16 Wiener Moscheen unter der Lupe
Eine Studie, die der Integrationsfonds in Auftrag gegeben hat, untersucht das Verhältnis Wiener Moscheen und ihrer Prediger zu Integration und der Verfassung.
Die Studie „Rolle der Moschee im Integrationsprozess“ist der Frage nachgegangen, ob in der Einrichtung Integration gefördert oder dieser gar entgegengewirkt wird, erklärte einer der Autoren, Heiko Heinisch. In sechs der 16 untersuchten Moscheen findet demnach eine dezidierte Abwertung der westlichen Gesellschaft statt. Die Kosten der Untersuchung beliefen sich auf 33.000 Euro.
Für die Untersuchung wurden 16 Moscheen ausgewählt und von geschulten Beobachtern besucht. Untersucht wurden je zwei Moscheen der Atib, der Islamischen Föderation (Millî Görü¸s), der Albanischen Kultusgemeinde, des Verbandes der bosniakischen islamischen Vereine Österreichs sowie zwei schiitische Moscheen. Je eine Moschee der türkischen Föderation, der UIKZ (Union Islamischer Kulturzentren, die dem türkischen Islam Kültür Merkezleri Birlig˘i (IKMB) angehört), der Arabischen Kultusgemeinde sowie eine weitere große arabischsprachige Moschee, als Vertreterin anderer Nationalitäten, eine pakistanische Moschee und eine, in der Deutsch gepredigt wurde, waren ebenfalls Studiengegenstand.
In acht der untersuchten Moscheen werde ein Weltbild gepredigt, das klar in Muslime und in „alle anderen“auf der anderen Seite trennt. In sechs Moscheen finde zudem eine dezi- dierte Abwertung der westlichen Gesellschaft statt. Gemäß diesem Weltbild sei der Glaube nicht dem demokratischen Rechtsstaat untergeordnet, sondern der Koran stehe über den Gesetzen.
Die Ergebnisse seien nicht repräsentativ, da die Moscheenlandschaft zu heterogen sei, gab Heinisch zu bedenken. Sie würden aber belegen, dass es beim Integrationsprozess große Probleme gebe. Gerade die türkischen Verbände seien ein wesentlicher Faktor im Integrationsprozess, da sie mit Abstand die mitgliedsstärksten Moscheevereine sind, meinte er.
Für die Studie wurde eine fünfstufige Integrationsskala angelegt, von Segregation – der prinzipiellen Ablehnung der Mehrheitsgesellschaft – bis hin zur Identifikation. Diese letzte Stufe sei von keinem einzigen Moscheeverein erreicht worden, erklärte Heinisch.
Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz betonte bei der Präsentation, es dürfe keinen Generalverdacht gegen Muslime oder Moscheen geben. „Man darf aber nicht wegsehen, wenn es Kultusgemeinden gibt, die sich nicht an das Islamgesetz halten.“Es wäre aber ein Fehler zu sagen, alles sei in Ordnung, es gebe keine Probleme.
Die Aktion von Staatssekretärin Muna Duzdar (SPÖ) am Sonntag begrüßt Kurz, sie sei aber „relativ spät“gekommen. Duzdar hatte bekannt gegeben, dass bei bis zu 60 islamischen Imamen Anhaltspunkte für verbotene Auslandsfinanzierung gefunden worden sei. Kurz erwartet sich nun, dass das Kultusamt und das Bundeskanzleramt genau prüfen, ob es Verstöße gegen das Islamgesetz gegeben hat: „In unseren Augen ist das der Fall.“Auch sollten Konsequenzen gezogen werden, schließlich gebe es die Möglichkeit zur Auflösung: „Und das sollte auch stattfinden“, wenn gegen das Gesetz verstoßen wurde, forderte Kurz.
Das Kultusamt, das im Bundeskanzleramt angesiedelt ist, hat den Vorwurf von Kurz, wonach man untätig wäre, zurückgewiesen. Im Zuständigkeitsbereich des Kultusamts sei man „natürlich tätig“, hieß es am Montag aus dem Staatssekretariat von Muna Duzdar. Die von Kurz vorgestellte Studie über Moscheen sei erst am Vormittag auf Nachfrage übermittelt worden.
FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl weist Kurz die Schuld an den Zuständen zu, die die Studie untersucht. Da er Integrationsminister sei, handle es sich bei seinen Vorwürfen um eine Selbstanzeige, kommentierte Kickl. Alev Korun, die Menschenrechtssprecherin der Grünen, fordert auch die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich auf, sich mit diesen Tendenzen in ihren Kultusgemeinden auseinanderzusetzen.