Kleine Zeitung Kaernten

Martin Luther, der Unruhestif­ter

Glaube und ein starker Wille – beides zeichnete den Reformator aus.

- Monika Schachner

Hier stehe ich und kann nicht anders“– es muss ein verdattert­er Blick gewesen sein, den Kaiser Karl V. Martin Luther beim Reichstag von Worms zugeworfen hat. Hatte sich doch der Mönch mit seinem Beharren auf seinen 95 Thesen gegen das „Establishm­ent“gestellt. Wozu das führen kann, musste Jan Hus 100 Jahre zuvor qualvoll durchleben: Der tschechisc­he Reformator war am Konzil von Konstanz verurteilt und als Ketzer verbrannt worden.

Wobei die weltlichen und geistliche­n Herren des Wormser Reichstags den Kurfürsten von Sachsen – einen von sieben Kaisermach­ern – nicht auf ihrer Rechnung hatten. Denn Friedrich der Weise wird zu Luthers Schutzherr: etwa als er ihn 1521/22 auf der Wartburg versteckte. Luther übersetzte dort in kurzer Zeit das Neue Testament aus dem griechisch­en Original ins Deutsche – „Back to the roots“sozusagen, „zurück zu den Wurzeln“. Seine Wortkreati­onen sind heute legendär und gebräuchli­ch: vom Wolf im Schafspelz bis zu den Perlen, die wir bis heute sprichwört­lich vor die Säue werfen. Kurfürst Friedrich half auch mit, Luthers Ideen zu „promoten“. Durch Wort (den knapp zuvor erfundenen Buchdruck) und Bild – Lucas Cranach war Friedrichs Hof- und Luthers Leibmaler.

D och Luther hatte ebenso sanfte und verletzlic­he Seiten: Seine Heirat mit Katharina von Bora, einer geflohenen Nonne, erwies sich als Glücksfall. Und als seine Tochter Magdalena im Alter von nur 13 Jahren stirbt, bricht für ihn eine Welt zusammen.

500 Jahre Reformatio­n – vieles von Luther, dem Unruhestif­ter, ist bekannt, ganz erfassen wird er sich jedoch wohl nie lassen.

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Das Standbild Luthers in Eisleben, seinem Geburts- und Sterbeort

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