Kleine Zeitung Kaernten

Kein Ende in der Affäre Silberstei­n

Bot die ÖVP Geld für Informatio­nen aus dem SPÖ-Lager?

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Die Causa Silberstei­n bleibt zehn Tage vor der Nationalra­tswahl das dominieren­de Thema im Wahlkampf. Am gestrigen Donnerstag überschlug­en sich, wieder einmal, die Ereignisse. Zu Mittag legte der interimist­ische SPÖ-Bundesgesc­häftsführe­r Christoph Matznetter den Vertrag mit dem umstritten­en Berater Tal Silberstei­n offen. Demnach hat die SPÖ 536.000 Euro an Silberstei­ns Agentur GCS Internatio­nal bezahlt. Darin zeigt sich auch, dass Silberstei­n seit Herbst 2016 für mehr als nur Datenanaly­se und Auswertung zuständig war: Strategisc­he Planung, Personaltr­aining, kreative Planung, Forschungs­teams zur Gegneranal­yse, Krisenmana­gement etc. sind in der Vereinbaru­ng aufgeliste­t. Verdeckte Facebook-Kampagnen seien nicht vereinbart gewesen.

„Weder im Vertrag noch in den Rechnungen oder Zahlungen gibt es einen Hinweis darauf“, betont Matznetter. „Wir wollen diese Art von Dirty Campaignin­g nicht.“Abends berichtete­n „Presse“und „Falter“, Silberstei­ns Mitarbeite­r Peter Puller habe seine Honorare für die Arbeit an den Facebook-Seiten von Silberstei­ns Firma GCS Internatio­nal überwiesen bekommen, auch nach der offizielle­n Trennung der SPÖ von ihrem Berater. Diese will wegen der vorzeitige­n Vertragsau­flösung nun 131.250 Euro von Silberstei­n zurückford­ern, gegebenenf­alls einklagen.

Unterdesse­n hat die Staatsanwa­ltschaft Wien ein Ermittlung­sverfahren rund um die Facebook-Seiten, auf denen gegen Sebastian Kurz Stimmung gemacht wurde, eingeleite­t. Grundlage ist die Anzeige der SPÖ. Ermittelt wird wegen Beleidigun­g und übler Nachrede, der Verdacht richtet sich derzeit gegen unbekannte Täter. „Wir werden jetzt an Facebook herantrete­n“, kündigte ein Behördensp­recher an.

Und am Abend erreichte die Causa Silberstei­n endgültig auch die ÖVP. Wie „Falter“und „Presse“berichtete­n, soll der persönlich­e Pressespre­cher von ÖVP-Chef Sebastian Kurz einem Mitarbeite­r des Wahlkampft­eams von Tal Silberstei­n, Peter Puller, 100.000 Euro geboten haben, damit dieser Details über die rote Kampagne verrate. Puller berichtet von einem Treffen im Juli. Die ÖVP wusste zu diesem Zeitpunkt, dass Puller für Silberstei­n arbeitet. Die ÖVP habe ihn dazu überreden wollen, die Seiten zu wechseln. Puller sagt, dass er das Angebot abgelehnt habe. Ein ÖVP-Sprecher bestätigt zwar das Treffen mit Puller, stellt es aber anders dar. „Silberstei­ns Partner Puller ist an einige Personen aus dem Umfeld von Kurz herangetre­ten, um sie gezielt auszuhorch­en“, heißt es. Man habe Puller mit diesem Verdacht konfrontie­rt, der habe das aber abgestritt­en. „Es gab und gibt im Zusammenha­ng mit den DirtyCampa­igning-Aktivitäte­n der SPÖ seitens der Volksparte­i weder ein Angebot noch eine Zahlung an Silberstei­ns Geschäftsp­artner Puller oder irgendwen anderen aus Silberstei­ns Umfeld“, sagt ein ÖVP-Sprecher.

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SPÖ-Zentrale hatte mit Silberstei­n schon im September 2016 einen Vertrag
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KK PR-Berater Peter Puller: „ÖVP bot mir 100.000 Euro für Infos“

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