Kabellose Kampfansage
Akkuladen ohne Kabel? Während die Technik von einigen Herstellern schon länger verwendet wird, könnte Apple mit seinem neuen iPhone nun für den Durchbruch sorgen.
Die „Zukunft des Smartphones“(AppleBoss Tim Cook) kostet in Europa knapp 1300 Euro. Zumindest, wenn man sich das neue iPhone X in der großzügigen Variante mit 256 Gigabyte Speicherplatz leistet.
Am Tag nach der durchwegs spektakulären Präsentation der neuen Produkte war aber nicht nur der enorme Preis des neuen Apple-Premiumgeräts Thema. Vielerorts wurde bemängelt, dass Apple Bekanntes schlichtweg in neue Kleider hüllte. Ein Vorwurf, der grundsätzlich einmal nicht von der Hand zu weisen ist.
Einen fast randlosen OLED-Bildschirm konnte man heuer etwa schon bei zahlreichen anderen Smartphones bewundern – darunter das Galaxy S8 und Note 8 von Samsung, das G6 von LG oder das Essential-Phone von Android-Erfinder Andy Rubin. In Sachen Dual-Kamera und Bildauflösung waren Huawei und Sony die Vorreiter und auch kabellose Ladetechnologien kennt man von Apples Konkurrenz seit geraumer Zeit. So konnte bereits das Smartphone Palm Pre ohne Kabel aufgeladen werden, das im Jänner 2009 auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas vorgestellt wurde.
Zwei Dinge werden von den Apple-Kritikern aber gerne weggelassen. Zum einen scheint die 3D-Komposition aus Cupertino tatsächlich in neue, technologische Dimensionen vorzustoßen und zum anderen könnten Apples Weiterentwicklungen und Markenmacht manch bekannter Technologie nun zum Durchbruch verhelfen.
So ist es denkbar, dass Apples Ladestation „Airpad“kabelloses Laden salonfähig macht. Die Anwendungsgebiete jedenfalls scheinen riesig. Hotels könnten ihre Zimmer mit drahtlosen „QiLadeschalen“für ihre Gäste auszustatten, auf Flughäfen wird die Technologie ohnehin schon verwendet. Auch Möbelriese Ikea
tüftelt bereits seit geraumer Zeit an Leuchten und Tischen mit integrierten Qi-Flächen.
„Qi“steht übrigens für den aktuellen Standard, der „drahtlosen Energieübertragung mittels elektromagnetischer Induktion über kurze Distanzen“möglich macht, wie es recht technisch heißt. Kürzer: Eine Vielzahl von unterschiedlichen Endgeräten – egal, ob Smartphone, Tablet oder Da- tenuhr – kann dadurch die gleichen Ladestationen nutzen.
Was übrigens während der jüngsten iPhone-Präsentation nahezu unbemerkt blieb: Apple setzt nun erstmals auf eine Schnellladetechnologie, die 50 Prozent Akku in 30 Lademinuten garantiert. Warum das keiner der Apple-Bosse frohlockend mitteilte? Bei vielen Android-Geräten ist die Technologie Standard.