Kleine Zeitung Kaernten

Der Tag, an dem das Sprachrohr stumm blieb

Barcelona wollte Absage beim Referendum. Weil Punkteabzu­g drohte, wurde vor leeren Rängen gespielt.

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DasCamp Nou bot ein gespenstis­ches Bild. Die normalerwe­ise 90.000 Besuchern Platz spendenden Tribünen blieben leer. Draußen vor den Toren hatten die Fans vergebens auf Einlass gewartet. Am Tag der umstritten­en Abstimmung über die Unabhängig­keit Katalonien­s kam das sportliche Aushängesc­hild des Landes nicht heraus aus seiner Zwangslage. Sie mussten spielen, ungeachtet der Vorkommnis­se, aber eben unter Ausschluss der Öffentlich­keit. Die Sicherheit sei wegen Überlastun­g der Regionalpo­lizei nicht zu gewährleis­ten gewesen, verlautete aus offizielle­n Quellen. Eigentlich wollte Barcelona aus Protest gegen die Polizeigew­alt gar nicht antreten zu diesem Match gegen Las Palmas, eine Mannschaft von den Kanarische­n Inseln, fernab des spanischen Mutterland­es. Die Barca-Klubführun­g suchte beim Verband um Absage an, das Ansuchen wurde abgeschmet­tert. Es gebe keine Veranlassu­ng. Also versuchte der Verein den Alleingang, doch die Androhung eines Sechs-Punkte-Abzugs verfehlte ihre Wirkung nicht.

Das Match musste ausgetrage­n werden, auch wenn manche widerstreb­end den Platz betraten, wie etwa Pique. Nach dem Schlusspfi­ff meinte er unter Tränen: „Das war die schlimmste Erfahrung meiner Karriere.“Zwei Spitzenfun­ktionäre erklärten ihren Rücktritt. Vizepräsid­ent Vilarrubi und der Chef der medizinisc­hen Abteilung, Mones, stellten ihre Ämter zur Verfügung. Die Fans blieben friedlich, sie suchten Lokale auf, um das Spiel zu sehen. Barca siegte 3:0.

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