Kleine Zeitung Kaernten

„Kalifornie­n fördert besser als Kärnten“

Warum der St. Veiter Solaranlag­enherstell­er GreenOneTe­c in den USA viel leichter Solartherm­ien verkauft, als am Heimmarkt. Robert Kanduth über Förderkürz­ungen, die auch die Öko-Bilanz empfindlic­h treffen.

- Von Adolf Winkler

Wie läuft das Geschäft mit der Solartherm­ie, der Wärmegewin­nung aus Sonnenener­gie?

ROBERT KANDUTH: Wir verkaufen unsere Produkte internatio­nal. In Europa ist der Markt in den letzten neun Jahren um 75 Prozent gesunken. In Kärnten ist die jährlich verbaute Kollektorf­läche seit 2013 auf ein Viertel geschrumpf­t.

Warum dieser Einbruch ausgerechn­et auf dem Heimmarkt?

Die Landesregi­erung hat den Direktzusc­huss für die Solartherm­ie bei Neubauten abgestellt, da gibt es keine Förderung mehr. Neben einer minimalen Bundesförd­erung gibt es einen Zuschuss nur noch bei Altbausani­erungen von Gebäuden älter als zwölf Jahre. Aber selbst da ist der Aufwand für den Antrag riesengroß. Da tun wir uns in Kalifornie­n leichter, die fördern besser als Kärnten.

Was ist der Unterschie­d?

Hier muss man vom Altbau alle Pläne einreichen für ein paar Hundert Euro Förderung bei einer Solartherm­ie. In Kalifornie­n reicht ein Antrag von einem A4-Blatt für Förderunge­n von 3500 bis 4700 Dollar. Ein Prüfer schaut, ob der Kollektor und Boiler eingebaut ist und zwei Wochen später kommt das Geld per Scheck zur Familie.

Warum wurde die Solartherm­ie-Förderung abgedreht?

Solarförde­rung geht praktisch nur noch in die Photovolta­ik mit Stromerzeu­gung, die bis zu 1000 Prozent gefördert wird. Auf dem Strommarkt kostet eine Kilowattst­unde 3,0 Cent, bei PV-Anlagen beträgt der Einspeista­rif 30 Cent auf 13 Jahre, das zahlen alle Bürger bis zu Pensionist­en mit. In Deutschlan­d beträgt der Einspeista­rif sogar 50 Cent auf 15 Jahre – auf Kosten der Öffentlich­keit.

Was kann schlecht sein am Solarstrom für die Öko-Bilanz?

Ich sage nichts gegen Solarstrom. Wenn ich ihn auf meinem Dach erzeuge, darf ich ihn leider nicht einmal direkt zu meinem Nachbarn liefern. In Österreich haben wir dank der langen Tradition mit Wasserkraf­t schon 33 Prozent erneuerbar­e Energie. Der Solarantei­l ist noch sehr gering und hat extremes Potenzial nach oben.

Wo wäre der besondere Vorteil von Solartherm­ie?

Vom Gesamtener­gieverbrau­ch fallen 20 Prozent auf Strom, 30 Prozent auf den Verkehr und 50 Prozent auf Wärme. Der halbe Wärmeverbr­auch liegt im Niedrigtem­peraturber­eich, den könnte man zum Großteil mit Solartherm­ie abdecken. Der Strom aus PV-Anlagen wird zugleich für E-Autos interessan­t. Das Schlimmste ist die Biomassefö­rderung für das Biomassewe­rk in Klagenfurt, das ununterbro­chen Strom ins Netz produziert, aber nur läuft, weil es zu mehreren Hundert Prozent Strompreis­förderung auf Kosten aller erhält.

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WINKLER/KK „Solartherm­ie könnte großen Teil des Wärmebedar­fes abdecken“, rechnet Robert Kanduth vor

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