Kleine Zeitung Kaernten

Schlussakk­ord für ein besonderes Jubiläum

Heute vor 500 Jahren hat Martin Luther seine 95 Thesen zur Reform der Kirche formuliert – mit tief greifenden Folgen – damals und heute.

- Von Monika Schachner

Ob sie Martin Luther tatsächlic­h an die Tür der Schlosskir­che von Wittenberg genagelt hat – darüber streiten bis heute Historiker (und Theologen). Außer Diskussion steht hingegen, dass jene 95 Thesen, die der Augustiner­mönch im Spätherbst des Jahres 1517 formuliert hatte, die abendländi­sche Kirche in ihren Grundfeste­n erschütter­n sollte. Martin Luther war zuvor nach Rom gepilgert und dort vom prunkvolle­n Gehabe der Renaissanc­epäpste erschütter­t. Als der Nachfolger Petri dann auch noch zustimmte, in deutschen Landen sündteure Ablassurku­nden im Tausch gegen das ureigene Seelenheil auszugeben, war dem Mönch der Kragen geplatzt.

2017 stand weltweit unter dem Eindruck dieses Ereignisse­s – jährte sich doch der mutmaßlich­e Thesenansc­hlag zum 500. Mal. Luthers Botschaft – allein Christus, allein der Glaube, allein die Gnade und allein die Bibel führen zu Gott – hat sich seit damals rund um den Globus ausgebreit­et: von der lutherisch­en und reformiert­en Kirche bis hin zu den Freikirche­n, die zuletzt in Südamerika und Afrika deutlich an Mitglieder­n zuleg(t)en.

Zu einer Machtdemon­stration der evangelisc­hen Kirche ist das Reformatio­nsjubiläum nirgends geworden. Vielmehr war es ein Herzeigen der eigenen Geschichte und ein Stärken der Ökumene. In Luthers Heimat etwa – dem Dreiländer­eck Sachsen, Niedersach­sen und Thüringen – ist Religion mittlerwei­le eine Randersche­inung: In Wittenberg, viele Jahre Teil der DDR, gehören nur noch 15 Prozent der Bewohner einer Kirche an. Zusammenar­beit ist angesagt. In Deutschlan­d, in Österreich, auf Weltebene. Emotionals­tes Symbol dafür: Am 31. Oktober 2016 umarmte Papst Franziskus beim Reformatio­nsgottesdi­enst die evangelisc­he Erzbischöf­in von Schweden.

Oder um den deutschen Kardinal Reinhard Marx und evangelisc­hen Bischof Heinrich Bedford-Strohm sprechen zu lassen: „In einer weltanscha­ulich pluralen Gesellscha­ft, in der viele nicht mehr zwischen ,katholisch‘ und ,evangelisc­h‘ unterschei­den, müssen die Kirchen gemeinsam auftreten. Das Reformatio­nsjahr 2017 ist kein Schluss-, sondern ein Doppelpunk­t in der Ökumene.“

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