„Die Old Economy muss sich jetzt bewaffnen“
Firmenchef Alexander Karp sprach in Wien sehr kritisch über die Schattenseiten der Digitalisierung.
Interviews mit ihm sind rar, öffentliche Auftritte extrem selten. Teilweise dürfte das mit dem Geschäft zusammenhängen, das den von Karp mitgegründeten Konzern Palantir groß gemacht hat. Palantir liefert vielen Geheimdiensten auf der ganzen Welt SoftwareRüstzeug für die Terrorbekämpfung. Die US-Geheimdienste sollen zu seinen Kunden zählen. Auch in Europa laufe es gut, so Karp. Über die Anfänge des einstigen Startups erzählt er in bestem Deutsch: „Wir wollten den Widerspruch zwischen Datenschutz und effizienter Terrorbekämpfung auflösen.“Mit modernsten Waffen für das Gute kämpfen, das könnte dann auch wie ein Glaubenssatz über allem anderen stehen, was Karp bei einer Digitalisierungskonferenz mit Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) diskutiert.
„Die erste Etappe der Digitalisierung ist für Europa schlecht ausgegangen,“befindet Karp. „Jetzt muss die Old Economy mit Software bewaffnet werden.“Vor allem kleinere Betriebe, die Europa mit ihren spezifischen Kenntnissen besonders ausmachen würden, „die werden ohne Sicherheitssysteme untergehen,“warnt er. Der knapp 50jährige fühlt sich neben Kern sichtlich wohl, ist ganz auf dessen kritischer Linie, dass die Digitalisierung die Gesellschaft nicht schwächen darf. Karp: „Uns wird gern weisgemacht, die Digitalisierung ist gut für alle, während das Geld nach Palo Alto fließt.“Nicht dort sei das Zentrum der Macht, die Macht habe der Staat. Über das eigene Big Data Business mit Konzernen sagt er nur so viel: „Wir wollten einen Mehrwert daraus schlagen.“Dass er nicht viel erzählen darf, bedauert er. „Der normale Mensch weiß nicht, wie viele Terroranschläge vereitelt werden. Das ist schade. Aber wenigstens müssen die Menschen erahnen, dass der Staat da extrem gut ist.“