Aslan-Studie zu den Islam-Kindgärtenwar im Grunde korrekt. Es gab aber „Inhalts-verschiebungen“.
Gutachten zur Islamkindergarten-Studie zeigt: kein Fehlverhalten, aber Mängel und „Inhaltsverschiebung“. Kurz will Entschuldigung.
Der Wirbel war groß, als Ednan Aslan, Professor für Islamische Religionspädagogik, 2015 einen Zwischenbericht zu seiner „Pilotstudie“veröffentlichte. Die vom Integrationsministerium beauftragte und finanzierte Studie sollte islamische Kindergärten in Wien durchleuchten. Kritiker meldeten schon damals Zweifel an der Wissenschaftlichkeit der Arbeit an. Im Sommer folgten schwerwiegende Anschuldigungen: Zwei Beamte des Integrationsministeriums, dem der heutige ÖVP-Chef Sebastian Kurz (noch) vorsteht, sollen in die Studie eingegriffen und Ergebnisse verändert und zugespitzt haben. Aslan selbst hatte das bestritten.
Die Universität Wien und die Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität (OeAWI), welche die Studie daraufhin untersucht hatten, legten nun ein Gutachten vor: Studienautor Aslan konnte kein wissenschaftliches Fehlverhal- ten nachgewiesen werden, lautet das Fazit des 32-seitigen Papiers. Aber: Die Qualität der Studie wird angezweifelt. Laut Uni-Wien-Rektor Heinz Engl sei Aslans Werk „keine tolle Studie“. Grund: Ihm als Mathematiker erscheine die Datenlage teils „zu gering“, zudem gebe es „immer wieder Stellen, die aus wissenschaftlicher Sicht nicht nachvollziehbar sind“.
Gravierender war jedoch die Aussage des Leiters der OeAWI, Stefan Rixen: „Es steht außer Streit, dass es Einfluss seitens des Ministeriums gab.“Im Vertrag der Studie sei keine Mitwirkung des Ministeriums vereinbart gewesen, diese habe es jedoch gegeben – sogar „sehr intensiv“, wie Rixen erklärte. Bei den meisten Eingriffen habe es sich zwar nur um sprachliche Änderungen gehandelt, dennoch seien auch zahlreiche „Inhaltsverschiebungen“passiert. Die zwei Beamten, die in die Studie eingegriffen haben sollen, wurden nicht persönlich befragt, einer davon ließ der OeAWI jedoch eine schriftliche Stellungnahme zukommen.
Rixen und Engl nannten zudem „zeitlichen Druck“als negativen Einflussfaktor auf die Studie, die deshalb auch teils „zu pauschale Aussagen“aufweise. In Zukunft sollen laut Engl „in politisch heiklen Fällen“keine „Pilotstudien“mehr veröffentlicht werden.
Über das Ergebnis des Gutachtens gibt es nun unterschiedliche Auffassungen. Sowohl Kurz als auch die Wiener SPÖ sehen sich in ihrer Argumentation bestätigt. Laut Kurz sei nun klar, dass es „keine Manipulation“gegeben habe, und forderte von Kritikern eine Entschuldigung ein. Der für die Kindergärten zuständige SPÖ-Stadtrat Jürgen Czernohorszky erklärte wiederum, dass das Gutachten eine Einflussnahme durch das Ministerium bestätige.
Während SPÖ und ÖVP das Gutachten deuten, wird an einer zweiten Studie zum Thema Islamkindergärten gearbeitet. Beschlossen wurde das bereits 2015, das Ergebnis soll noch heuer präsentiert werden.