„Der Teamchef kann keine Tore schießen“
Das Ende der Ära Marcel Koller beurteilen Leser ebenso unterschiedlich wie die Gründe für das schlechte Abschneiden unseres Nationalteams.
Die Presse und die FußballLandesfürsten haben schon monatelang die Messer gewetzt. Marcel Koller, bis zur erfolgreichen Quali für die EM 2016 Liebkind der Medien, wird fallengelassen wie eine heiße Kartoffel.
Obwohl die heimische Bundesliga international maximal eine drittklassige Rolle spielt, war das ÖFB-Team durch eine Serie von Spielen ohne Niederlage (zum Teil mit einigem Glück) bis auf Platz zehn der FIFA-Weltrangliste geklettert. Die Presse jubelte und erklärte Österreich zum EM-Mitfavoriten. Die Rechnung ging aber nicht auf. Zweitens fiel Österreich gerade bei der EM in eine Krise, weil auch einige der Stützen von einer hartnäckigen Formschwäche heimgesucht wurden. Die Krise begleitete die Mannschaft teilweise auch in der WM-Quali.
Die Gründe? Die Mannschaft spielte oft recht ansprechend, aber nicht effizient genug, um zu gewinnen. Auch fehlte in engen Spielen das Glück, welches das Team in der EM-Quali noch Ein Problem stellt auch die dünne Decke an Spitzenspielern und das Fehlen eines Knipsers dar. Wenn zum Beispiel ein Arnautovic oder ein Alaba ausfallen, haben wir keinen gleichwertigen Ersatz. Vielleicht würde Alaba auch als linker Außenverteidiger (wie bei Bayern München) mit Arnautovic auf der linken Seite mehr leisten als im zentralen Mittelfeld.
Resümee der Ära Koller: Er hat dem Team spielerisch eine Note verpasst, die wir im Team bisher nicht kannten. Ein Beispiel: Wenn wir früher auswärts gegen Wales spielten, kam unsere Mannschaft kaum in die Hälfte des Gegners, außer beim Leiberltausch nach dem Spiel. Im letzten Spiel in Wales war die ÖFB-Elf – vor allem in Hälfte eins – spielbestimmend, ließ aber gute Chancen ungenützt. Der Teamchef kann aber keine Tore schießen!
Wer soll Marcel Koller folgen? Thomas Tuchel? Wohl kaum. Der wird sich seinen internationalen Marktwert sicher nicht durch eine Übernahme des österreichischen Fußballteams demolieren wollen.
Josef Szarvas, Feldkirchen
Frischer Wind
Die Ablöse von Herrn Koller als ÖFB-Teamchef war die natürliche Konsequenz. Frischer Wind gehört rein und ein Teamchef, der nicht die Bankerldrücker einberuft. Früher waren die Legionäre aus Deutschland die Stützen der Mannschaft, heute sind sie dank Koller die Krücken des Nationalteams.
Natürlich muss auch Ruttensteiner gehen, es muss auch die Frage erlaubt sein, inwieweit Herr Windtner noch der richtige Mann ist. Der Teamchef sollte sofort freigestellt werden und der Neue sollte die zwei Pflichtspiele und das Trainingslager leiten. Veränderungen im Kader wären so leichter durzuführen. Je mehr Spiele ein Teamchef die Spieler zur Verfügung hat, umso besser.
Der neue Teamchef sollte wohl diesmal ein Österreicher sein. Für die österreichischen Fußballfans brechen nun harte Zeiten an, Geduld ist gefragt.
Josef Bauer, St. Stefan
Zu viele Köche
Ein Trainerwechsel macht unseren Fußball nicht europareif. Alleine, dass im Österreihatte. chischen Fußballbund (ÖFB) bei der Entscheidung über einen neuen Teamchef 13 Leute mitreden, ist zu hinterfragen. Wäre es nicht besser, nur einen „starken Mann“zu haben? Der Skiverband hat nur einen Präsidenten und ist mit Weltmeisterinnen und Weltmeistern erfolgreich. Das erinnert an ein bekanntes Sprichwort: Viele Köche verderben den Brei.
