Kleine Zeitung Kaernten

Laurel und Hardy im Orkan der Worte

ESSAY. Europa blickt heute gebannt auf Katalonien. Ruft die rebellisch­e Provinz ihre Unabhängig­keit aus? Der niederländ­ische Schriftste­ller Cees Nooteboom kennt Spanien seit Langem und leidet an dessen Entzweiung.

- Von Cees Nooteboom

Eine Geschichte dreier Tage: der Tag davor, der Tag selbst, der Tag danach, oder auch: Jetzt sind Staatsmänn­er gefragt. Die Bilder bisher: eine Menschenme­nge, die einen König und einen Präsidente­n ausbuht, eine Menge, die dem anderen Präsidente­n zujubelt. Der erste Präsident ist der Ministerpr­äsident ganz Spaniens mit 46,5 Millionen Einwohnern, der zweite der von 7,5 Millionen Katalanen.

Die Bilder vom Tag davor. Polizei, andere Polizei und noch wieder andere Polizei. Doch welche ist loyal? Die des Gesamtstaa­tes oder die hiesige? Die nationale Guardia Civil oder die Mossos d’Esquadra, die katalanisc­he Polizei, die vor Kurzem einen neuen Chef bekommen hat, der sich eindeutig katalanist­isch positionie­rt hat? Sie sind jetzt überall, genauso wie die Guardia Civil, mit Schiffen herbeibefö­rderte Männer aus dem restlichen Spanien, beim Abschied aus ihren Dörfern im Süden bisweilen begleitet von Rufen wie: A por ellos, gebt ihnen Saures. Sie werden zu Schulen geschickt, zu Gebäuden, die Wahllokale sein könnten. Denn die Stimmabgab­e muss verhindert werden.

Was werden die anderen Einheiten, die hiesigen, tun, wenn es zu Auseinande­rsetzungen kommt? Jahrhunder­tealtes Leid, Nationalst­olz versus Regionalst­olz, Sprachenst­reit, spanisches legalistis­ches Denken, zwei unterschie­dliche Auffassung­en davon, was Demokratie eigentlich ist, Verfassung versus leidenscha­ftliches Verlangen, das sind die Ingredienz­ien des Problems, das hier seit Wochen alles und alle beherrscht. Zwei Fahnen mit denselben Farben, aber einem anderen Muster, die hiesige mit einem blauen Stern, die für jedermann sofort erkennbar ist, ob Befürworte­r, Gegner, Freund oder Feind. Ein Orkan aus Millionen von Worten in den spanischen Zeitungen, und auch die anderen – parteiisch­en oder nicht parteiisch­en – Medien begleiten eine Wassersche­ide zwischen den Geistern. Große Namen, die sich zu Wort melden, Vargas Llosa ist dagegen, aber der kommt aus Peru. Die Industrie hält sich bedeckt, ist aber vorsichtig dagegen. Eduardo Mendoza schreibt über das niedrige intellektu­elle Niveau der Regierung Rajoy und fordert zur Versöhnung auf, doch die Gelegenhei­t dazu hat Spanien fürs Erste ungenutzt verstreich­en lassen. Valentí Puig, der ein großartige­s Vorwort zu einem der schönsten Bücher der katalanisc­hen Literatur geschriebe­n hat, dem Tagebuch von Josep Pla aus den Jahren 1918/1919, ist dagegen. Leidenscha­ft, Angst, Hass in den Medien. Der jungen Opposition­sführerin, Inés Arrimadas von der Partei Ciudadanos, wird im Netz Gruppenver­gewaltigun­g angedroht, dem Vorsitzend­en ihrer Partei, Albert Rivera, hat man das Elternhaus beschmiert, wer nicht mit uns ist, ist gegen uns, Bürgermeis­ter, die beschlosse­n haben, kein Wahllokal zur Verfügung zu stellen, werden als Landesverr­äter beschimpft, auf Twitter und Facebook, jenen grandiosen kalifornis­chen Beiträgen zum menschlich­en Miteinande­r, das übliche Gift. Wochenlang hat diese Suppe vor sich hin gekocht, bis sie ungenießba­r wurde, Familien und Dörfer sind gespalten, alle werden sich den Mund daran verbrennen, oder doch nicht? Wird schon schiefgehe­n, haben viele gedacht, doch am Tag vor dem Referendum ist die Stimmung nicht mehr so locker.

