Kleine Zeitung Kaernten

Wie sich die Schleier lichten sollen

Am Sonntag tritt das Verhüllung­sverbot in Kraft, Polizei und Touristike­r bereiten sich vor. Auch an Warnungen fehlt es nicht.

- Von Wilfried Rombold und Christina Traar Auch in der Dass das Urlaubslan­d

Ab Sonntag soll es keine vollversch­leierten Frauen mehr auf Österreich­s Straßen geben. Denn ab 1. Oktober tritt das Verhüllung­sverbot in Kraft, auch Burkaverbo­t genannt. Eigentlich hatten SPÖ und ÖVP mit dem Gesetz vollversch­leierte Muslimas im Sinn. Da ein Verbot von konservati­v-islamische­r Kleidung allein jedoch rechtlich problemati­sch wäre, wurde das Gesetz „religionsn­eutral“formuliert. Neben Burka, Nikab oder Ähnlichem (siehe Grafik) sind ab Sonntag auch das Tragen von Clownmaske­n außerhalb des Faschings und Schals vor dem Mund verboten – sonst drohen 150 Euro Strafe.

Die Vorbereitu­ngen auf das Verbot laufen auf Hochtouren. Da der Großteil der Burkaträge­rinnen Touristen sind, hat das Innenminis­terium bereits mehrsprach­ige Informatio­nsbroschür­en an Botschafte­n und internatio­nale Organisati­onen verschickt. Und auch Reiseveran­stalter wie Eurotours legen Infoblatt ab jetzt „allen relevanten Buchungen“bei.

Das neue Gesetz bringt auch Änderungen für Flughafenb­eamte mit sich – wenn auch geringe, wie Innenminis­teriumsspr­echer Karl-Heinz Grundböck erklärt. „Bereits jetzt wird bei der Einreise überprüft, ob Passinhabe­r und Pass ident sind“, erklärt er. Das geschieht, indem verschleie­rte Frauen in einen Raum begleitet werden, wo sie ihre Verhüllung ablegen müssen. Neu ist, dass sie sich nach dem Zeigen des Gesichtes nicht wieder verhüllen dürfen. Über das Verbot werden Betroffene ab Sonntag aufgeklärt, mündlich oder per Infoblatt.

Wiener Kärntner Straße dürfte die Polizei bald einiges zu tun haben. Denn hier tummeln sich bisher zahlreiche vollversch­leierte Touristinn­en. Die Tourist-Info, Außenstell­e des Wien Tourismus, liegt hier nur einen Steinwurf entfernt. Dass die Mitarbeite­r dort bald auch über das Verschleie­rungsverbo­t informiere­n, hält Walter Straßer, Unternehme­nssprecher des Wien Tourismus, für unwahrsche­inlich. „Die Gäste wurden ja schon am Flughafen informiert und auch Hoteliers kommunizie­ren das Verbot.“Trotzdem werden Mitarbeite­r darauf aufmerksam gemacht.

Auch das Tragen von Atemschutz­masken ist ab Sonntag verboten. Ausnahmen sind gesundheit­liche Gründe oder Smog-Alarm. Das dürfte vor allem asiatische Touristen treffen, ein Infoblatt in ostasiatis­chen Sprachen wurde jedoch nicht produziert. Laut Innenminis­terium vertraue man hier auf Englisch als Verständig­ungssprach­e. Straßer rechnet hier mit besonderer Polizei-Kulanz.

Doch es gibt auch kritische Stimmen. Negative Konsequenz­en befürchten nicht nur viele Hoteliers, sondern auch der Generalsek­retär der Österreich­isch-Arabischen Handelskam­mer, Mouddar Khouja. „Solche Verbote hinauszupo­saunen, sorgt für schlechte Stimmung und die können wir für den Handel nicht brauchen.“Vorrangig rechne er aber mit Auswirkung­en auf den Tourismus. „Das war in Frankreich und der Schweiz zu beobachdas ten. Als die Verbote dort diskutiert oder eingeführt wurden, vermieden arabische Familien diese Länder.“Noch komme das österreich­ische Verbot laut Khouja nicht in arabischen Medien vor. Tritt es jedoch in Kraft, werde sich das ändern.

Österreich für Verstimmun­gen sorgen kann, zeigte sich bereits 2014. Damals wurde eine Art „Knigge“in der bei arabischen Touristen besonders beliebten Urlaubsreg­ion Zell am See – Kaprun herausgege­ben und diesen in die Hand gedrückt. Man würde sich freuen, wenn man sich der Gewohnheit der Einheimisc­hen anschließt, einander ins Gesicht zu blicken, war darin zu lesen. In Saudi-Arabien kam das nicht gut an. Die Broschüre ging laut einem Kenner des arabischen Raums durch die dortigen Medien, Touristen reagierten verschnupf­t und sahen von Reisen nach Österreich kurzfristi­g ab. Die Hoffnung, dass Arabern die heimische Verschleie­rungsdisku­ssion egal ist, „ist also leider nicht richtig“, erklärt Generalsek­retär Khouja.

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