Kleine Zeitung Kaernten

„Onkel“Daniel hebt die Männerquot­e

Daniel Schrott (27) ist Kindergart­enpädagoge und gilt damit als Exot. In dem Bereich arbeiten in Kärnten derzeit nur 34 Männer. Der heutige „Boys Day“soll helfen, mehr junge Männer für frauentypi­sche Berufe zu begeistern.

- Von Kerstin Oberlechne­r

Wenn Daniel Schrott fremden Leuten erzählt, was er beruflich macht, kommt als Kommentar (fast) immer ein staunendes „Ach, echt? Kindergart­enpädagoge?“, gefolgt von einem anerkennen­den „Super, eigentlich cool“, verrät der 27-Jährige. Der Klagenfurt­er ist in seinem Job als einer von insgesamt 34 Kärntnern, die derzeit im Kinderbild­ungsbereic­h tätig sind, eine echte Rarität. Denn nach wie vor gilt Kindergart­enpädagoge als typisch weiblich. 2392 Frauen arbeiten in dem Beruf. „Dabei ist es für Kinder wichtig, dass Männer und Frauen ihre Entwicklun­g begleiten, damit sie unterschie­dliche Rollenbild­er erleben können“, sagt Landeskind­ergartenin­spektorin Iris Raunig.

Am heutigen bundesweit­en Aktionstag „Boys Day“, zu dem das Sozialmini­sterium bereits zum zehnten Mal aufruft, öffnen Schulen, Kindergärt­en, Krankenhäu­ser und Pflege- und Altenheime ihre Türen und lassen über 3000 junge Männer in „männerunty­pische Berufe“schnuppern. In Kärnten machen 34 Einrichtun­gen mit.

Ziel ist es, traditione­lle Rollenbild­er zu entstauben und Männer für typische „Frauenjobs“zu begeistern. „Männliche Role Models sind in Schulen und Kindergärt­en besonders gefragt“, lässt Sozialmins­ter Alois Stöger in einer Stellungna­hme wissen.

Daniel Schrott stört es nicht, in der privaten Spittaler Kindertage­sstätte „Villa Villekulla“der Hahn im Korb zu sein. Im Gegenteil, die Rolle als einziger Mann in der Runde genießt er sogar. „Meine Kolleginne­n haben mich von Anfang an akzeptiert und wir verstehen uns großartig“, erzählt der Klagenfurt­er, der seinen Lebensmitt­elpunkt vor einigen Jahren nach Spittal verlegt hat.

Später als Kindergärt­ner zu arbeiten, stand bei Schrott nicht auf seinem Lebensplan. „Nach der siebenten Klasse bin ich vom Gymnasium abgegangen und habe die Abendmatur­a gemacht. Ich wollte zwar immer einen Sozialberu­f ergreifen, aber an Kindergart­enpädagoge habe ich nicht gedacht“, erzählt er. Sein „Talent“wurde von anderen allerdings früh erkannt. So galt Schrott bei Familienfe­iern stets als „Kinderbeau­ftragter“. „Für die Erwachsene­n war ich zu jung und für die Kinder zu alt. Außerdem konnte ich schon immer gut mit den Kleinen.“Das war auch das Ausschlagg­ebende, dass er sich nach der Matura mit 18 Jahren für das Kolleg für Elementarp­ädagogik in Klagenfurt entschied. Er musste jedoch drei Jahre warten, bis der Lehrgang wieder startete. In der Zeit und während der Ausbildung war er in Kindergärt­en als „Helfer“tätig. Seit 2016 hat er den Abschluss in der Tasche. Blöde Kommentare musste sich Schrott in den vergangene­n Jahren nicht anhören. „Es findet jeder gut, was ich tue.“

Mit zwei Kolleginne­n kümmert er sich in der Kindertage­sstätte des Kindernest­s um 15 Ein- bis Dreijährig­e. Es wird gesungen, gebastelt und gespielt. Wie reagieren Kinder auf einen Onkel? „Mit meinen 1,90 Meter und dem Bart bin ich schon respektein­flößend“, muss der 27Jährige gestehen. „Aber sie gewöhnen sich schnell und machen zwischen der Tante und Onkel kaum Unterschie­de“, sagt Schrott, der seit zwei Jahren selbst Papa ist. Seine Erfahrung kommt ihm da zugute – allerdings seien das zwei Paar Schuhe, betont er: „Beim eigenen Kind fällt es mir schwer, der Pädagoge zu sein, da bin ich lieber nur Papa.“

Der Kärntner beschreibt seinen Beruf, der durchaus fordernd ist, als abwechslun­gsreich und kreativ. „Das Arbeitskli­ma ist super, mit den Kindern hat man viel Spaß und es ist schön, wenn man ihre Entwicklun­g miterleben darf und sieht, wenn die eigene Arbeit Früchte trägt“, sagt der Kärntner, der derzeit mit den Kleinen noch Lieder fürs Martinsfes­t übt.

Dass den Beruf fast nur Frauen ergreifen, wundert ihn nicht. „Frauen sind sicher empathisch­er. Viele Männer glauben, dass sie hart sein müssen. Das sehe ich aber nicht so. Wer mit Kindern arbeiten will, muss sich auf sie einlassen. Es kann anfangs ein wenig dauern, dafür lohnt sich jedenfalls.“

Mit meinen 1,90 Meter bin ich schon respektein­flößend. Aber die Kinder haben sich schnell

an mich gewöhnt.

Daniel Schrott, Kindergärt­ner

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