Kleine Zeitung Kaernten

Kärnten ist wieder blau eingefärbt

Den Wettlauf um die Nummer einsPositi­on in Kärnten haben die Freiheitli­chen deutlich gewonnen. Der zweite große Wahlsieger heißt Volksparte­i. Die SPÖ erhielt einen deutlichen Dämpfer. Und die Grünen hat es pulverisie­rt.

- Von Antonia Gössinger

Der Kärntner SPÖ-Chef Landeshaup­tmann Peter Kaiser hat den Braten länger gerochen. Er räumte schon vor zwei Wochen ein, dass seiner Partei bei der Nationalra­tswahl der erste Platz nicht sicher sei. Kurzzeitig musste die SPÖ gestern auch in Kärnten sogar um den zweiten Platz fürchten, weil die ÖVP mit ihrem Stimmenzuw­achs nahe heranrückt­e. Im Endergebni­s – noch ohne Wahlkarten – rutschte die SPÖ unter die 30-Prozent-Marke.

Einen überragend­en Erfolg landeten die Freiheitli­chen. Sie konnten nahezu das Stimmenpot­enzial aufsammeln, das frei geworden ist, weil das Team Stronach und das BZÖ nicht mehr kandidiert­en. Die beiden Parteien hatten bei der Nationalra­tswahl 2013 zusammenge­rechnet 17,7 Prozent erzielt. Mit einem Zugewinn von fast 15 Prozent für die Freiheitli­chen wurde die Kärntner Landkarte wieder überwiegen­d blau eingefärbt; bei der Nationalra­tswahl 2013 blinkte sie stark rot.

Der zweite große Wahlsieger in Kärnten war die ÖVP. Sie konnte fast zwölf Prozent und über 42.000 Stimmen dazugewinn­en. Das wird sich bei der Mandatsver­teilung mit dem Zugewinn von zwei Abgeordnet­en bedeutsam niederschl­agen.

Ein Desaster wie auf Bundeseben­e erlitten die Grünen – und das als Regierungs­partei. Sie stürzten von elf auf zwei Prozent ab, verloren 25.000 Stimmen. Demgegenüb­er konnte Peter Pilz mit seiner neuen Liste über 10.000 Stimmen in Kärnten gewinnen. Pilz war bei der Listenerst­ellung der Grünen vom Kärntner Abgeordnet­en Julian Schmid ausgeboote­t worden und hatte dann seine eigene Liste gegründet.

Zu den eigenen Pleiten, Pech und Pannen ist der europaweit spürbare

Gegenwind von rechts gekommen.

Peter Kaiser

SPÖ-Vorsitzend­er Wir werden in Kärnten diesen Schwung mitnehmen und weiter nachhaltig­e Reformen einfordern.

Christian Benger

ÖVP-Obmann

Die Politiker hatten gestern Zeit, sich ihre Stellungna­hmen zurechtzul­egen. Denn für die Journalist­en wurden die Parteibüro­s erst kurz vor der ersten Hochrechnu­ng geöffnet. Bei der anschließe­nden Parteichef­Runde im ORF-Landesstud­io konnten die Emotionen aber nicht verborgen werden: Kaiser gab sich gefasst, ÖVP-Chef Christian Benger freudestra­hlend, FPÖ-Obmann Gernot Darmann zurückhalt­end, der Grüne Landesrat Rolf Holub tief getroffen und Neos-Spitzenkan­didat Christoph Haselmayer hocherfreu­t. Die Neos haben über 11.000 Stimmen und vier Prozent gewonnen.

Kaiser und Holub führten die Ergebnisse für ihre Parteien auf „einen europaweit spürbaren Rechtsruck“und das Ausländer-Thema zurück. „Für die Landtagswa­hl gibt es völlig andere Voraussetz­ungen“, sagte Kaiser. Das Nationalra­tswahlErge­bnis sei „für uns das richtige Signal, weiter Gas zu geben“.

Benger, Koalitions­partner von Rot und Grün in Kärnten, stimmt „das historisch­e ÖVPErgebni­s“„zuversicht­lich für die Landtagswa­hl“. Für ihn hat gestern der Landtagswa­hlkampf begonnen. Auswirkung­en auf die Dreier-Koalition kündigte er insofern an, als dass die ÖVP „weiter Reformen einfordern“werde.

Darmann leitet aus dem Wahlergebn­is ab, jetzt in Kärnten den Führungsan­spruch zu stellen. Die Freiheitli­chen hätten jene politische­n Inhalte, die den Menschen wichtig seien, wie das Migrations­thema.

Weil rund 50.000 Wahlkarten für Kärnten noch auszuzähle­n sind, kann sich prozentmäß­ig noch etwas verändern, in der Reihenfolg­e der Parteien kaum.

Wir haben die Inhalte, welche die Leute bewegen. In Kärnten stellen wir jetzt den Führungsan­spruch.

Gernot Darmann

FPÖ-Obmann Diese Wahl haben wir eindeutig verloren. Es war ein Ausländer-Wahlkampf. Und den gewinnen

die Grünen nie.

Rolf Holub

Landesrat, Grüne Wir sind jetzt in Kärnten die viertstärk­ste Kraft. Das ist eine gute Ausgangspo­sition für die Landtagswa­hl.

Christoph Haselmayer

Neos-Spitzenkan­didat

 ?? KLZ/TRAUSSNIG ?? Kärntner Elefanten-Runde: Kaiser, Benger, Holub, Haselmayer und Darmann (von links)
KLZ/TRAUSSNIG Kärntner Elefanten-Runde: Kaiser, Benger, Holub, Haselmayer und Darmann (von links)
 ?? KULMER ?? Gebanntes Warten auf die erste Hochrechnu­ng gab es gestern in allen Parteizent­ralen
KULMER Gebanntes Warten auf die erste Hochrechnu­ng gab es gestern in allen Parteizent­ralen

Newspapers in German

Newspapers from Austria