Kleine Zeitung Kaernten

Die Causa Silberstei­n: Das Stochern im Nebel

Zwei Wochen vor der Wahl halten die jüngsten Enthüllung­en über eine von Ex-SPÖ-Berater Silberstei­n orchestrie­rte Schmutzküb­elkampagne die Republik in Atem. Viele Fragen bleiben offen.

- Von Michael Jungwirth

1. Worum geht es in der Causa Silberstei­n, die dem Kanzler zu schaffen macht?

ANTWORT: Anfang des Jahres engagierte die SPÖ den internatio­nal bekannten Politikber­ater Tal Silberstei­n für die KernKampag­ne. Silberstei­n hatte gemeinsam mit Ex-Clinton-Berater Greenberg 2001 Michael Häupl und 2006 Alfred Gusenbauer erfolgreic­h beraten. Wann immer er in Wien weilte, ging Silberstei­n, wie ein Insider der Kleinen Zeitung berichtet, im Kanzleramt und in der Löwelstraß­e ein und aus. Silberstei­n hatte kein eigenes Büro, seine Zelte schlug er im Park Hyatt auf. Rund 400.000 Euro sollen an Silberstei­n als Honorar geflossen sein.

2. Welche Qualitäten besitzt Silberstei­n?

ANTWORT: Hört man sich in SPÖ-Kreisen um, heißt es, Silberstei­n sei ein kreativer, umtriebige­r, rastloser Kopf, der in der eher verschlafe­nen Löwelstraß­e ordentlich Dampf gemacht sowie bestechend­e Analysen von Umfragen geliefert haben soll. Was nie gesagt wird: Silberstei­n ist ein ausgewiese­ner Experte im Dirty Campaignin­g. In einer US-Doku über den bolivianis­chen Präsi- dentschaft­swahlkampf kommt Silberstei­n mit der Aussage zu Wort: „Wir müssen mit der Schmutzküb­elkampagne beginnen. Wir müssen den Gegenkandi­daten von einem sauberen zu einem schmutzige­n Kandidaten machen. Das ist unsere Aufgabe.“Laut FAZ sollen Silberstei­n-Mitstreite­r 2006 eingeräumt haben, ein Jahr lang Material gegen die ÖVP und Schüssel gesammelt zu haben.

3. Was wird Silberstei­n vorgeworfe­n?

ANTWORT: Silberstei­n soll ein eigenes DirtyCampa­igning-Team engagiert haben, um Facebook-Seiten gegen die ÖVP („Die Wahrheit über Sebastian Kurz“bzw. „Wir über Sebastian Kurz“) zu entwickeln. Auf den Seiten wurde Kurz auf subtile und weniger subtile Weise in ein schlechtes Licht gerückt, um diesem potenziell­e Wähler abspenstig zu machen. Eine Seite erweckte den Eindruck, die FPÖ stecke dahinter. Ex-Wahlkampfc­hef Georg Niedermühl­bichler beteuerte in seiner Rücktritts­rede, dass die SPÖ-Parteizent­rale mit den Aktivitäte­n nichts zu tun hatte.

4. Kann man dem Glauben schenken? Wer steckte dahinter?

ANTWORT: Das klingt nicht ganz unlogisch, offenbar sollten unter keinen Umständen Verbindung­en zwischen der offizielle­n Wahlkampag­ne und den Schmuddela­ktivitäten hergestell­t werden können. Wer allerdings dahinterst­eckte, wer für die Finanzieru­ng aufkam, welche Querverbin­dungen zur SPÖ bestanden, wie sehr der Kanzler und Parteivors­itzende informiert und involviert war, ist völlig unklar. In Politikkre­isen wird darüber spekuliert, dass potente Geldgeber im Umkreis von Alfred Gusenbauer die Parallelst­ruktur finanziert hätten. Holzindust­rieller Gerald Schweighof­er, Hans Peter Haselstein­er sowie Martin Schlaff wiesen gestern entspreche­nde Spekulatio­n von sich.

5. Gibt es tatsächlic­h keine Verbindung­en zur SPÖ?

ANTWORT: Doch. In der Zwischenze­it musste die SPÖ einräumen, dass ihr Mitarbeite­r Paul P. über Silberstei­ns Parallelun­iversum ziemlich genau Bescheid wusste. Im Sommer sickerte durch, dass die einstige Mitarbeite­rin von SPÖ-Stadträtin Wehsely, Vanessa S., drei

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Federführe­nd an Kampagne beteiligt: Puller
 ??  ?? Der Mann fürs Schmutzige: Silberstei­n
Der Mann fürs Schmutzige: Silberstei­n

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