Sturm auf Wien
Franco Foda folgt Marcel Koller als Trainer der österreichischen Nationalmannschaft. Wie der ÖFB die Wahl begründete.
Der seit drei Wochen amtierende Sportdirektor Peter Schöttel brachte es auf den Punkt, der dann doch wieder alles relativiert. Der neue Teamchef ist zwar ein Deutscher, der erste übrigens, aber er geht locker als Österreicher durch. Schließlich gilt Franco Foda seit vielen Jahren als enger Vertrauter des rotweiß-roten Fußballs, daher steht der langjährige Trainer von Sturm Graz der von Schöttel ursprünglich ins Spiel gebrachten „österreichischen Lösung“nicht im Weg. Stolpersteine hat es in den vergangenen Wochen ohnehin schon genug gegeben.
Die Nationalmann schaft hat einen neuen ersten Mann, aber Foda war nicht erste Wahl, daraus machten Schöttel und ÖFB-Präsident Leo Windtner auch gar kein Hehl. Es gab eine Fülle von Anwärtern für die Nachfolge des unter durchaus fragwürdigen Umständen aus dem Amt gejagten Marcel Koller. Ganz oben auf der Wunschliste von Windtner stand Peter Stöger. Der lange Zeit erfolgreiche, aber derzeit mit einer beispiellosen Negativserie konfrontierte Trainer des 1. FC Köln hätte den Job bekommen, aber er sagte letztlich ab, laut Windtner erst am Sonntag und „schweren Herzens“.
„Wir haben fast täglich miteinander telefoniert, es war eine Hängepartie“, erklärte Schöttel. So blieb dem ÖFB-Chef nichts anderes übrig, als aus dem verbliebenen Trio Thorsten Fink, dem ewigen Andi Herzog und Foda eben Letzteren vorzuschlagen. Das in den Wochen zuvor durch die Vorgangsweise bei den Personalentscheidungen mit der Ablöse von Koller und Sportchef Willi Ruttensteiner heftig unter Beschuss geratene Präsidium demonstrierte diesmal Einigkeit und sprach sich einstimmig für Foda aus.
Der 51-Jährige steht dem Nationalteam für das SpanienTrainingslager in der kommenden Woche und das anschließende Ländermatch am 14. November gegen Uruguay zur Verfügung, bleibt aber noch bis Jahresende Sturm-Trainer. Sein Vertrag läuft von 1. Jänner 2018 bis 31. Dezember 2019 und verlängert sich bei einer erfolgreichen EM-Qualifikation bis zum Turnierende. Heute wird der Deutsche offiziell präsentiert.
Der ÖFB hatte sich nach den Turbulenzen bei der Suche nach dem Koller-Nachfolger mit der Frist bis Ende Oktober selbst unter enormen Zeitdruck gesetzt. Der vor drei Wochen mit seiner Aussage, kein Konzept vorweisen zu können, unglücklich gestartete Schöttel musste eine Liste abarbeiten und holte sich, wie er selbst offen erklärte, eine Reihe von Absagen. Neben Stöger gehörten noch der im September von Anderlecht gefeuerte Schweizer Rene Weiler, Frankfurt-Trainer Nico Kovac, Ex-Schalke-Coach Markus Weinzierl und Adi Hütter (vormals u. a. Salzburg, jetzt Bern) zum engsten Kreis. Doch sie waren allesamt nicht zu haben, zum Teil auch wegen ihrer den ÖFB-Rahmen sprengenden Gehaltsforderungen. Leipzigs Ralph Hasenhüttl war schon vorher wegen Aussichtslosigkeit gestrichen worden. Foda wird laut Windtner „signifikant günstiger“als Koller sein. Der Schweizer hatte eine Jahresgage von rund 1,4 Millionen Euro kassiert.
Was spricht für Franco Foda? Er bringe, so Windtner, „die besten Voraussetzungen“mit, „kennt den österreichischen Fußball als Spieler und als Coach und ist ein akribischer Arbeiter“. Foda sei übrigens vor sechs Jahren hinter Koller die Nummer zwei gewesen. Das Präsidium hatte sich diesmal ziemlich rasch auf einen gemeinsamen Nenner geeinigt. Nach nur einer Stunde war die Veranstaltung zu Ende. Hätte Foda nicht den Zuschlag erhalten, wäre diesmal wohl Andi Herzog zum Zug gekommen, aber Österreichs Rekordteamspieler ist neuerlich gescheitert. „Teamchef zu sein, ist eine große Ehre für mich. Ich freue mich auf die Aufgabe“, erklärte Foda.
Windtner hatte zuvor mit allen drei Kandidaten „intensive umfassende Gespräche“geführt, wie er erklärte. Die Betroffenen wurden unverzüglich informiert. Foda nimmt seine Assistenten Thomas Kristl und Imre Szabics von Sturm zum Nationalteam mit.