Ein Jubiläum mit Brisanz
Die Gewerkschaft Bau-Holz feiert 150 Jahre. Sie hat die Blüte hinter, aber große Herausforderungen vor sich. Zum Beispiel die Sanierung der Sozialpartnerschaft.
Die Hochblüte der Gewerkschaft, gemessen an der Zahl der Mitglieder, dauerte in Österreich 15 Jahre – von 1975 bis 1990. In dieser Zeit zählte der ÖGB bis zu 1,67 Millionen Mitglieder. In den 1990er-Jahren setzte der Abschwung ein. Aktuell halten 1,2 Millionen Menschen dem ÖGB die Treue, weniger als 1950.
Nicht nur deshalb haftet den Feiern der Gewerkschaft BauHolz (GBH) gewisse Brisanz an: Mitte Oktober wird gewählt – und die Sozialpartner, zu deren Säulen die Gewerkschaft gehört, leiden nach dem rotschwarzen Bruch mehr denn je unter einem Vertrauensverlust.
Die rechtliche Angleichung von Arbeitern und Angestellten, ein Evergreen gewerkschaftlicher Forderungen (nicht zuletzt der GBH), dürfte nun mithilfe von FPÖ und Grünen, aber ohne VP und vor allem gegen Wirtschaft und Industrie kommen. Umgekehrt legen sich Arbeitnehmervertreter bei der von Unternehmerseite geforderten flexibleren Arbeitszeit quer. „Realitätsverweigerer“sind die Gewerkschafter in den Augen vieler Wirtschaftstreibender.
Einen Josef Muchitsch wirft das nicht um. Bei der Feier zu Jahren GBH verspricht der oberste Baugewerkschafter Österreichs und sogar der EU, auch künftig so lange laut zu sein, „bis wir gehört werden“.
Die Anfänge der GBH waren auch laut, wenngleich sie vor 150 Jahren nicht so hieß. Die Gründung des Fachvereins der Vergolder, Maler und Anstreicher am 20. September 1867 nennt die GBH als ihren Geburtstag. Erst am 15. November desselben Jahres wird die öffentliche Betätigung der Arbeiterbewegung legalisiert. Bis dahin waren Zusammenschlüsse gegen Unternehmer verboten, Demonstrationen wurden oftmals gewaltsam aufgelöst.
1904 setzen Baugewerkschafter den ersten Meilenstein. In Wien gelingt ein Tarifvertrag zwischen dem Bauarbeiterverband und der Genossenschaft der Baumeister, in dem der Minimallohn der Gehilfen auf vier Kronen erhöht wird. Doch in den vier Jahrzehnten danach werden die Verhältnisse mehrfach umgewälzt: Krieg, Weltwirtschaftskrise, Massenarmut (in Österreich sind 1933 fast 600.000 Menschen ohne Arbeit), Bürgerkrieg, NS-Herrschaft mit der Verfolgung von Gewerkschaftern und wieder Krieg. Am 16. April 1945, drei Wochen vor der deutschen Ka150