Unangepasstheit, ganz ohne Attitüde
Buch, Ausstellung und der neue „Sterz“würdigen den vielseitigen Querdenker Franz E. Kneissl (1945–2011).
Sein Tod heute vor sechs Jahren kam unerwartet. Von der Architektur, besser: vom Architekturgeschäft hatte sich Franz E. Kneissl ab- und Literatur und bildnerischen Arbeiten zugewandt. Ein Buch, eine Ausstellung und die Zeitschrift „Sterz“sind nun „einer singulären Künstlerpersönlichkeit, deren Unangepasstheit keine Attitüde war“, gewidmet.
Geboren 1945 in Judenburg, studiert Kneissl an der Wiener Akademie der bildenden Künste. 1974 gründet er mit Werner Appelt und Elsa Prochazka eine Bürogemeinschaft. Bis 1985 entsteht etwa eine Mehrzweckhalle für die katholische Kirche, insgesamt an drei Orten in Wien realisiert. Sein Wohnbauprojekt Simmeringer Haide (1988-91) zählt nach wie vor zu den interessantesten Lösungen in diesem Bereich. Kneissl beginnt zu publizieren: Essays, 2001 den Roman „Eine Ratte namens Apfel“. Ein durchaus autobiografischer Text, der den Rückzug seines Autors aus dem Baugeschehen in ein Haus nach Krumpendorf verständlich macht. 2006 folgt der Erzählband „Taxi zum Parkplatz“.
Bereits 1989 veröffentlicht Franz Kneissl mit Otto Kapfinger eine Bestandsaufnahme Wiener Gegenwartsarchitektur: „Dichte Packung“. Kapfinger ist nun unter den Autoren des Buchs „Der Praterstern ist kein Himmelskörper“, einer Sammlung von Kneissls Texten. Die jüngste Ausgabe des „Sterz“ist Kneissls grafischem Werk gewidmet. Im Klagenfurter Robert Musil Museum waren Kneissls Arbeiten 2012 als posthume Hommage zu sehen, nun übersiedeln sie nach Wien.
Walter Titz
Sterz 112: Menschenteppich. Bilder von Franz E. Kneissl. Präsentation: Heute, um 18 Uhr im Klagenfurter Robert-Musil-Literaturmuseum (Bahnhofstraße). Infos: musilmuseum.at Der Praterstern ist kein Himmelskörper. Hsg. Martina Pfeifer Steiner. Sonderzahl, 22 Euro. Präsentation und Ausstellungseröffnung: 12. 10., 19 Uhr, Reaktor, Wien, Geblergasse 40. Bis 17. 10.