Myanmars „Lady“bricht ihr Schweigen
Friedensnobelpreisträgerin Suu Kyi sprach nun über Rohingya-Krise.
Ihr Name stand auf einer Stufe mit Mahatma Gandhi, Nelson Mandela und Martin Luther King. Als Friedensnobelpreisträgerin von 1991 war Aung San Suu Kyi die Ikone einer Generation. Zumal sie es sogar schaffte, der Militärjunta in Myanmar mit friedlichem Widerstand zumindest einen Teil der Macht zu entwinden. Dafür nahm sie 15 Jahre Isolation unter Hausarrest in Kauf – und die Trennung von ihren Kindern und ihrem sterbenden Ehemann.
Seit März 2016 – nach rund einem halben Jahrhundert Militärherrschaft – steht die 72-Jährige erstmals wieder einer gewählten Regierung vor. Jetzt allerdings ist vom guten Ruf der „Lady“, wie die Frau mit dem Oxford-Englisch auch genannt wird, nicht mehr viel übrig. Wegen der brutalen Behandlung der Minderheit der Rohingya durch das Militär, mit dem sie zusammen regiert, wird Suu Kyi international kritisiert – auch, weil sie zu lange schwieg. Der seit Jahren andauernde Konflikt zwischen der buddhistischen Mehrheit und der muslimischen Minderheit war Ende August eskaliert. Das Militär reagierte mit brutaler Gewalt. Hunderte Rohingya wurden getötet, Dörfer niedergebrannt, mehr als 400.000 flüchteten nach Bangladesch. Die UNO spricht von „ethnischen Säuberungen“.
Erst gestern brach die „Lady“– wohl auch aus Angst, in der Wählergunst zu sinken – ihr Schweigen. Im Fernsehen verurteilte sie die Menschenrechtsverletzungen und erklärte sich bereit, die Geflüchteten wieder aufzunehmen. Ausländische Diplomaten sollen ins Land gelassen werden. Kritiker vermissten jedoch einmal mehr deutlichere Worte – wie sie einer Friedensnobelpreisträgerin würdig wären.