Sechspunkteplan gegen den Lehrlingsmangel
Gewerbe und Handwerk fehlen 20.000 Fachkräfte. So will die Sparte die Ausbildung moderner machen.
Den Firmen in Gewerbe und Handwerk fehlen rund 20.000 Fachkräfte – obwohl sie heuer bereits 14.000 Personen zusätzlich beschäftigt haben. Baufirmen, Tischler, Friseure, Elektronikbetriebe und Sanitärausstatter suchen Nachwuchs. In den Jahren von 2012 bis 2016 klagten im Schnitt 27 Prozent der Betriebe über Fachkräftemangel, heuer sind es 34 Prozent, bestätigt die KMU Forschung die größer werdende Lücke. Die Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer will gegensteuern und stellt sechs Forderungen auf, die die Lehre modernisieren soll.
Im Detail: Eine „Ausbildungsreife“aus der Schule soll Mindeststandards in Lesen, Schreiben und Rechnen garantieren. In der siebenten und achten Schulstufe fordert Spartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster einen Talente-Check. Weiters sollen Lehrlinge Schülern gleichgestellt sein, das würde heißen, die Lehrlingsentschädigung in der Berufsschulzeit würde die öffentliche Hand tragen. Auch der „Meister“müsse aufgewertet werden, so Scheichelbauer-Schuster. Die Finanzierung der Fortbildung soll mit Stipendien der öffentlichen Hand finanziert werden – und der „Meister“ein Titel wie ein akademischer Grad werden.
Dass die Lehre nicht die Anziehungskraft einer weiterführenden Ausbildung hat, führt Thomas Mayr vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft nur bedingt auf ihr Image zurück. Vielmehr würde der Druck auf die Schulen, ihre Plätze zu füllen, zu einer Sogwirkung Richtung Schule führen. Die Zahl der Lehrlinge schwankte seit 1997 zwischen 132.000 und 107.000, wobei dieser Tiefststand im Vorjahr erreicht wurde.