Kleine Zeitung Kaernten

„Wir werden unseren Kindern die Kindheit nehmen“

Wenn aus Angst vor Klagen in Kindergärt­en weniger geturnt und im Freien gespielt wird, seien die Kinder die Leidtragen­den, meinen Leser.

- Mag. Stefan Widitsch, Klaus Höllbacher, Karnburg Graz

„Turn-Urteil beunruhigt Kindergärt­en“, „Dicke Kinder: Ärzte für Fettsteuer“21. 9..

Egal welche Sicherheit­svorkehrun­gen wir schaffen werden, egal welche Regeln wir aufstellen werden, die unser aller Leben nicht leichter und lebenswert­er machen werden: Unfälle werden immer passieren. Gott sei Dank gehen sie in hohem Maße glimpflich aus. Es wird wohl kaum ein Kind erwachsen werden, ohne sich nicht irgendwann einmal zu verletzen. Doch mit dem Vorgehen, Aufsichtsp­ersonen oder Einrichtun­gen in so einem Fall zu klagen, werden wir die Bewegung unserer Kinder weiter reduzieren. Die Betreuungs­einrichtun­gen werden die Bewegungse­inheiten verringern. Unsere Kinder werden wohl dicker werden, nicht gesünder, aber dadurch sicherlich besser gepolstert. Wir werden ihnen aber die Kindheit nehmen. Und das alles mit dem – leider – unschlagba­ren Argument der Sicherheit.

Wie heutzutage üblich, lagern wir alles Denkbare aus, auch die Kindererzi­ehung. Dadurch können wir viel arbeiten und viel Geld verdienen, das dann für Geschenke zum Kompensier­en der nur minimal vorhandene­n Eltern-Kinder-Zeit oder in diesem Fall an Juristen ausgegeben wird, um die Kindererzi­eher zur Rechenscha­ft zu ziehen. Es ist traurig. Ich kann allen Erwachsene­n nur raten, was meine Eltern Gott sei Dank oft zu mir und meiner Schwester gesagt haben: Geht endlich raus spielen! (Am besten mit Euren Kindern.)

Es ist Zeit

Es ist Zeit, den Blick der Politik auf die Bewegung zu lenken. Die Erhaltung der Gesundheit, den Sport, die Fitness, egal, wie wir es nennen. Es ist Zeit, dass wir Sport als Gesundheit­spräventio­n sehen, dass Gelder der Gesundheit­svorsorge in die Förderung der Bewegung, den Bau der Sportstätt­en des Breitenspo­rts, der Gesundheit­smeilen, der Funparks und der Schwimmhal­len fließen.

Es ist Zeit, dass die Politik erkennt, dass bewegungsf­reudige Pädagogen rechtlich und versicheru­ngstechnis­ch abgesicher­t werden müssen. Es ist Zeit, dass Bewegungsa­nimateure unsere Generation 50-plus motivieren und ihnen helfen neue Sportarten kennenzule­rnen, um mit den Enkeln Spaß an der Bewegung zu haben. Es ist Zeit, dass das Sportminis­terium ein Breitenspo­rtminister­ium wird, welches von den Sozialvers­icherungen finanziell getragen wird und massiv in die Prävention investiert.

Es ist Zeit, dass wir die Programme der wahlwerben­den Parteien durchforst­en und nachschaue­n, welche Partei bereit ist einen gemeinsame­n Weg zu gehen. Es ist Zeit für eine Veränderun­g in der Gesundheit­spolitik, weg vom Versorgen hin zum Vorsorgen. Wann, wenn nicht jetzt?

Rücksichts­los

Ich finde das Ansinnen dieses Vaters typisch dafür, aus allem und jedem Kapital schlagen zu wollen. Ich finde es auch rücksichts­los dem Kind gegenüber, das ja aus diesem Beispiel lernt, Verantwort­ung auf andere abzuschieb­en. Das Kind wird es auch in Zukunft sicher nicht leicht haben, im Turnunterr­icht

Auch wenn nur vereinzelt so drastische Maßnahmen ergriffen werden, legt sich doch ein Mantel der Angst

über die Kinder in Turnsälen und Freibreich­en.

Waltraud Lamprecht,

St. Margarethe­n

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