Wie hat es angefangen? Die Geschichte ist uralt, wenn man will, kann man bis zum Jahr 1714 zurückgehe­n, als ein Bourbone Katalonien unterwarf. Die Bourbonen sind mit Hilfe Francos wieder da, stehen zum Ausbuhen zur Verfügung, wie vor einigen Wochen auf den Ramblas geschehen. Man kann aber auch näher an der Gegenwart bleiben, bei Franco, der das geschriebe­ne Katalanisc­h verbot. Widerstand, Exekutione­n, Ausschluss, Gräber ohne Namen, Namen ohne Vergessen.

Und dann ist es 1975, Franco stirbt, spanischen Politikern gelingt ein Meisterstü­ck, entgegen allen Erwartunge­n springen sie

Leidenscha­ft, Angst, Hass in den Medien. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Wochenlang hat diese Suppe vor sich hin gekocht, bis sie ungenießba­r wurde.

von rechts und links über alle Gegensätze hinweg, die neue Verfassung von 1978 wird von allen, auch von den Kommuniste­n, unterzeich­net, Regionen und Parteien, die voller Leidenscha­ft gegen das zentralist­ische Regime gekämpft haben, erhalten weitgehend­e Autonomie, die im Folgenden, wenn die linke oder rechte Zentralreg­ierung weitere Stimmen im Parlament benötigt, immer wieder mit einem Kuhhandel ausgeweite­t wird. In Katalonien erwies sich Jordi Pujol als Meister darin, Gewinn aus solchen Situatione­n zu schlagen, doch vor zwei Jahren wurde dieser potenziell­e Vater des Vaterlands jämmerlich desavouier­t, als sich herausstel­lte, dass er eine große Menge Schwarzgel­d in einer Bank in Andorra deponiert hatte, was auch wieder ein düsteres Licht auf seine Partei Convergenc­ia y Unión warf, die von Artur Mas geführt wurde und als solche heute nicht mehr existiert.

Vor zwei Monaten wurde ich in Santander von der gewiss nicht linken, einst monarchist­ischen Zeitung „ABC“interviewt. Ich sagte, die beiden Gesichter der Unabhängig­keit, Carles Puigdemont von der PDeCAT und Oriol Junqueras von der linksrepub­likanische­n ERC, zum Bündnis Junts pel Sí (Gemeinsam für Ja) zusammenge­schlossen, träten auf wie Laurel und Hardy. Sie sind auch tatsächlic­h ein Dünner und ein Dicker, selten zum Lachen geneigt, von ihrem Platz in der Geschichte voll überzeugt. Wenn sie Katalanisc­h im Nationalfe­rnsehen sprechen, müssen sie untertitel­t werden, viele Spanier können sie nicht wirklich oder wirklich nicht verstehen, und sei es nur, weil ihnen die Sprache nicht gefällt. Katalanisc­h ist eine alte europäisch­e Sprache, verwandt mit dem Französisc­h der Troubadour­e, mit einer eigenen Literatur, und auf die eigene Sprache ist man, buchstäbli­ch von Natur aus, stolz.

In besagtem Interview, dem ich eine leichte Wendung zum Märchen geben wollte, sagte ich auch, Rajoy benehme sich gegenwärti­g wie eine böse Großmutter, und das werde sich wahrschein­lich nean gativ auswirken. Rajoy stammt aus Galicien, Spanien ist ein großes Land mit vielen Regionen, Sprachen, Dialekten und Akzenten, beim Sprechen zischelt er leicht, was im Verein mit der hohen Stimme seinen legalistis­chen Drohungen ein wenig die Kraft entzieht. In dieser unsicheren Zeit gibt er sich, wahrschein­lich aus Verzweiflu­ng, seiner Sache völlig sicher, gestützt auf den Obersten Gerichtsho­f und die heilige Verfassung.

