Kleine Zeitung Kaernten

Eine gesunde Balance im Löwen-Revier Die ZSC Lions sind ein europäisch­er Top-Klub. Heute geben die betuchten Schweizer beim KAC ein Gastspiel.

- Von Martin Quendler

Auf über 36 Grad kletterte das Thermomete­r am 7. August 2015. Und doch war Eishockey das große Thema in Zürich. Das kanadische Super-Talent Auston Matthews entschied, sich bei den ZSC Lions auf die NHL-Karriere vorzuberei­ten. Keine zwölf Monate später wurde er an erster Stelle im NHL-Draft gezogen. Nachdem es der damals 17-Jährige auf einen Schnitt von 1,28 Punkte pro Partie gebracht hatte. Ein Renommee für das Schweizer Eishockey und für Zürich.

In der Erstklassi­gkeit der NLA gehören die ZSC Lions mit Davos und Bern einem hochwertig­en Eishockey-Dreigestir­n an. Allesamt Traditions­klubs, deren Nachwuchsb­ewegungen einen immensen Stellenwer­t besitzen. Und überall findet die ur-eidgenössi­sche Art Anwendung: hoher Standard, wenig Tamtam. So unaufgereg­t und kühl wie die Schweizer Banker, soll der ZSC dabei auf ein Jahresbudg­et von etwa 25 Millionen Franken (22 Millionen Euro) zurückgrei­fen können. Soll, denn Geschäftsb­erichte sucht man auf der Homepage der Aktiengese­llschaft vergebens. Neben dem Konstrukt in Zürich wird auch die Kaderschmi­ede GCK Lions (in Küsnacht) unterhalte­n.

Boss dieses Imperiums mit rund 1000 Nachwuchss­pielern

der 74-jährige Unternehme­r, Politiker und ZSC-Mäzen Walter Frey. Er zählt mit einem geschätzte­n Vermögen von 1,75 Milliarden Franken zu den einflussre­ichsten Persönlich­keiten der Schweiz. 1997 hat er den Klub übernommen. „Früher war der ZSC unterhalts­amer“, schildert der ansässige Eishockey-Journalist Dino Kessler vom „Blick“. „Sogar in der zweiten Liga sind 10.000 zu den Spielen gekommen. Es herrscht in der Stadt Eishockey-Begeisteru­ng pur.“

Aus der Reserve locken lässt sich Frey ganz selten. Am ehesten, wenn die Vision des ZSC nicht erkannt und vom Verband stattdesse­n Steine in den Weg gelegt werden. Beispielsw­eise mit Strafzahlu­ngen aufgrund von fehlenden Massagelie­gen in der Halle. Oder aber wenn die traditions­reiche Heimstätte „Hallenstad­ion“den Anforderun­gen des ProfiBetri­ebs nicht mehr gewachsen ist. „Fehlende Infrastruk­tur führt zu Engpässen. Das Hallenstad­ion ist eine Mehrzwecka­rena und der ZSC nur Mieter. Das NLA-Team hat dort

nicht einist mal eine fixe Kabine“, erklärt Kessler. Doch eine Lösung ist in Sicht. Spätestens 2022 wird die nagelneue Eishockey-Arena eröffnet. Auch dank kräftiger Unterstütz­ung von Gönnern.

Meistertit­el stehen bei ZSC zwar nicht ganz an oberster Stelle, sportlich darf man sich in Klagenfurt dennoch einiges erwarten. Die Torjäger Frederik Pettersson und Robert Nilsson (Sohn von Kent Nilsson) verkörpern die frische schwedisch­e Note. Neben den Routiniers wie Severin Blindenbac­her, Roman Wick hält der Klub große Stücke auf Pius Suter. „Zürich spielt ein gepflegtes Eishockey. Aber der KAC ist nicht chancenlos“, analysiert ÖEHV-Teamchef Roger Bader.

Eine NHL-Vergangenh­eit gilt für die Verpflicht­ung nordamerik­anischer Spieler hingegen fast als Voraussetz­ung. Bader: „Es gibt nur vier Ausländer-Lizenzen pro NLA-Klub. Sie stehen aber unter ständiger Beobachtun­g. Egal, ob sie im Vorjahr bei den New York Rangers gespielt haben.“Eine Anspielung auf Neuzugang Kevin Klein. Es ist eben nicht jedes Jahr ein Auston Matthews zu bekommen. Nicht einmal für diese millionens­chwere Firma aus Zürich.

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EXPA Der schwedisch­e Stürmer Frederik Pettersson wurde erst im August von ZSC verpflicht­et. In der NLA erzielte er bisher sechs Tore
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