„Wir werden unseren Kindern die Kindheit nehmen“
Wenn aus Angst vor Klagen in Kindergärten weniger geturnt und im Freien gespielt wird, seien die Kinder die Leidtragenden, meinen Leser.
„Turn-Urteil beunruhigt Kindergärten“, „Dicke Kinder: Ärzte für Fettsteuer“21. 9..
Egal welche Sicherheitsvorkehrungen wir schaffen werden, egal welche Regeln wir aufstellen werden, die unser aller Leben nicht leichter und lebenswerter machen werden: Unfälle werden immer passieren. Gott sei Dank gehen sie in hohem Maße glimpflich aus. Es wird wohl kaum ein Kind erwachsen werden, ohne sich nicht irgendwann einmal zu verletzen. Doch mit dem Vorgehen, Aufsichtspersonen oder Einrichtungen in so einem Fall zu klagen, werden wir die Bewegung unserer Kinder weiter reduzieren. Die Betreuungseinrichtungen werden die Bewegungseinheiten verringern. Unsere Kinder werden wohl dicker werden, nicht gesünder, aber dadurch sicherlich besser gepolstert. Wir werden ihnen aber die Kindheit nehmen. Und das alles mit dem – leider – unschlagbaren Argument der Sicherheit.
Wie heutzutage üblich, lagern wir alles Denkbare aus, auch die Kindererziehung. Dadurch können wir viel arbeiten und viel Geld verdienen, das dann für Geschenke zum Kompensieren der nur minimal vorhandenen Eltern-Kinder-Zeit oder in diesem Fall an Juristen ausgegeben wird, um die Kindererzieher zur Rechenschaft zu ziehen. Es ist traurig. Ich kann allen Erwachsenen nur raten, was meine Eltern Gott sei Dank oft zu mir und meiner Schwester gesagt haben: Geht endlich raus spielen! (Am besten mit Euren Kindern.)
Es ist Zeit
Es ist Zeit, den Blick der Politik auf die Bewegung zu lenken. Die Erhaltung der Gesundheit, den Sport, die Fitness, egal, wie wir es nennen. Es ist Zeit, dass wir Sport als Gesundheitsprävention sehen, dass Gelder der Gesundheitsvorsorge in die Förderung der Bewegung, den Bau der Sportstätten des Breitensports, der Gesundheitsmeilen, der Funparks und der Schwimmhallen fließen.
Es ist Zeit, dass die Politik erkennt, dass bewegungsfreudige Pädagogen rechtlich und versicherungstechnisch abgesichert werden müssen. Es ist Zeit, dass Bewegungsanimateure unsere Generation 50-plus motivieren und ihnen helfen neue Sportarten kennenzulernen, um mit den Enkeln Spaß an der Bewegung zu haben. Es ist Zeit, dass das Sportministerium ein Breitensportministerium wird, welches von den Sozialversicherungen finanziell getragen wird und massiv in die Prävention investiert.
Es ist Zeit, dass wir die Programme der wahlwerbenden Parteien durchforsten und nachschauen, welche Partei bereit ist einen gemeinsamen Weg zu gehen. Es ist Zeit für eine Veränderung in der Gesundheitspolitik, weg vom Versorgen hin zum Vorsorgen. Wann, wenn nicht jetzt?
Rücksichtslos
Ich finde das Ansinnen dieses Vaters typisch dafür, aus allem und jedem Kapital schlagen zu wollen. Ich finde es auch rücksichtslos dem Kind gegenüber, das ja aus diesem Beispiel lernt, Verantwortung auf andere abzuschieben. Das Kind wird es auch in Zukunft sicher nicht leicht haben, im Turnunterricht
Auch wenn nur vereinzelt so drastische Maßnahmen ergriffen werden, legt sich doch ein Mantel der Angst
über die Kinder in Turnsälen und Freibreichen.
Waltraud Lamprecht,
St. Margarethen