Die Doppel-Nobelpreisträgerin
Nadja Schmidt (35) aus Hermagor leitet Österreichs Anti-Atomwaffen-Kampagne ICAN. Die wird jetzt geehrt.
Man braucht nicht neidisch zu sein auf Nadja Schmidt. Immerhin ist jeder EU-Bürger ja schon seit 2012 Friedensnobelpreisträger. Allerdings: Die 35-Jährige hat bald zwei „noble“Preise und ist am 10. Dezember bei der Übergabe an ICAN-Vertreterinnen in Oslo selbst vor Ort.
„Ich habe vergessen, die Bekanntgabe zu verfolgen“, erinnert sich die Hermagorerin, „weil ich zu Hause bei meiner kranken Tochter war.“Doch als SMS, Anrufe und E-Mails kein Ende nahmen und sie den Livestream einschaltete, war klar: ICAN, die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen, erhält den Friedensnobelpreis 2017.
Zwei politisch aktive Großväter, slowenische Wurzeln und innerfamiliäre Diskussionen weckten in Schmidt schon früh den Willen, „etwas für den Frieden zu tun und die Gesellschaft zu verändern, dass es nie wieder so weit kommt“.
Statt Musikerin zu werden, studierte sie Politikwissenschaften unter anderem in Venezuela, Warschau und Kuba, arbeitete bei einer Wissenschaftsagentur und in der Abrüstungsabteilung des Außenministeriums. „2012 gründeten ehemalige Studienkollegen ICAN Austria. Ich stieß drei Monate später dazu und wurde Geschäftsführerin.“
Schnell gewann die österreichische Gruppe an Gewicht: „Als bisher einzige Kampagne haben wir einen einstimmigen Parlamentsbeschluss ausgelöst, der die Regierung verpflichtet, sich für eine nuklearwaffenfreie Welt einzusetzen.“Ende 2014 richtete die Gruppe eine zivilgesellschaftliche Konferenz über den Kampf gegen Atomwaffen mit 650 internationalen Gästen aus. „Ab da war die ICAN eine internationale Größe.“
Angeregt von ICAN versicherte die österreichische Regierung, für das Verbot und die Abschaffung von Atomwaffen zu kämpfen. 130 Staaten unterzeichneten dieses Versprechen, 122 forderten in einer Resolution die Aufnahme entsprechender Verhandlungen. „Als der Vertrag 2017 in New York angenommen wurde, hatte ich Tränen in den Augen.“
Wo immer es geht, sammelt sie Kraft beim Laufen, Wandern und Klettern. Was sie sich für die Zukunft wünscht, liegt auf der Hand: „Ich will einen Beitrag dazu leisten, dass meine Tochter Oona in einer guten und friedlichen Welt aufwächst!“