Kleine Zeitung Kaernten

Nach tragischem Tod von Kleinkind im Bahnhof Puch steht fest: Mutter war mit dem Kinderwage­n nicht zu nah am Gleis.

Eine Überwachun­gskamera an der Haltestell­e filmte den tragischen Unfall in Puch mit. Fuhr der Güterzug zu schnell durch den Bahnhof?

- Von Nikolaus Klinger, Salzburger Nachrichte­n

Auf einer Sitzbank beim Pucher Bahnhof flackern Kerzen. Passanten stellen Blumen ab und wischen sich die Tränen aus dem Gesicht. Ein kleines Mädchen legt ein Stofftier und eine Kastanie auf die Sitzbank. Ganz Puch ist am Tag nach dem tragischen Unfall, der ein Kleinkind das Leben gekostet hat, in tiefer Trauer.

Wie berichtet, hatte der Luftsog eines vorbeifahr­enden Güterzugs am Mittwoch einen Kinderwage­n umgerissen. Ein einjährige­s Mädchen wurde aus dem Wagen geschleude­rt und erlitt tödliche Verletzung­en. Die genauen Umstände sind noch ungeklärt. Fest steht jedoch: Die Mutter ist mit dem Kinderwage­n nicht zu nah an den Gleisen gestanden. Das zei- gen Bilder der Überwachun­gskamera eines Lokals unmittelba­r neben dem Bahnhof, die die Polizei ausgewerte­t hat. Demnach saß die 24-jährige Mutter mit ihrem Sohn auf einer Bank am Bahnsteig – und damit einige Meter von den Gleisen entfernt. Den Kinderwage­n hatte die Frau neben sich. Ihr dreijährig­er Sohn stand auf, sie wandte sich dem Kleinen zu. diesem Moment fuhr ein Güterzug durch. Der Kinderwage­n setzte sich wohl durch den Fahrtwind in Bewegung“, sagt Polizeispr­echer Hans Wolfgruber. Danach wurde der Wagen durch die Luft gewirbelt. Als er auf dem Bahnsteig aufschlug, fiel das Mädchen hinaus.

War das Kleinkind angeschnal­lt? Versuchte die Mutter den Kinderwage­n festzuhalt­en? War die Bremse fixiert? Auf all diese Fragen gibt es derzeit noch keine Antworten. „Verständli­cherweise haben wir die Frau noch nicht befragt“, so Wolfgruber. Die 24Jährige war jedenfalls mit einem „Geschwiste­r-Buggy“unterwegs. Derartige Modelle haben zwei Sitzplätze und sind deutlich schwerer und größer als herkömmlic­he Kinderwage­n. Aber auch die Angriffsfl­äche ist dadurch größer.

Der Lokführer konnte ebenfalls noch nicht befragt werden. „Es ist fraglich, ob er den Unfall überhaupt mitbekomme­n hat“, sagt Wolfgruber. Der Zug selbst befindet sich in Bayern. Polizisten untersucht­en ihn bereits.

Güterzüge dürfen in Österreich mit einer Maximalges­chwindigke­it von 100 km/h unterwegs sein. Je nach den Ge„In

gebenheite­n können Güterzüge auch Bahnhöfe in diesem Tempo durchfahre­n. In Puch ist dies erlaubt. Die ÖBB gehen davon aus, dass der Lokführer die zulässige Höchstgesc­hwindigkei­t nicht überschrit­ten hat.

Es gibt verpflicht­ende Durchsagen und optische Warnhinwei­se, wenn ein Zug durch einen Bahnhof fährt. Laut ÖBB-Spre- cher Christoph Gasser-Mair sei die Durchsage am Bahnhof, „Achtung – Zug fährt durch – halten Sie bitte Ihre Gegenständ­e fest“zeitgerech­t erfolgt.

Sollte es ein Tempolimit an Bahnhöfen geben? Gasser-Mair wollte dazu vorerst keine Angaben machen. „Für uns steht die Klärung der Unfallursa­che im Vordergrun­d und nicht die Geschwindi­gkeitsdisk­ussion.“

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Der Ort des tragischen Unglücks, die Haltestell­e in Puch bei Hallein

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