Der kleine Prinzinseiner großen Rolle
Es mag auf den ersten Blick ein wenig ungerecht gegenüber jenen sein, die in ihrem abgesteckten Rahmen brav vor sich hin arbeiten. Aber es sind immer die, die ihre Grenzen klar überschreiten, die uns letztlich im Gedächtnis bleiben.
Würden wir ein Paradebeispiel dafür brauchen, stünde Prinz Harry weit oben auf der Liste. Ach, was wurde dem jüngsten Spross von Prince Charles und Lady Diana schon alles an Küchenpsychologie als Grund für diverse Eskapaden mit auf den Weg gegeben: Die Mutter früh gestorben, der Druck und die Verantwortung zu groß. Wäre das Leben ein Märchenbuch, der 33-jährige Enkel von Queen Elizabeth II. wäre wohl das schwarze Schaf.
Der Ausreißer, dem die royale Uniform wieder einmal zu eng geworden ist, nachdem die Öffentlichkeit das Maßband noch ein Stück enger gezogen hat. Aber Zurückweichen vor der Empörung? Diese Form der Schwäche leistet er sich nicht, sein Fokus liegt nicht auf Ansehen und nicht auf Aussehen. Er praktiziert die Nachsichtigkeit: 2014 hat er die Invictus Games, einen Sportwettkampf für verwundete Soldaten und Veteranen, gegründet. Mehrere Wettkämpfe hat Harry jetzt offiziell mit seiner neuen Freundin Meghan Markle besucht. Die 36-jährige Schauspielerin trug dabei selbstbewusst Jeans und Hemd. Die darauffolgende Schnappatmung des Boulevards hat das Paar elegant ignoriert.
Dass der junge Mann auch in der Liebe seinen eigenen Kopf hat, liegt übrigens in der Familie. Schon Queen Victoria hat sich ob aller Widerstände für ihren Albert entschieden. Und noch als hochbetagte Witwe hing sie ihr Herz an ihren indischen Diener Abdul und versetzte damit den Königshof in Aufruhr. Ein neuer Film mit Judi Dench in der Hauptrolle zeigt diese außergewöhnliche Beziehung.
In einem Buch von Antoine de SaintExupéry heißt es ja bekanntlich: „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“Das sollte man auch einem kleinen Prinzen aus dem Hause Windsor zugestehen.