Kleine Zeitung Kaernten

Epilepsie: Eine junge Frau kämpft gegen das Tabu.

Peter Pilz sprach in Kapfenberg über Lehren aus der Eurofighte­r-Misere und warum er sich ums Heer sorgt. Außerdem: was in der Integratio­n schiefläuf­t – und bei den Grünen.

- Von Thomas Rossacher

In der Musikschul­e Kapfenberg gaben am Freitag Nationalra­tswahl (15. Oktober) und Sicherheit­spolitik den Ton an. Am Pult: der gebürtige Kapfenberg­er Peter Pilz, der mit eigener Liste sogar „seinen“Grünen die Schneid abkaufen will. Für die kritischen Töne sorgten nicht nur Claudia Gigler (Kleine Zeitung) und Militär-/Sicherheit­sexperte Gerald Karner, sondern die Mitglieder der „jungen Jury“rund um Sara Schmidt, Benedikt Quinz und Martin Christian Huber.

Am Beginn stehen Reminiszen­zen an die Heimatstad­t des Vollblutpo­litikers: „Kapfenberg war einst die reichste Stadt Österreich­s“, blickte Pilz zurück. „Am 1. Mai stand der Bürgermeis­ter auf dem Balkon, die Festrede hielt der Willy Brandt.“Geprägt hat Pilz sein politische­s Elternhaus: „Bei uns wurde immer diskutiert.“Das war, nach roten „Umwegen“, bei den Grünen nicht anders. Aber: „Wir haben uns auseinande­rge- Die Grünen als „Spiegelpar­tei zur FPÖ“. Pilz war gerade in der Asylpoliti­k nicht auf Parteilini­e, wie sein strittiges „Österreich zuerst“-Papier deutlich macht. Pilz schwächte gestern ab: „Der Titel war dazu gedacht, meine Freunde zu pflanzen.“Inhaltlich stehe er dazu – nach seinem Besuch in Jordanien, im größten Flüchtling­slager. „Wenn es nur illegale Möglichkei­ten zur Migration gibt, kommen nur die stärksten, meist junge Männer zu uns.“Deren Integratio­n sei teils schwierig. Er forciert daher „legale Fluchtwege. Alle müssen sich einem Verfahren unterziehe­n und vor Ort vorbereite­t werden.“Nur legale Fluchtwege seien Motiv für die Menschen, zu warten. Wo? Den Begriff „Lager“bedauere er.

An Sebastian Kurz ließ Pilz erwartungs­gemäß kein gutes Haar. „Der Außenminis­ter führt Selbstgesp­räche mit dem Integratio­nsminister. Absurd. Wo sind die zusätzlich­en Lehrer, die wir für Deutschkur­se brauchen?“Und wo sei das Angebot an die jungen Wähler?, hakte Jurorin Schmidt (22) nach. „Die jungen Kandidaten sagen: Das größte Problem ist der Arbeitsmar­kt, sind die Praktika, die Scheinselb­stständigk­eit.“Viele hätten „keine Chance auf reguläre Arbeitsver­hältnisse“. Dann sei da die Ausbildung: Das Verhältnis Studenten zu Professore­n müsse sich bessern. „Nicht zu vergessen der Bereich Wohnen“, drängte Pilz etwa auf weniger befristete Mietverträ­ge.

Freilich ist dem Parlamenta­rier klar: Politische­s Gewicht hat man erst ab einem zweistelli­gen Ergebnis. Sofern man der Liste eine Allianz anbiete, ist „es eine Verpflicht­ung, hinzugehen und zu verhandeln“.

Militärexp­erte Karner konfrontie­rte Pilz damit, bei dessen Liste die Verteidigu­ngspolitik zu vermissen. Pilz betonte, er stehe zu einer europäisch­en Sicherheit­spolitik. Ein sinnvolles Mandat wäre „die europäisch­e Luftraumüb­erwachung“. Klar, das ist Revier des Eurofighte­r-„Aufdeckers“. Doch auch Karner geißelte die Vorgänge als „Katalebt.“

strophe“. Die Lehren? Strikte Trennung und Kontrolle, angefangen mit dem Pflichtenh­eft über Ausschreib­ung und Vergabe bis zur Beschaffun­g.

Dem Bundesheer sah Pilz ohnehin die Existenzfr­age drohen. Aufgabe des Heeres seien internatio­nale Einsätze. Nun aber ist Österreich auf Betreiben der Türken von Übungen ausgeschlo­ssen. „Wir sind die Kellerkind­er der Nato.“

Dabei halte er Hans Peter Doskozil (SPÖ) für „den ersten fähigen Verteidigu­ngsministe­r seit Langem“. Er würde ihn oft treffen, Stichwort Korruption­sbekämpfun­g. ÖVP-Innenminis­ter Wolfgang Sobotka warf Pilz indes vor, zu wenig gegen Spitzel aus Ankara etc. zu tun. Pilz zornig: „Rücktritt, fertig.“

Der nächste Kleine-Talk wird sich „Mittendrin in der Arbeitswel­t“bewegen: mit Christian Kern (SPÖ) in der GREENoneTE­C-Halle in St. Veit (25. September, ab 17 Uhr). Der Eintritt ist frei. Livestream online via App und auf kleinezeit­ung.at

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Peter Pilz in Kapfenberg. Er sieht seine Liste als „Gegengewic­ht“zur Regierung: „Wir sind die Zähne des Parlaments“
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Kandidat Pilz mit den „jungen Juroren“Huber, Quinz, Schmidt und Moderatori­n Gigler
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Militär-/Sicherheit­sexperte Karner

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