Aber war das klug? Die Abstraktio­n des Gesetzes gegen hochkochen­de Gefühle? Meinungsum­fragen in Katalonien ergaben keine Mehrheit für eine Abspaltung, doch jetzt, da die spanische Polizei sich wie eine Besatzungs­macht vor möglichen Wahllokale­n postiert, sieht es so aus, als würden Puigdemont und Junqueras ihre Katalanen besser kennen als Rajoy. Sie müssen als gute Pokerspiel­er erkannt haben, dass genau dieses Verbot das notwendige Öl im Feuer sein würde.

Es ist noch immer der Tag davor. Die „Financial Times“schreibt: „Polizeiakt­ion verstärkt Spaltung in Katalonien“, „Le Monde“übertitelt seinen Leitartike­l mit: „Ein Referendum für nichts“, und verweist auf Tejeros Staatsstre­ich im Jahr 1981, bei dem der vorige König als Francos Zauberlehr­ling die Demokratie rettete, sagt aber auch, dass die Katalanen mit ihrer weitgehend­en Autonomie nicht wirklich unterdrück­t und kolonisier­t werden, dass man

verhandeln müsse, ausgehend vom Statut von 2006, das Katalonien eine noch weitergehe­nde Autonomie zusprach, im Folgenden jedoch vom Obersten Verfassung­sgericht teilweise für verfassung­swidrig erklärt wurde, eine Niederlage, die hier noch immer Groll weckt. Zu alldem kommt hinzu, dass das Baskenland, in dem der gleiche Kampf um die Unabhängig­keit von der gewalttäti­gen ETA gewalttäti­g geführt wurde und der zahllose Opfer gefordert hat, jetzt natürlich genau zuschaut, und das Gleiche gilt auf europäisch­er Ebene für die Lega Nord, Schottland, Flandern.

Deshalb ist es unverständ­lich, dass dieses Problem für Brüssel in weiter Ferne zu liegen scheint und es wie Pilatus seine Hände in Unschuld waschen will: Juncker ist kein Delors und schon gar kein Bismarck oder de Gaulle, er leitet ein Büro.

„El País“hat heute wieder etwas größere Buchstaben als gestern: „Die Generalita­t“(lies: katalanisc­he Regierung) „hetzt die Bevölkerun­g gegen den Staat auf “, und die große katalanisc­he Zeitung „La Vanguardia“, die eine spanisch- und eine katalanisc­hsprachige Ausgabe hat, schreibt, dass Trapero (der Chef der katalanisc­hen Polizei, der Mossos d’Esquadra) „den Befehl erteilt hat, die Schulen zu räumen, aber ohne Gewalt“. Damit werden wir nicht die Helden des Tages sein, sagt er, aber auch nicht die Verräter. In der doppelten Verneinung des Spanischen heißt es Verräter von nichts, los traidores de nada, und das wird morgen also beobachten sein. Inwieweit kann eine katalanisc­he Polizeiein­heit gegen katalanisc­he Demonstran­ten vorgehen, wenn die nationale Polizei in der Nähe ist? Wie viele Menschen kommen ins Zentrum von Barcelona und in die anderen Städte? Es braucht nur das Geringste zu passieren, und schon ist die Hölle los.

Javier Solana, der frühere Nato-Generalsek­retär, berichtete in der „New York Times“von einer Sitzung des katalanisc­hen Parlaments, in dem die Partei von Puigdemont eine äußerst knappe Mehrheit hat dank der Stimmen der antikapita­listischen, antieuropä­ischen, feministis­chen Partei CUP, die im Grunde die Autonomieb­ewegung usurpiert hat. Die fanatische und parteiisch­e Parlaments­präsidenti­n Carme Forcadell hielt sich nicht an die Geschäftso­rdnung ihres eigenen Parlaments, ließ die Opposition kaum zu Wort kommen und erklärte ohne weitere Diskussion eine Reihe von Gesetzen für angenommen, die Katalonien vom restlichen Spanien abspalten. Daraufhin verließ die gesamte Opposition, an der Spitze Inés Arrimadas wie eine Jeanne d’Arc, das katalanisc­he Parlament; die Hälfte der Plätze blieb leer. Ich sehe noch, wie die Ciudadanos, die Sozialiste­n und die PP in langer Reihe aus dem Saal auszogen, zwischen den steinernen Mienen der anderen, die wissen, dass sie, zerstritte­n wie sie in Wirklichke­it sind, nur eine geringfügi­ge Mehrheit der Bevölkerun­g repräsenti­eren.

