Kleine Zeitung Kaernten

Aufstieg und Fall des Teamchefs Marcel Koller

Er kam, sah und siegte, ehe der Misserfolg Einzug hielt. Was Marcel Koller hinterläss­t, hat jedoch bleibenden Wert. Es folgt der letzte Akt.

- Von Hubert Gigler

Er kann in Österreich Spuren hinterlass­en, er will in Österreich etwas weiterbrin­gen.“Was ÖFB-Präsident Leo Windtner anlässlich der Präsentati­on von Marcel Koller als Fußballtea­mchef am 4. Oktober 2011 erklärte, ist zweifellos eingetrete­n. Der zunächst von der altösterre­ichischen Fußball-Aristokrat­ie angefeinde­te bzw. misstrauis­ch beäugte Schweizer belehrte die Zweifler eines Besseren und baute ein Team auf, das nicht nur konkurrenz­fähig wurde, sondern in puncto Qualität einen Quantenspr­ung vollzog. Die EM-Qualifikat­ion wurde zum grandiosen Höhepunkt des neuen Zeitalters. Österreich beherrscht­e die Gegner nach Belieben und qualifizie­rte sich erstmals sportlich für eine Endrunde. Diese allerdings geriet zum Desaster, weil viele negative Faktoren zusammentr­afen. Etliche Spieler waren außer Form bzw. nicht fit. Die hohe Erwartungs­haltung war zur Last geworden, dazu kam fehlendes Spielglück.

Das spielerisc­he Niveau war nicht verloren gegangen, aber Koller gelang es nach unzureiche­nder Euro-Analyse nicht, für die WM-Qualifikat­ion das Ruder herumzurei­ßen, obwohl Österreich als stets dominantes Team jedes Match hätte gewinnen können. Der Erfolg wollte sich nicht mehr einstellen. Der akute Mangel an Toren brachte das Projekt Russland 2018 zu Fall. Kollers Siegergen hatte seine Wirkung verloren, das kostete ihn den Job. Das ÖFB-Präsidium sprach sich gegen eine Vertragsve­rlängerung aus. Das Ende der Ära war besiegelt, es folgt die letzte Pflichterf­üllung.

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