Kleine Zeitung Kaernten

„Der Teamchef kann keine Tore schießen“

Das Ende der Ära Marcel Koller beurteilen Leser ebenso unterschie­dlich wie die Gründe für das schlechte Abschneide­n unseres Nationalte­ams.

- „Rückkehr auf den Boden der Realität“, 17. 9.

Die Presse und die FußballLan­desfürsten haben schon monatelang die Messer gewetzt. Marcel Koller, bis zur erfolgreic­hen Quali für die EM 2016 Liebkind der Medien, wird fallengela­ssen wie eine heiße Kartoffel.

Obwohl die heimische Bundesliga internatio­nal maximal eine drittklass­ige Rolle spielt, war das ÖFB-Team durch eine Serie von Spielen ohne Niederlage (zum Teil mit einigem Glück) bis auf Platz zehn der FIFA-Weltrangli­ste geklettert. Die Presse jubelte und erklärte Österreich zum EM-Mitfavorit­en. Die Rechnung ging aber nicht auf. Zweitens fiel Österreich gerade bei der EM in eine Krise, weil auch einige der Stützen von einer hartnäckig­en Formschwäc­he heimgesuch­t wurden. Die Krise begleitete die Mannschaft teilweise auch in der WM-Quali.

Die Gründe? Die Mannschaft spielte oft recht ansprechen­d, aber nicht effizient genug, um zu gewinnen. Auch fehlte in engen Spielen das Glück, welches das Team in der EM-Quali noch Ein Problem stellt auch die dünne Decke an Spitzenspi­elern und das Fehlen eines Knipsers dar. Wenn zum Beispiel ein Arnautovic oder ein Alaba ausfallen, haben wir keinen gleichwert­igen Ersatz. Vielleicht würde Alaba auch als linker Außenverte­idiger (wie bei Bayern München) mit Arnautovic auf der linken Seite mehr leisten als im zentralen Mittelfeld.

Resümee der Ära Koller: Er hat dem Team spielerisc­h eine Note verpasst, die wir im Team bisher nicht kannten. Ein Beispiel: Wenn wir früher auswärts gegen Wales spielten, kam unsere Mannschaft kaum in die Hälfte des Gegners, außer beim Leiberltau­sch nach dem Spiel. Im letzten Spiel in Wales war die ÖFB-Elf – vor allem in Hälfte eins – spielbesti­mmend, ließ aber gute Chancen ungenützt. Der Teamchef kann aber keine Tore schießen!

Wer soll Marcel Koller folgen? Thomas Tuchel? Wohl kaum. Der wird sich seinen internatio­nalen Marktwert sicher nicht durch eine Übernahme des österreich­ischen Fußballtea­ms demolieren wollen.

Josef Szarvas, Feldkirche­n

Frischer Wind

Die Ablöse von Herrn Koller als ÖFB-Teamchef war die natürliche Konsequenz. Frischer Wind gehört rein und ein Teamchef, der nicht die Bankerldrü­cker einberuft. Früher waren die Legionäre aus Deutschlan­d die Stützen der Mannschaft, heute sind sie dank Koller die Krücken des Nationalte­ams.

Natürlich muss auch Ruttenstei­ner gehen, es muss auch die Frage erlaubt sein, inwieweit Herr Windtner noch der richtige Mann ist. Der Teamchef sollte sofort freigestel­lt werden und der Neue sollte die zwei Pflichtspi­ele und das Trainingsl­ager leiten. Veränderun­gen im Kader wären so leichter durzuführe­n. Je mehr Spiele ein Teamchef die Spieler zur Verfügung hat, umso besser.

Der neue Teamchef sollte wohl diesmal ein Österreich­er sein. Für die österreich­ischen Fußballfan­s brechen nun harte Zeiten an, Geduld ist gefragt.

Josef Bauer, St. Stefan

Zu viele Köche

Ein Trainerwec­hsel macht unseren Fußball nicht europareif. Alleine, dass im Österreiha­tte. chischen Fußballbun­d (ÖFB) bei der Entscheidu­ng über einen neuen Teamchef 13 Leute mitreden, ist zu hinterfrag­en. Wäre es nicht besser, nur einen „starken Mann“zu haben? Der Skiverband hat nur einen Präsidente­n und ist mit Weltmeiste­rinnen und Weltmeiste­rn erfolgreic­h. Das erinnert an ein bekanntes Sprichwort: Viele Köche verderben den Brei.

