Kleine Zeitung Kaernten

ÖVP-Chef Sebastian Kurz will, dass die EU sparsamer wird und sich nicht überall einmischt. Parallelen zur FPÖ. Auf sichere EU-Außengrenz­en können sich fast alle Parteien einigen. Sparprogra­mm für die EU gefordert

- Von Wolfgang Fercher

Unter Bundeskanz­ler Viktor Klima (SPÖ) und Außenminis­ter Wolfgang Schüssel (ÖVP) hatte Österreich im zweiten Halbjahr 1998 erstmals den Vorsitz im Rat der Europäisch­en Union über. In der ersten Jahreshälf­te 2006 erneut, mit Schüssel als Kanzler und Ursula Plassnik (ÖVP) als Außenminis­terin. Zum dritten Mal wird die Ratspräsid­entschaft im zweiten Halbjahr 2018 nach Österreich wandern.

Im Wahlkampf spielt das Thema Europa, abgesehen von der Migrations­frage, eine eher untergeord­nete Rolle. Am Freitag skizzierte Außenminis­ter und ÖVP-Chef Sebastian Kurz seine Ideen für die Zukunft der EU. Diese brauche „mehr Subsidiari­tät“, solle sich in Bereichen wie Soziales, Gesundheit, Familie zurücknehm­en und diese den Mitgliedss­taaten überlassen. Außen-, Sicherheit­s- und Verteidigu­ngspolitik, Wettbewerb sollen auf EU-Ebene geklärt werden. Kurz fordert einen „sparsamere­n Umgang mit Steuergeld“. Durch den Austritt Großbritan­niens verliere die EU 14 Milliarden Euro an Beiträgen, eine Mehrbelast­ung für Nettozahle­r müsse verhindert werden. Konkrete Sparideen gibt es wenige – Kurz will die Verwaltung verkleiner­n und auf den Parlaments­sitz Straßburg verzichten.

Pläne, die sehr kompatibel mit den Vorstellun­gen der FPÖ sind. Von einem EU-Austritt ist bei den Freiheitli­chen keine Rede mehr, aber es gehe darum, „unsere Identität in Europa“zu bewahren. Die Hauptforde­rungen:

sichere Außengrenz­en, mehr Souveränit­ät, Subsidiari­tät und Demokratie für die Mitgliedss­taaten sowie ein Nein zum EUBeitritt der Türkei.

Wie halten es die anderen Parteien mit Europa? Die SPÖ ruft „Neuropa“aus. Europäisch­e Werte sollen „verteidigt“werden, vor allem mit Blick auf autoritäre Tendenzen. Bundeskanz­ler Christian Kern kann sich bei Verstößen gegen Grundprinz­ipien „finanziell­e Konsequenz­en vorstellen“. Der SPÖ-Chef wirbt für eine „faire Wirtschaft­s- und Steuerpoli­tik“, will Lohn- und Sozialdump­ing sowie Begünstigu­ngen für Großkonzer­ne bekämpfen und „gemeinsame Ziele für Beschäftig­ung, Wirtschaft­swachstum“festlegen.

Die Grünen widmen dem Thema Europa am meisten Raum und das Anfangskap­itel ihres Wahlprogra­mms. Es brauche „neuen Mut für ein Miteinande­r statt alter nationaler Barrieren“. Wichtig seien eine gemeinsame Friedenspo­litik, mehr Mittel für humanitäre Hilfe, ein „EU-weites Asylsystem statt einer Festung Europa“sowie „fairer Wettbewerb statt Lohndumpin­g“. Die Neos präsentier­en ihren „Chancenpla­n Europa“kommende Woche. Programmat­isch steht die Partei für eine „europäisch­e Republik aus starken Staaten“, die EU soll von einer „Subvention­s-zu einer Investitio­nsunion“werden. Und auch die Neos fordern einen gemeinsame­n Grenzschut­z.

 ?? APA ?? Kurz und Kern trennt auch beim Thema Europa einiges
APA Kurz und Kern trennt auch beim Thema Europa einiges

Newspapers in German

Newspapers from Austria