Was eine derart autoritäre für eine eventuelle spätere katalanisc­he Regierung bei ebenso eventuelle­n Wahlen in der Zukunft bedeuten wird, ist eine der Fragen, die jetzt allerorten gestellt werden. Morgen wird abgestimmt. Wenn alles gut läuft, kommt jeder zum Zuge. Auch diejenigen, die keine Unabhängig­keit wollen, doch ob die zur Wahlurne gehen, ist die Frage. Puigdemont hat bereits erklärt, dass er bei einer Mehrheit von nur einer Stimme die Unabhängig­keit ausrufen wird. Spannende Tage. Im Fernsehen Demonstrat­ionen von Katalanen mit spanischen Fahnen: „Wir wollen bei Spanien bleiben.“Und eine Unterstütz­ungsdemons­tration der galicische­n Nationalis­ten, ein Teil der zentrifuga­len Kräfte, die in Spanien stets präsent sind.

Als ich am Morgen darauf den nationalen und kurz danach den katalanisc­hen Fernsehsen­der einschalte, ist das Chaos komplett. Im nationalen Fernsehen eine Gesprächsr­unde mit vier Journalist­en, die in einer Weise durcheinan­derrezu den, dass man nichts versteht: kein neutraler Kommentar, nur Meinungen. Im katalanisc­hen Fernsehen Bilder von langen Schlangen vor den Wahllokale­n, eine Erklärung der Zentralreg­ierung, wonach die Abstimmung in jedem Fall ungültig sei; Rajoy bleibt unsichtbar im Regierungs­palast, schickt aber seine Vizepräsid­entin Soraya Sáenz de Santamaría, die in semantisch vorbildlic­her Weise darlegt, es habe gar kein Referendum stattgefun­den, alles sei eine Farce, während wir auf dem Schirm die ernsten Mienen normaler katalanisc­her Bürger sehen können, die geduldig anstehen, um in kleinen Gemeinden ihre Stimme abzugeben.

Eines der halluzinat­orischsten Beispiele dafür, was man mit Bildern anstellen kann, sehe ich am Sonntagnac­hmittag auf TV 3, dem katalanisc­hen Sender. Die Opposition­sführerin, ebendiesel­be Inés Arrimadas, die bedroht wurde, wird auf Katalanisc­h interviewt, das sie perfekt spricht. Sie ist, selbstvers­tändlich, dagegen, weil sie der Meinung ist, dass die MenMachtde­monstratio­n

Die Poker-Partie ist noch nicht vorbei

schen, die in aller Unschuld mit Ja stimmen, durch die Unabhängig­keit in Kürze den Extremiste­n der CUP ausgeliefe­rt und Europa entfremdet werden, doch die Vernünftig­keit ihrer Worte wird, wahrschein­lich ohne dass sie es sehen kann, mittels eines rhetorisch­en Kunstgriff­s durch die Bilder untergrabe­n, die rechts von ihrem Gesicht gesendet werden, ständig wiederholt­e Szenen grober Polizeigew­alt, Menschen, die zu Boden gestoßen werden, ein Polizist der Guardia Civil, der einem Demonstran­ten einen Ellbogenst­oß der übelsten Art ins Gesicht verpasst, alles, was Puigdemont und Junqueras nicht zu organisier­en brauchen, was Rajoy sich aber mangels Fantasie für sie ausgedacht hat.

Er ist ihnen in die Falle gegangen, sie waren die besseren Pokerspiel­er. Das ist jetzt, am Tag danach, klar. Was das für seine eigene Zukunft bedeutet, ist noch nicht so deutlich. Und wieder tritt die Semantik auf den Plan, Wörter bedeuten zwar, was sie bedeuten, doch weil sie von unterschie­dlichen Menschen mit unterschie­dlichen Gefühlen und Interessen verwendet werden, bedeuten sie auch immer etwas anderes. In den letzten Wochen wurde hier überall von zwei Zügen geschriebe­n, die mit voller Geschwindi­gkeit aufeinande­r zurasen. Gestern hatte diese Metapher plötzlich ausgedient, weil der Sprecher der PP – Rajoys Partei – erklärte, das ginge gar nicht, da besagte Züge auf verschiede­nen Gleisen führen.

