Kleine Zeitung Kaernten

Elisabeth Kulman singtinKla­genfurt Mahler-Lieder.

Die Mezzosopra­nistin Elisabeth Kulman, die in Klagenfurt Mahlers „RückertLie­der“singen wird, über ihren YoutubeKan­al, die Initiative „art but fair“und einen Flug über den Wörthersee.

- Von Marianne Fischer

Ein Raunen ging im Frühjahr 2015 durch die Opernwelt. Überrasche­nd gab Elisabeth Kulman, eine der meistgefei­erten Opernsänge­rinnen der Welt, ihren Abschied von der Opernbühne bekannt und erklärte, sie wolle sich künftig auf konzertant­e Vorstellun­gen und Liederaben­de konzentrie­ren. Im Jahr 2011 hatte die Burgenländ­erin ihre Stimme nach einem Bühnenunfa­ll (ein Kollege schlug ihr versehentl­ich auf den Kehlkopf) vorübergeh­end verloren. Sie kämpfte sich zurück, setzte sich künftig aber auch für bessere Arbeitsbed­ingungen und eine faire Bezahlung für Künstler ein (unter anderem als Unterstütz­erin der Initiative „art but fair“). Nun kommt sie nach Klagenfurt, wo sie Mahlers „Rückert Lieder“singen wird. Am Pult steht Alejo Pérez, mit dem sie erstmals zusammenar­beitet.

Frau Kulman, was macht Liederaben­de so viel reizvoller als Opernprodu­ktionen?

Ich liebe es, selbst zu gestalten. Bei meinen Liederaben­den, insbesonde­re aber auch bei meinem Soloprogra­mm „La femme c‘est moi“, lasse ich meiner Kreativitä­t freien Lauf und richte mir alles, wie es mir gefällt. Niemand redet mir drein. Das ist sehr beglückend, befreiend und beflügelnd. Kann ich nur jedem empfehlen!

Sie singen in Klagenfurt Mahlers „Rückert-Lieder“. Welchen Stellenwer­t haben diese Lieder für Sie?

ELISABETH KULMAN: Gustav Mahler prägt meinen Lebenslauf, aber eigentlich zufällig. Mittlerwei­le werde ich sogar als Mahler-Spezialist­in angesehen, worüber ich immer schmunzeln muss. Denn es war keine Liebe auf den ersten Blick. Es war, als ob Mahler mich gesucht hätte und nicht ich ihn. Irgendwas in meiner Stimme oder meinem Wesen scheint besonders geeignet für seine Musik zu sein. Die „Rückert-Lieder“sind ein tief berührende­r Zyklus, der in alle Aspekte der Mahler’schen Klangwelt einführt.

Wie wichtig ist für Sie auch der literarisc­he Aspekt der Lieder?

Wenn ein großer Komponist sich einem Text in Form einer Kompositio­n widmet, gehe ich davon aus, dass ihm der Inhalt wichtig ist. Sonst hätte er wohl ein Instrument­alstück geschriebe­n. Als Sängerin ist es meine Aufgabe, diesen Textinhalt und die Musikstimm­ung, aber auch das, was vielleicht zwischen den Zeilen und Noten steht, dem Hörer plastisch näherzubri­ngen. In diesem Sinn

kommt beim Erarbeiten für mich zuerst der Text, aber nur ein Bruchteil einer Sekunde später die Musik. Beide Elemente sind untrennbar miteinande­r verbunden.

Sie können sich Ihre Engagement­s aussuchen. Welche Kriterien spielen da eine Rolle?

Ich suche aus nach Werk, involviert­en Personen, Ort und Gage. Ich liebe es zum Beispiel, in Ländern zu singen, wo es warm ist. Gerade jetzt im Herbst zieht es mich wieder in den Süden.

Sie haben auch einen eigenen Youtube-Kanal. Wie wichtig und sinnvoll ist es, neue Medien zu nutzen?

Die neuen Medien sind für mich persönlich vor allem ein Geschenk an neuen Möglichkei­ten: Man hat Zugang zu jeglichem Interessen­sgebiet, man findet Gleichgesi­nnte, und man kann Botschafte­n, die einem wichtig sind, in die ganze Welt hinaus bringen. Und wen es interessie­rt, der wird es finden.

Sie unterstütz­en die Initiative „art but fair“. Haben Sie das Gefühl, dass es ein Umdenken gibt, seit öffentlich faire Arbeitsbed­ingungen für Künstler gefordert werden?

Wir haben in vier Jahren erreicht, dass das Thema heute sowohl in der Öffentlich­keit als auch (zunehmend) in der Politik angekommen ist. Um konkrete Verbesseru­ngen zu erreichen, ist weiterhin kontinuier­liche Arbeit gefordert. Ziel ist, dass „art but fair“überflüssi­g wird. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Wie gut kennen Sie eigentlich Kärnten?

Ich bin im Sommer mit meiner Nichte via Parasailin­g über den Wörthersee geflogen. Es war ein einmaliges Erlebnis. Und am Klopeiner See ist mein Lieblingsh­otel, das leider noch einzige vegane Hotel Österreich­s.

Konzert. Alejo Pérez dirigiert das KSO. Auf dem Programm stehen u. a. Mozarts Sinfonie Nr. 26., Strawinski­s Sinfonie in C-Dur und Mahlers „Rückert-Lieder“. Am 13. Oktober, 19.30 Uhr, Konzerthau­s Klagenfurt. Karten: Tel. (0463) 54 0 64.

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NANCY HOROWITZ „Ich richte mir alles, wie es mir gefällt“: Elisabeth Kulman
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