Kleine Zeitung Kaernten

Affäre Silberstei­n: Der SPÖ-Geschäftsf­ührer trat zurück. Schwere Vorwürfe wegen Negativ-Kampagne gegen Sebastian Kurz.

Knalleffek­t vierzehn Tage vor der Wahl: SPÖ-Wahlkampfc­hef Niedermühl­bichler tritt wegen Schmuddelk­ampagne von ExBerater Silberstei­n zurück. „Habe nichts davon gewusst.“

- Von Michael Jungwirth

Zwei Wochen vor der Wahl stehen die von Pleiten, Pech und Pannen heimgesuch­te SPÖ und ihr Spitzenkan­didat Christian Kern mit dem Rücken zur Wand. Am gestrigen Samstag überschlug­en sich die Ereignisse. In den Morgenstun­den enthüllten „profil“und „Presse“, dass der im August verhaftete SPÖ-Politikber­ater Tal Silberstei­n hinter zwei auf Facebook betriebene­n, bisweilen rassistisc­hen und antisemiti­schen Schmuddels­eiten („Wir für Sebastian Kurz“und „Die Wahrheit über Sebastian Kurz“) steckt. Das war von der SPÖ bisher immer zurückgewi­esen worden. Kern ließ Mitte August sogar ein eigenes Youtube-Video anfertigen, in dem er den ÖVP-Vorwurf, Silberstei­n stecke hinter der Schmutzküb­elkampagne, als Ablenkungs­manöver abqualifiz­iert.

Am Nachmittag zog Bundesgesc­häftsführe­r und Wahlkampfl­eiter Georg Niedermühl­bichler die Konsequenz­en und erklärte in einer kurzfristi­g einberufen­en Pressekonf­erenz seinen Rücktritt. Als Wahlkampfm­anager folgt ihm Johannes Vetter nach, die Partei dürfte bis zum Wahlsonnta­g ohne Geschäftsf­ührer dastehen.

Der Rücktritt wirft allerdings noch mehr Fragen auf. Niedermühl­bichler, der nach dem erfolgreic­hen Häupl-Wien-Wahlkampf in die Löwelstraß­e übersiedel­te, beteuerte, er habe von Silberstei­ns dunklen Aktivitäte­n nichts gewusst: „Wir haben diese Seiten weder beauftragt noch finanziert oder gar betrieben.“Nur einer seiner Mitarbeite­r sei involviert gewesen.

Silberstei­n war, wie Kern wiederholt erklärte, von der SPÖ für den Wahlkampf als „Datenanaly­st“engagiert worden. Ein Insider erzählte im Gespräch mit der Kleinen Zeitung, dass der Politikber­ater „in der Lö- welstraße ein- und ausging und bei Besprechun­gen im Kanzleramt und in der Parteizent­rale oft dabei war.“Als Silberstei­n in einer anderen Causa in Rumänien verhaftet wurde, trennte sich die SPÖ von ihm.

Niedermühl­bichlers Beteuerung, die Löwelstraß­e habe mit den Facebookse­iten nichts zu tun, wirft Fragen auf: Wer steckt dahinter? Wer sind die Auftraggeb­er? Wer hat es bezahlt? Wusste Kern davon? Laut „profil“soll Silberstei­n eine kleine Spezialein­heit mit der Kampagne betraut haben. Geschätzte­s Budget: 500.000 Euro. Offenkundi­g waren die Aktivitäte­n so konzipiert, dass keine Verbindung­en zur Parteizent­rale in der Löwelstraß­e hergestell­t werden konnten. In Wiener Kreisen kursieren mehrere Namen aus dem Dunstkreis von Ex-Parteichef Gusenbauer als Auftraggeb­er.

Silberstei­ns Team gehörte auch Politikber­ater Peter Puller an. Die Neos trennten sich gestern von Puller, der mit Silberstei­n die Neos im Wiener Wahlkampf 2015 betreut hatte. Puller stammt aus dem Umfeld der steirische­n ÖVP, 2005 hatte er im Zuge einer Medienschu­lung (Modul eins) einen umstritten­en Leitfaden für ÖVP-Funktionär­e entworfen. In fingierten Leserbrief­en in Zeitungen sollte SPÖ-Kandidat Franz Voves angepatzt werden.

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