Kleine Zeitung Kaernten

„Ich will der sein, auf den man schaut“

Ferdinand Habsburg sorgt in der Formel 3 für Furore. Irgendwann will er ein gut bezahlter Rennfahrer sein – es muss nicht unbedingt die Formel 1 sein.

- Von Gerald Enzinger FERDINAND HABSBURG:

Sie leben in England, sind in Kroatien getauft, haben viele Fans in Ungarn und kommen nun mit der Formel-3-Europameis­terschaft nach Spielberg.

Mein Heimrennen, keine Frage. Darauf freue ich mich schon seit Monaten. Ich will unbedingt zeigen, was ich kann.

Was sind Ihre Stärken?

Ich mag schnelle Kurven und bin ganz gut auf der Bremse. In Zandvoort habe ich mich über ein Überholman­över besonders gefreut – außen, wo sonst keiner vorbeikam.

Stärken, die Sie ausspielen – zuletzt siegten Sie in Spa. Ein ganz besonderer Sieg. Es gibt kaum eine bessere Strecke, um sein erstes Rennen zu gewinnen. Obwohl: Die besten Strecken für den ersten Sieg sind die, die ganz am Anfang der Saison sind.

Die Zeit in der Formel 3 gilt als entscheide­nd für eine Karriere. Worüber haben Sie vor Ihrer ersten Formel-3-Saison nachgedach­t? Über vieles. Früher hat mir oft die Konstanz gefehlt. Ich denke, ich bin in den letzten vier, fünf Wochenende­n immer um das Podium gefahren. Darauf kann ich mit Stolz zurückscha­uen. Dann ist es natürlich eine Herausford­erung, meinen Teamkolleg­en Lando Norris zu chal- lengen. Der ist 17 Jahre alt und in England schreiben sie: Das wird der neue Lewis Hamilton. So einen Teamkolleg­en zu haben treibt dich an deine Grenzen, es macht dich besser.

Norris hat zuletzt bei Formel1-Tests im McLaren geglänzt. Hebt das das Ansehen der Formel 3? Jeder, der sich auskennt, weiß: Norris ist der außergewöh­nlichste Fahrer meiner Altersgrup­pe. Ich denke, neben Verstappen ist er der Formel-3-Pilot, der in seiner ersten Saison am meisten für Aufsehen gesorgt hat. Aber ich muss mich auf mich konzentrie­ren. Weil wenn ich nur auf ihn schaue, dann bin ich im wahrsten Sinne des Wortes nur am Folgen.

Seit wann sind Sie von sich überzeugt? Da gab es mehrere Momente: 2016, als ich oft unter Druck richtig reagiert habe. Heuer nach einigen Rennen, als ich spürte, wie ich immer weiter nach vorn komme. Der nächste Schritt müsste nun so sein: reinkommen auf der Strecke und sofort der sein, auf den man schaut: Was tut er? Nicht der sein, der nur auf andere blickt. Dieser Respekt wird mehr.

Obwohl Sie vielleicht die finanziell­en Mittel für eine schnellere Karriere hätten, arbeiten Sie Se-

rie für Serie ab und gehen eher kleinere Schritte. Ich denke, ich sollte nächstes Jahr wieder Formel 3 fahren, dort mein Bestes geben und versuchen, die Serie zu gewinnen.

Ordnen Sie einem Cockpit in der Formel 1 alles unter? Mein Traum ist es, ein gut bezahlter Rennfahrer zu sein. Ich will für das, was ich kann, gefragt sein. Mein Manager, der Engländer Jamie Campbell-Walter, denkt genauso. Er schaut nicht nur auf das nächste Jahr, sondern auch darauf, was das für das übernächst­e Jahr bedeutet.

Seit Max Verstappen als 17Jähriger in die Formel 1 kam, spürt man den enormen Druck, der auf dem Nachwuchs lastet. Ich halte nichts davon, sich vom Tempo anderer unter Druck setzen zu lassen. Ich will erst dann ein bezahlter Rennfahrer sein, wenn ich spüre: Jetzt bin ich dort und jetzt habe ich mir das Geld auch verdient.

Zur Person

Ferdinand Zvonimir HabsburgLo­thringen, geboren am 21. Juni 1997 in Salzburg.

Beruf: Rennfahrer. Karrierest­ationen:

2012–2014: Kartsport. 2014: Nordeuropä­ische Formel Renault 1.6 (Platz 4).

2015: Toyota Racing Series (Platz 11) und Nordeuropä­ische Formel Renault (Platz 19).

2016: Toyota Racing Series (Platz 4), Euroformul­a Open (Platz 2), Formel Renault 2.0 Eurocup (Platz 10), Nordeuropä­ische Formel Renault (Platz 11).

2017: Europäisch­e Formel 3: Sieg in Spa (28. Juli).

Klingt nach ganz oder gar nicht.

Das liegt in unserer Familie. Wir haben den Anspruch, es richtig gut zu machen. So bin ich aufgewachs­en. Wenn ich mich so entwickle, kann ich mir bei meiner ersten großen Unterschri­ft sicher sein: Der will mich, weil er mir vertraut – nicht meinem Namen.

Söhne aus sehr angesehene­n Familien nutzten den Rennsport oft als Ausdruck des Aufbegehre­ns. Bei Ihnen aber steht die Familie voll zum Rennsport.

Meine Mutter hat das perfekt formuliert: Wir wollen, dass du machst, was du willst. Aber wenn du es machst, musst du es richtig machen. Und sei gut darin! Am Anfang hat sie auch eher wie ein Sponsor agiert: Solange ich kaum Erfolg hatte, hat sie das nicht so interessie­rt. Aber kaum war der erste Sieg da, war sie vollkommen begeistert und voller Pläne und Ideen.

Wie nimmt man Sie mit Ihren Nachnamen in Europa wahr?

Ich lebe jetzt in England, auch deshalb, weil man sich dort nie lange mit meinem Namen aufhält. Die Engländer sind echte Racer und darum bedeutet es mir sehr viel, wenn ich von dort so viel Respekt als Rennfahrer bekomme. Für die ist mit Abstand das Wichtigste, was die Stoppuhr sagt. Aber auch, wie der Rennfahrer damit umgeht.

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KK Prinz mit Bleifuß: Ferdinand Habsburg gibt in der Formel 3 Gas

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