Unterm Mantel des Schweigens
Vielschichtige Performance für anspruchsvolle Theaterrezipienten: Susanne Kubelka hat sich von Leiko Ikemuras Kunstwerken zum Stück „absent.faces“inspirieren lassen.
Die Erinnerung gleicht einer sich auf und ab bewegenden Nähnadel, heißt es zu Beginn des Stückes. Eine Frau in weißem Nachthemd kniet auf dem Boden und ihre Hände gleiten in Zeitlupe über einen knisternden Teppich aus Plastikfolie. Pechschwarze Haarsträhnen verdecken ihr Gesicht. Sie verkörpert die Urgroßmutter der Protagonistin, die sich einst aus ihrem Leben zurückzog und 15 Jahre lang, bis zu ihrem Tod, nur noch flüsterte.
Die Frage nach dem Warum ist Kern der Inszenierung. So wie die auf die Wand projizierten Kunstwerke von Leiko Ikemura. In den verschwommenen Frauengestalten meint die Urenkelin (Susanne Kubelka), ihre Urgroßmutter wiederzuerkennen. Ein abstrakter Erinnerungsprozess setzt sich in Gang. Melancholische Pianomusik erfüllt den Raum und zahlreiche Symbole werden enthüllt, um gleich darunter neue Anspielungen zu entdecken. Ringsum hängt weiße Wäsche an den Wänden. „Das Vergessen ist weiß“, sagt eine Stimme. Das Publikum folgt dem Geschehen gebannt. Aber was ist es, das hier vergessen und zum Schweigen gebracht wurde? Antworten bleiben aus: Die Inszenierung kreist um das Unaussprechbare, um sich am Ende doch wieder davon zu entfernen. Eine vielschichtige Performance für anspruchsvolle Theaterrezipienten.
Termine: heute, 19 Uhr; 24. Sept. (11 Uhr, danach Künstlergespräch), 26./27. Sept (11 Uhr), 28. Sept. (19.30 Uhr), 29./30. Sept. (19 Uhr). Museum Moderner Kunst Kärnten. Karten: Tel. (0676) 33 91 479