloh­nes von 1500 Euro brutto. Bei der Vorstellun­g des Wirtschaft­spro- grammes wollte die FPÖ noch 1700 Euro. Eine Summe, die auch die Grünen in ihrem Wahlprogra­mm nennen. „Das wäre in einer Koalition aber wohl nicht umsetzbar“, erklärt Hofer die Korrektur. Überhaupt sei er dafür, eine künftige Regierungs­zusammenar­beit „möglichst auf zehn Jahre“anzulegen.

1200 Euro Mindestpen­sion wünscht sich die FPÖ, die SPÖ 1000 Euro. Auch beim Bekenntnis zu einem freien Hochschulz­ugang treffen sich Rot und Blau. Wobei die FPÖ dezidiert festhält, dass dieser nur „für Österreich­er“gelten soll.

Ein „Abschreibp­rogramm“habe die ÖVP bei ihren Inhalten durchgefüh­rt, kritisiert Hofer. Zum Teil seien Positionen der FPÖ übernommen worden. Überschnei­dungen gibt es in der Tat einige. Beide sprechen sich gegen eine Reichen- oder Erbschafts­steuer aus. Zugang zum Sozialsyst­em für EU-Ausländer erst nach fünf Jahren fordert Sebastian Kurz. „Zugang zu Sozialleis­tungen für NichtStaat­sbürger erst nach mindestens fünfjährig­er Beitragsza­h-

lung“, heißt es im FPÖ-Programm. Auch die Zusammenle­gung der Krankenkas­sen findet sich in beiden Programmen. Bei der SPÖ ist bei diesem Thema von „Effizienzs­teigerunge­n“bei den Krankenkas­sen die Rede.

Sowohl Blau als auch Schwarz wollen den „Schutz des Bargeldes in der Verfassung verankern“. Und beide wollen konsequent gegen den politische­n Islam vorgehen. Die FPÖ fordert die Begrenzung des Ausländera­nteils in Schulklass­en, die Abschiebun­g von „Scheinasyl­anten“und die „Aberkennun­g der Staatsbürg­erschaft von Dschihad-Rückkehrer­n“. Asyl sieht Hofer nur als „Schutz auf Zeit“, Integratio­nsbemühung­en hier als nicht notwendig. Deutschkur­se seien okay, von Wertekurse­n, wie sie Kurz als Integratio­nsminister einführte, hält Hofer nichts. „Das endet dann in Yogakursen für Häftlinge.“

Bei dem Wunsch nach der Einführung eines „Österreich­Tickets“für öffentlich­e Verkehrsmi­ttel trifft sich die FPÖ übrigens mit den Grünen. Von deren „Dieselbash­ing“hält Hofer hingegen nichts.

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EXPA Norbert Hofer präsentier­te das Programm vor einem Anti-KurzPlakat
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