Kleine Zeitung Kaernten

Das Ende einer Entfremdun­g

Erstmals kandidiert ein Mitglied der Israelitis­chen Kultusgeme­inde für Nationalra­t.

- Michael Jungwirth

Josef Pröll schont seinen Gast nicht. Der ehemalige ÖVPChef hat eine kleine Runde zum Salongespr­äch in ein Wiener Innenstadt­lokal gebeten, um seinem Freund Martin Engelberg auf den Zahn zu fühlen: „Was machst du, wenn Sebastian mit der FPÖ koaliert?“

Mit der Kandidatur von Engelberg auf der Liste Kurz bricht ein neues Zeitalter an. Der Psychoanal­ytiker, der mit der Leiterin des Jüdischen Museums, Danielle Spera, verheirate­t ist, ist der erste Österreich­er seit 1945, der sich offen zu seinem jüdischen Glauben bekennt und an wählbarer Stelle für den Bund kandidiert.

Nach kurzem Innehalten meint Engelberg, der dem Vorstand der Kultusgeme­inde angehört: „Für mich ist entscheide­nd, dass die FPÖ mit Antisemiti­smus keine Politik macht.“Engelbert erzählt von der Kluft, die jahrzehnte­lang zwischen Judentum und der ÖVP herrschte, und vom Unbehagen an der SPÖ unter Kreisky, der Juden als „mieses Volk“bezeichnet hatte, und unter Sinowatz (Causa Peter). Pröll war der erste VP-Chef, der über seinen Pressespre­cher Kontakte zur Gemeinde geknüpft hatte. Im Nationalra­t will sich Engelberg um Bildungs- und Wirtschaft­sfragen kümmern.

Pröll ließ sich zu zwei politische­n Bemerkunge­n hinreißen. „Gott sei Dank hat sich Kurz ein Jahr auf die Wahl vorbereite­t. Man sieht bei Kern, was passiert, wenn man unvorberei­tet ist.“Dass Kurz die ÖVP an die Kandare nehmen konnte, liege am Abgang seines Onkels Erwin. „Das wäre früher undenkbar gewesen.“

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Pröll und Engelberg

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