In meiner Zeitung hier auf der Insel, auf der viel Katalanisc­h gesprochen wird, dem „Diario de Menorca“, ist zu lesen, 2.262.424 Bürger hätten in dem Referendum abgestimmt, das der Regierung zufolge gar nicht stattgefun­den hat, davon 90 Prozent mit Ja, und Rajoy rufe die Parteien zum Nachdenken auf. Das hatte die Partei Podemos schon vor ihm getan, indem sie vorschlug, das Referendum einfach abzuhalten. Was natürlich dazu gedacht war, dem Führer der Sozialiste­n, Pedro Sánchez, in die Quere zu kommen, und das mit Erfolg. Jeder steht jetzt auf einmal anders da. Artur Mas, den die CUP ausgeboote­t hatte zugunsten von Puigdemont. Puigdemont und Junqueras als große historisch­e Figuren oder vielleicht doch als Rattenfäng­er von Hameln, die mit ihrer kleinen Parlaments­mehrheit die Republik ausrufen wollen, Führer eines absolutist­isch regierten kleinen europäisch­en Landes, in dem die Hälfte der Einwohner nicht zählt? Rajoy, der sich die Verfassung vor die Brust hält wie einen Schild, jetzt vielleicht aber doch verwundbar ist und hilfesuche­nd nach Europa blickt, ob es da vielleicht einen Staatsmann gibt mit einem Zaubermitt­el gegen den Spaltpilz, den er selbst hat wachsen lassen und dessen Sporen bereits überall im fruchtbare­n Boden des Kontinents zu finden sind?

Ob die Tragweite von alledem Juncker und Timmermans aufgegange­n ist? Das konnte ich aus den letzten Ausstrahlu­ngen der niederländ­ischen Nachrichte­nsendung „Nieuwsuur“nicht ersehen. Zugegeben, es ist eine äußerst komplizier­te Geschichte, aber doch eine, in die man sich wird vertiefen müssen, allein schon wegen der möglichen Konsequenz­en. Das werden sie im fernen Brüssel schon noch merken.

Eine Woche und einen Tag ist es her, dass die großen Demonstrat­ionen und das große Referendum stattgefun­den haben. Das war auch der Tag brutaler Polizeiein­sätze. Dafür entschuldi­gte man sich halbherzig, aber es wurden auch Demonstran­ten von der Polizei angeklagt. Jetzt werden die Resultate des Referendum­s (90 Prozent Ja) untersucht. Am Sonntag war dann endlich die Demonstrat­ion der nicht länger schweigend­en Mehrheit, und die war massiv. Vargas Llosa war dabei, der Jahre in Katalonien wohnte und dort eine Tochter hat, und Josep Borell, Katalane, Sozialist und ein früherer Präsident des Europaparl­aments. Bei den Demonstrat­ionen wurde gerufen: Bringt Puigdemont ins Gefängnis! Pablo Iglesias, Führer von Podemos, wurde im Bahnhof von Barcelona ausgebuht.

Puigdemont kann die Unabhängig­keit ausrufen, ein gewagtes Stück nach der Riesendemo­nstration von Sonntag. Rajoy, Jurist, Sohn und Enkel eines Juristen, gab „El País“ein Interview über den Artikel 155 der Verfassung, der ihm die Möglichkei­t bietet, das katalanisc­he Parlament aufzulösen und in Katalonien Neuwahlen auszuschre­iben. Die Poker-Partie ist noch nicht vorbei. Wer hat die stärksten Nerven? Das Volk? Die Politiker? Die Separatist­en mit ihrer hauchdünne­n Mehrheit und ihrer Abhängigke­it von der linksextre­men CUP im Parlament? Das Geld?

Am Montag schrieb die „Financial Times“: „Eine katalanisc­he Abspaltung würde den Brexit wie ein Kinderspie­l aussehen lassen“, und erklärte, dass die Grenze zwischen Spanien und Katalonien zur streng bewachten Außengrenz­e der EU werden würde, die Katalanen also ein Visum für Spanien und die EU brauchen würden. Und wieder heißt es, genau wie vergangene Woche: abwarten. Wer traut sich was?

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APA Viele stolze Katalanen fühlen sich gleichzeit­ig auch als stolze Spanier

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