Warum wird der ÖFB mit Millionen Euro Jahresumsatz nicht wie ein Wirtschaftsunternehmen geführt? Am Ende des Tages ist kein Präsident und Funktionär für Entscheidungen haftbar. Ein Ligaformat wird mit Landespräsidenten, unter anderem mit drei Regionalligen beschlossen, die 2018/2019 starten soll. Dies ist noch nicht einmal in Kraft und schon wünschen einige Präsidenten aus Wirtschaftlichkeit eine weitere Reform auf zwei Regionalligen. Ein normal denkender Mensch kann bei solchem Verhalten nur den Kopf schütteln.
Trotzdem lebt der Fußball in unseren Herzen! Daher ein kräftiges Hipp, Hipp Hurra auf ÖFB, Bundesliga und den Nationalteam-Trainer.
Josef Kriegl, Graz
Weiterdenken
Essay „Ist Gesinnung verantwortungslos?“, 17. 9.
Herzlichen Dank für diesen zum Nachdenken und Weiterdenken anregenden Artikel über den Gegensatz (?) von Gesinnungsethik und Verantwortungsethik. Eltern wägen (eher unbewusst) ständig ab zwischen Gesinnung (sprich Liebe) und Verantwortung (sprich Erziehung). Viele pädagogische Diskussionen kreisen um diese Pole. Die Frage ist, wen wir als Familienmitglieder betrachten: Unsere Angehörigen, unsere Nation, unsere Glaubensgenossen, die Menschheit?
Die beiden wichtigsten Probleme, mit denen wir alle konfrontiert sind, Klimawandel und Wachstum der Weltbevölkerung, zwingen uns dazu, über unsere Lebensspanne hinaus zu denken. Das gelingt in der Fami- lie leicht, in der Betrachtung humanitärer Probleme jenseits unserer Zeit und unseres Lebensraums praktisch kaum. Wir müssen abwägen lernen, zwischen Nachteilen in der Gegenwart für uns und Chancen für Andere in der Zukunft.
Die „Kältezone der Humanität“ist nicht gekennzeichnet von Verantwortung für die Gegenwart, sondern von Mutlosigkeit und Zukunftsängsten. Das alles ist kein Thema für Wahlkämpfe. Auch die Grünen springen zu kurz, wenn sie jeder Art von gegenwärtiger Gefährdung gleiche Aufmerksamkeit zollen.
Pörtschach
Kategorischer Imperativ
Natürlich hat Max Weber zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik unterschieden und Herr Strasser zeigt das in seinem Essay auch klar und deutlich auf. Doch sollte in un- ser so aufgeklärten und werteverliebten Gesellschaft Kants kategorischer Imperativ, dieser Versuch, einen Maßstab für gerechtes Handeln zu finden, nicht ausreichen?
St. Marein
Der christliche Auftrag
LB „Wo die Freiheit endet“, 16. 9., und „Kein Verständnis“, 15. 9.
Gott, der Allmächtige, wünscht sich den Frieden. Er zwingt den Menschen jedoch nicht dazu (was er ja könnte), sondern es ist sein Anspruch, den Menschen den freien Willen zu lassen um selbst zwischen Gut und Böse zu entscheiden. Der Mensch wird durch das große und endgültige Gericht jedoch dementsprechend zur Verantwortung gezogen werden. In den zehn Geboten heißt es: „Du sollst ...“. Hier gibt Gott die Leitlinie vor, die zum Frieden hinführt. Diese Gebote sollten natürlich beachtet und gelebt werden. Leider geschieht das oft auch im Christentum nicht so, aber dem „Auftrag“, diesen Wunsch Gottes allumfassend zu erfüllen, wird tatsächlich nur in der christlichen Glaubenslehre Rechnung getragen, indem Jesus Christus im Neuen Testament festhält: Ihr sollt sogar eure Feinde lieben und segnen (Matth. 5:44).
Ich habe auch die Inhalte weiterer Religionen näher betrachtet und gebe somit Herrn Broder Recht, wenn er bemerkt, dass die Aussage von Angela Merkel, alle Religionen haben den Auftrag zum Frieden (und zwar uneingeschränkt), solcherart tatsächlich nicht stimmt. Im Gegensatz zu den Verfassern der zwei o. g. Leserbriefe bin ich der Meinung, dass Herr Henryk M. Broder mit seiner Analyse richtig liegt.
Gödersdorf