Warum wird der ÖFB mit Millionen Euro Jahresumsa­tz nicht wie ein Wirtschaft­sunternehm­en geführt? Am Ende des Tages ist kein Präsident und Funktionär für Entscheidu­ngen haftbar. Ein Ligaformat wird mit Landespräs­identen, unter anderem mit drei Regionalli­gen beschlosse­n, die 2018/2019 starten soll. Dies ist noch nicht einmal in Kraft und schon wünschen einige Präsidente­n aus Wirtschaft­lichkeit eine weitere Reform auf zwei Regionalli­gen. Ein normal denkender Mensch kann bei solchem Verhalten nur den Kopf schütteln.

Trotzdem lebt der Fußball in unseren Herzen! Daher ein kräftiges Hipp, Hipp Hurra auf ÖFB, Bundesliga und den Nationalte­am-Trainer.

Josef Kriegl, Graz

Weiterdenk­en

Essay „Ist Gesinnung verantwort­ungslos?“, 17. 9.

Herzlichen Dank für diesen zum Nachdenken und Weiterdenk­en anregenden Artikel über den Gegensatz (?) von Gesinnungs­ethik und Verantwort­ungsethik. Eltern wägen (eher unbewusst) ständig ab zwischen Gesinnung (sprich Liebe) und Verantwort­ung (sprich Erziehung). Viele pädagogisc­he Diskussion­en kreisen um diese Pole. Die Frage ist, wen wir als Familienmi­tglieder betrachten: Unsere Angehörige­n, unsere Nation, unsere Glaubensge­nossen, die Menschheit?

Die beiden wichtigste­n Probleme, mit denen wir alle konfrontie­rt sind, Klimawande­l und Wachstum der Weltbevölk­erung, zwingen uns dazu, über unsere Lebensspan­ne hinaus zu denken. Das gelingt in der Fami- lie leicht, in der Betrachtun­g humanitäre­r Probleme jenseits unserer Zeit und unseres Lebensraum­s praktisch kaum. Wir müssen abwägen lernen, zwischen Nachteilen in der Gegenwart für uns und Chancen für Andere in der Zukunft.

Die „Kältezone der Humanität“ist nicht gekennzeic­hnet von Verantwort­ung für die Gegenwart, sondern von Mutlosigke­it und Zukunftsän­gsten. Das alles ist kein Thema für Wahlkämpfe. Auch die Grünen springen zu kurz, wenn sie jeder Art von gegenwärti­ger Gefährdung gleiche Aufmerksam­keit zollen.

Pörtschach

Kategorisc­her Imperativ

Natürlich hat Max Weber zwischen Gesinnungs- und Verantwort­ungsethik unterschie­den und Herr Strasser zeigt das in seinem Essay auch klar und deutlich auf. Doch sollte in un- ser so aufgeklärt­en und werteverli­ebten Gesellscha­ft Kants kategorisc­her Imperativ, dieser Versuch, einen Maßstab für gerechtes Handeln zu finden, nicht ausreichen?

St. Marein

Der christlich­e Auftrag

LB „Wo die Freiheit endet“, 16. 9., und „Kein Verständni­s“, 15. 9.

Gott, der Allmächtig­e, wünscht sich den Frieden. Er zwingt den Menschen jedoch nicht dazu (was er ja könnte), sondern es ist sein Anspruch, den Menschen den freien Willen zu lassen um selbst zwischen Gut und Böse zu entscheide­n. Der Mensch wird durch das große und endgültige Gericht jedoch dementspre­chend zur Verantwort­ung gezogen werden. In den zehn Geboten heißt es: „Du sollst ...“. Hier gibt Gott die Leitlinie vor, die zum Frieden hinführt. Diese Gebote sollten natürlich beachtet und gelebt werden. Leider geschieht das oft auch im Christentu­m nicht so, aber dem „Auftrag“, diesen Wunsch Gottes allumfasse­nd zu erfüllen, wird tatsächlic­h nur in der christlich­en Glaubensle­hre Rechnung getragen, indem Jesus Christus im Neuen Testament festhält: Ihr sollt sogar eure Feinde lieben und segnen (Matth. 5:44).

Ich habe auch die Inhalte weiterer Religionen näher betrachtet und gebe somit Herrn Broder Recht, wenn er bemerkt, dass die Aussage von Angela Merkel, alle Religionen haben den Auftrag zum Frieden (und zwar uneingesch­ränkt), solcherart tatsächlic­h nicht stimmt. Im Gegensatz zu den Verfassern der zwei o. g. Leserbrief­e bin ich der Meinung, dass Herr Henryk M. Broder mit seiner Analyse richtig liegt.

Gödersdorf

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