Polizei jagt den Gift-Erpresser
In Geschäften am Bodensee wurde vergiftete Babynahrung gefunden. Ein Erpresser fordert Millionen und droht mit europaweiten Attacken.
Der Lebensmittelhandel ist schon wieder ins Visier von Kriminellen geraten: Ein Unbekannter – oder mehrere – erpresst in Deutschland deutsche Einzelhandelsund Drogerieketten mit vergifteten Lebensmitteln und will auch in anderen Ländern Europas aktiv werden. Sollte ein „niedriger zweistelliger Millionen-Betrag“nicht gezahlt werden, würden bis Samstag 20 mit Gift versetzte Lebensmittel in Regale von Filialen abgestellt, wurde in einer EMail gedroht. Das teilte der Konstanzer Vize-Polizeipräsident Uwe Stürmer mit.
Die Behörden nähmen diese Drohung „sehr ernst“, denn nach einem Hinweis wurden in Geschäften in Friedrichshafen fünf mit Ethylenglykol vergiftete Gläser Babynahrung gefunden. Bei Erwachsenen seien 30 Milliliter gesundheitsgefährdend, hundert Milliliter seien hochproblematisch, sagte Petra Mock vom baden-
württembergischen Verbraucherschutzministerium. Eine Vergiftung könne aber medizinisch gestoppt werden und müsse daher nicht tödlich sein.
Um den Fall zu klären, wurde eine Sonderkommission namens „Apfel“mit rund 220 Ermittlern gegründet. Eine internationale Fahndung nach dem Erpresser, vor allem in Österreich und der Schweiz, läuft.
Die Aufnahme einer Überwachungskamera in einem der betroffenen Märkte zeigt einen etwa 50 Jahre alten Mann. Laut Stürmer handelt es sich mit „sehr großer Wahrscheinlichkeit“um den Mann, der die Gläser in die Geschäfte gebracht hat. Es müsse davon ausgegangen werden, „dass wir einen sehr skrupellosen Täter verfolgen“.
Der oder die Täter nannten laut den Ermittlern aber in ihrem Erpresserschreiben keine konkreten Produkte. Die Warnung vor vergifteten Lebensmitteln dürfe nicht auf Babynahrung beschränkt bleiben, sagte Stürmer. Es werde zudem damit gedroht, bundes- oder auch europaweit vergiftete Produkte in den Handel zu bringen.
Die von der Erpressung betroffenen Unternehmen wollten die Ermittler nicht nennen. Laut einem Medienbericht sollen mehrere große Handelskonzerne und Drogeriemarktketten betroffen sein. Auch die genaue Summe, die der Erpresser fordert, nannten die Behörden nicht. In Berichten ist von zehn Millionen Euro die Rede.
Die Behörden riefen Kunden auf, beim Einkauf auf mögliche Manipulationen an Waren zu achten. Beschädigungen an Produktverpackungen sollten sofort dem Geschäft gemeldet werden. Bei Gläsern sollte man darauf achten, ob der normalerweise vorhandene Unterdruck besteht. Dieser lässt sich daran erkennen, dass der Deckel nach innen gewölbt ist und man beim Öffnen ein Knacken hört.