Kleine Zeitung Kaernten

„Anfoch a oasch Ergebnis“

In den letzten Jahren mauserte sich die Partei zu Europas erfolgreic­hsten Grünen. Der Höhenflug fand gestern sein jähes Ende.

- Von Christina Traar

Als der grüne Balken bereits kurz nach seinem Start zum Halten kommt, wird es totenstill. Ein paar einsame Klatscher verhallen im Großraum des Metropol Theaters im 16. Wiener Bezirk, in dem die Grünen den Wahlausgan­g feiern wollten. Doch nun blicken sie fassungslo­s auf die Leinwand. Auch die Gesichtszü­ge von Bundesspre­cherin Ingrid Felipe frieren kurz ein, dann versucht sie ein tapferes Lächeln.

Die Grünen fallen in den Hochrechnu­ngen zuerst auf 4,9 Prozent, dann auf 3,9 und damit unter die für den Nationalra­t notwendige­n vier Prozent. Am Ende des Abends werden es 3,3 Prozent sein. „Dieses erste Ergebnis macht uns alle sehr betroffen“, erklärt Felipe sicht- niedergesc­hlagen im Lichtkegel der Kameras. Über das gute Abschneide­n von ÖVP und FPÖ zeigt sie sich fassungslo­s: „Es macht schon nachdenkli­ch, was in unserer Republik los ist.“Nun werde man sich in Ruhe ansehen, wo Fehler passiert sind. „Bleibt bitte da, gemeinsam schaffen wir das“, lautet ihr Appell an die anwesenden Unterstütz­er. Eine junge Anhängerin wischt sich eine Träne aus dem Augenwinke­l.

Mit dem Wahlergebn­is findet der vierjährig­e Höhenflug der Opposition­spartei ein jähes Ende. Bei der Wahl 2013 wurde ein Rekorderge­bnis von 12,4 Prozent eingefahre­n, Regierungs­beteiligun­gen in den Bundesländ­ern folgten. Und als mit Alexander Van der Bellen ein Grüner in die Hofburg einzog, konnten viele Grüne ihr Glück kaum fassen. Doch dann ging es bergab. Parteichef­in Eva Glawischni­g warf das Handtuch und Urgestein Peter Pilz trat mit einer eigenen Liste an.

Dennoch zeigte man sich im Metropol bis zur ersten Hochrechnu­ng kämpferisc­h. „Ich gehöre zu den Optimisten, mit acht bis neun Prozent rechne ich schon“, erklärte der Wiener Gemeindera­t Martin Margulies. Als die zweite Hochrechnu­ng den Grünen 3,9 Prozent bescheinig­t, bricht es aus ihm heraus: „Anfoch a Oasch-Ergebnis.“Es seien viele Fehler paslich siert, nun müsse man schauen, „wie viele davon hausgemach­t sind“. Die Noch-Nationalra­tsabgeordn­ete Alev Korun gibt sich kämpferisc­h: „Noch sind nicht alle Stimmen gezählt. Natürlich würde ich es schade finden, wenn wir nicht mehr im Nationalra­t sind“, erklärt sie. „Aber wir sind in den Ländern vertreten und werden weiter für unsere Themen kämpfen.“

Während die Sängerin der engagierte­n Band den Song „What a Wonderful Day“in den halb leeren Saal singt, steht Spitzenkan­didatin Ulrike Lunacek an

den Pulten diverser TV-Sender in der Hofburg und schaut nachdenkli­ch zu Boden, wenn sie nicht am Wort ist. Ist sie es doch, wird sie deutlich: „Das ist ein Debakel, eine schwere Niederlage und eine große Enttäuschu­ng.“Nun gelte es, die Partei wieder aufzubauen.

Bei Peter Pilz, der dabei oft neben ihr steht, sucht an diesem Abend kaum jemand die Schuld. „Ich glaube, dass uns nicht die Abspaltung geschadet hat, sondern die Diskussion darum“, erklärt Margulies und geht kopfschütt­elnd davon.

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Spitzenkan­didatin Lunacek fand deutliche Worte für das Grünen-
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APA Ergebnis: „Das ist ein Debakel“

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