Staatliche Schulden, private Vermögen
Schulden des Staates sind mit 295 Milliarden auf neuem Höchststand. Zugleich steigt die Zahl der Millionäre stark.
In Österreich leben so viele Millionäre wie noch nie. Das Vermögen wächst ebenfalls im Eiltempo. Reiche und Superreiche sind dieser Tage in Mode und im Fokus gleich mehrerer Studien. Sie liefern aber nicht nur unterschiedliche Ergebnisse, sondern sorgen für reichlich Diskussionsstoff.
So kommt der Vermögensreport von Capgemini, einem weltweit tätigen Beratungsunternehmen, auf 132.600 österreichische Millionäre. Das Plus von 9,5 Prozent ist überdurchschnittlich im internationalen Vergleich, global hat die Zahl der Millionäre nur um 7,5 Prozent zugenommen. Als Millionär gilt bei Capgemini jemand, der über ein anlagefähiges Vermögen von über einer Million US-Dollar verfügt. Interessant sind die Gründe für das stärkere Wachstum in Österreich. Neben der guten wirtschaftlichen Entwicklung und der höheren Sparquote habe vor allem der Anstieg der Immobilienpreise dem Vermögen in die Hände gespielt; sie gingen 2016 um 8,8 Prozent nach oben.
Capgemini hält seine Erhebung für führend in der Branche, doch laut Arbeiterkammer ist das noch nicht alles gewesen. Die AK beruft sich auf eine Untersuchung von Jakob Kapeller, Ökonom der Uni Linz: Er hat auf Basis von Daten der Europäischen Zentralbank vermögende Haushalte geschätzt und geht von 1317 Milliarden Euro in Händen Privater aus. Bisherige Annahmen lagen bei 1000 Milli-
arden. Laut Kapellers Berechnungen leben in Österreich 36 Milliardäre und 148.000 Millionäre – deutlich mehr als von Capgemini erhoben.
Warum Kapeller nur schätzt? Reiche Haushalte sind von der EZB wenig erfasst, da die Teilnahme an der Haushaltserhebung freiwillig ist. Die AK ist für eine Verpflichtung, um für eine politische Auseinandersetzung eine bessere Datenlage zu schaffen. So sieht die Industriellenvereinigung die Zahlen der AK auch nicht als seriös an, indes geißelt die Kammer die ungleiche Verteilung des Vermögens – siehe Grafik. Laut Kapeller besitzt ein Prozent der Bevölkerung 40,5 Prozent des Reichtums, bisher war man von 25 Prozent ausgegangen.
So sehr sich das private Vermögen vermehrt, im öffentlichen Haushalt ist von „Reichtum“keine Spur. 2016 erhöhte sich der Schuldenstand des Staates nach gestern veröffentlichten Zahlen der Statistik Austria um 4,7 Milliarden auf 295,2 Milliarden Euro. Das Defizit lag mit 1,6 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) über dem von 2015.
Auf Landesebene schlug 2016 die Abwicklung der Heta-Bankengruppe (vormals Hypo Alpe Adria) voll durch. Kamen die Länder 2015 noch auf einen Überschuss, lag das Defizit 2016 kumuliert bei 1,3 Milliarden. Während Salzburg, Burgenland und Oberösterreich positiv bilanzierten, produzierten Kärnten, Steiermark und Wien die größten Fehlbeträge. Kärnten weist mit 7434 Euro die größte Pro-Kopf-Verschuldung unter den Ländern aus.