Kärnten ist wieder blau eingefärbt
Den Wettlauf um die Nummer einsPosition in Kärnten haben die Freiheitlichen deutlich gewonnen. Der zweite große Wahlsieger heißt Volkspartei. Die SPÖ erhielt einen deutlichen Dämpfer. Und die Grünen hat es pulverisiert.
Der Kärntner SPÖ-Chef Landeshauptmann Peter Kaiser hat den Braten länger gerochen. Er räumte schon vor zwei Wochen ein, dass seiner Partei bei der Nationalratswahl der erste Platz nicht sicher sei. Kurzzeitig musste die SPÖ gestern auch in Kärnten sogar um den zweiten Platz fürchten, weil die ÖVP mit ihrem Stimmenzuwachs nahe heranrückte. Im Endergebnis – noch ohne Wahlkarten – rutschte die SPÖ unter die 30-Prozent-Marke.
Einen überragenden Erfolg landeten die Freiheitlichen. Sie konnten nahezu das Stimmenpotenzial aufsammeln, das frei geworden ist, weil das Team Stronach und das BZÖ nicht mehr kandidierten. Die beiden Parteien hatten bei der Nationalratswahl 2013 zusammengerechnet 17,7 Prozent erzielt. Mit einem Zugewinn von fast 15 Prozent für die Freiheitlichen wurde die Kärntner Landkarte wieder überwiegend blau eingefärbt; bei der Nationalratswahl 2013 blinkte sie stark rot.
Der zweite große Wahlsieger in Kärnten war die ÖVP. Sie konnte fast zwölf Prozent und über 42.000 Stimmen dazugewinnen. Das wird sich bei der Mandatsverteilung mit dem Zugewinn von zwei Abgeordneten bedeutsam niederschlagen.
Ein Desaster wie auf Bundesebene erlitten die Grünen – und das als Regierungspartei. Sie stürzten von elf auf zwei Prozent ab, verloren 25.000 Stimmen. Demgegenüber konnte Peter Pilz mit seiner neuen Liste über 10.000 Stimmen in Kärnten gewinnen. Pilz war bei der Listenerstellung der Grünen vom Kärntner Abgeordneten Julian Schmid ausgebootet worden und hatte dann seine eigene Liste gegründet.
Zu den eigenen Pleiten, Pech und Pannen ist der europaweit spürbare
Gegenwind von rechts gekommen.
Peter Kaiser
SPÖ-Vorsitzender Wir werden in Kärnten diesen Schwung mitnehmen und weiter nachhaltige Reformen einfordern.
Christian Benger
ÖVP-Obmann
Die Politiker hatten gestern Zeit, sich ihre Stellungnahmen zurechtzulegen. Denn für die Journalisten wurden die Parteibüros erst kurz vor der ersten Hochrechnung geöffnet. Bei der anschließenden ParteichefRunde im ORF-Landesstudio konnten die Emotionen aber nicht verborgen werden: Kaiser gab sich gefasst, ÖVP-Chef Christian Benger freudestrahlend, FPÖ-Obmann Gernot Darmann zurückhaltend, der Grüne Landesrat Rolf Holub tief getroffen und Neos-Spitzenkandidat Christoph Haselmayer hocherfreut. Die Neos haben über 11.000 Stimmen und vier Prozent gewonnen.
Kaiser und Holub führten die Ergebnisse für ihre Parteien auf „einen europaweit spürbaren Rechtsruck“und das Ausländer-Thema zurück. „Für die Landtagswahl gibt es völlig andere Voraussetzungen“, sagte Kaiser. Das NationalratswahlErgebnis sei „für uns das richtige Signal, weiter Gas zu geben“.
Benger, Koalitionspartner von Rot und Grün in Kärnten, stimmt „das historische ÖVPErgebnis“„zuversichtlich für die Landtagswahl“. Für ihn hat gestern der Landtagswahlkampf begonnen. Auswirkungen auf die Dreier-Koalition kündigte er insofern an, als dass die ÖVP „weiter Reformen einfordern“werde.
Darmann leitet aus dem Wahlergebnis ab, jetzt in Kärnten den Führungsanspruch zu stellen. Die Freiheitlichen hätten jene politischen Inhalte, die den Menschen wichtig seien, wie das Migrationsthema.
Weil rund 50.000 Wahlkarten für Kärnten noch auszuzählen sind, kann sich prozentmäßig noch etwas verändern, in der Reihenfolge der Parteien kaum.
Wir haben die Inhalte, welche die Leute bewegen. In Kärnten stellen wir jetzt den Führungsanspruch.
Gernot Darmann
FPÖ-Obmann Diese Wahl haben wir eindeutig verloren. Es war ein Ausländer-Wahlkampf. Und den gewinnen
die Grünen nie.
Rolf Holub
Landesrat, Grüne Wir sind jetzt in Kärnten die viertstärkste Kraft. Das ist eine gute Ausgangsposition für die Landtagswahl.
Christoph Haselmayer
Neos-Spitzenkandidat