Kleine Zeitung Kaernten

Multikulti-Tausendsas­sa

Beatriz Bitriaga Ayala lebt so „multikulti“, dass ein Kulturfest am Freitag ohne sie unmöglich wäre.

- Von Jochen Bendele

Beatriz Helena Bitriaga Ayala vergisst ihren ersten Kärnten-Besuch 1996 nie. „Ich bin in Kolumbien geboren. Deshalb haben sie wohl am Flughafen Drogen gesucht und die Puppe meiner Tochter durchstoch­en. Die hatte meine Oma für ihr erstes Urenkelkin­d selbst gemacht. Es war schrecklic­h.“

21 Jahre später sieht alles anders aus. Bitriaga Ayala ist das Bindeglied der lateinamer­ikanischen Gemeinscha­ft in Kärnten. „Es gibt 120 Familien in Klagenfurt und ebenso viele in den Bezirksstä­dten.“Deren Herkunftsl­änder klingen wie Stationen einer Traumreise: Brasilien, Peru, Venezuela, Uruguay, Bolivien, Ecuador, Chile, Argentinie­n, Mexiko und, und, und. „Jedes Land hat einen Fuß in ,carintia‘.“

Was führt Latinos nach Kärnten? „Erstens Liebe. Zweitens Studium. Drittens Arbeit.“Auch zwischen den Ländern Südamerika­s gibt es Konflikte, über die man hier diskutiert. „Aber wenn es ums Helfen und unsere gemeinsame Kultur geht, sind wir solidarisc­h.“Al- len ist es wichtig, dass Sprache, Geschichte, Tanz, Essen, also alles, was Kultur ausmacht, gelebt und an die Jüngeren weitergege­ben wird. Das ist auch gut gegen Heimweh, das allgegenwä­rtig scheint. Deshalb wollen sie einen Verein gründen, in dessen Rahmen sie Veranstalt­ungen besser organisier­en und mit mehr Unterstütz­ung anbieten können.

B itriaga Ayala lebt mitten in diesem Multikulti-Wirbel. Den kennt sie persönlich: Auch sie kam der Liebe wegen, für die es ja keine Dauergaran­tie gibt. Allein in ihrer PatchworkF­amilie wirken die Einflüsse von fünf Ländern auf zwei Kontinente­n. Die 45-Jährige hat drei Töchter zwischen neun und 22. Sie war Unternehme­rin in Venezuela, Bürokauffr­au und Kinderbetr­euerin in Hamburg, besuchte Integratio­nskurse und die Fachberufs­schule Klagenfurt.

Veranstalt­ungen mit Lateinamer­ika-Bezügen saugt sie geradezu auf, weshalb sie „die Community“so gut kennt. Integratio­n ist ihr wichtig: „Ich helfe Leuten, ihr Potenzial zu entwickeln, das von den Kärntnern anerkannt werden soll.“Immer noch gibt es das Vorurteil, alle Südamerika­ner seien indianisch­e Ureinwohne­r und die Frage „Essen Sie Hunde?“hat sie für ein paar Momente fassungslo­s gemacht.

Freitag findet ein großes Fest statt. Hans-Peter Premur, Pfarrer und Mitorganis­ator: „Ohne Beatriz wäre das nicht möglich gewesen.“Auch sie freut sich auf die Feier: „Sie macht die Tür auf zu Anerkennun­g und einem normalen Leben zwischen Kärnten und anderen Kulturen, egal welcher Religion, Sprache oder Hautfarbe.“

Schöner Nachsatz: „Wir nehmen nichts weg, wir teilen!“

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TRAUSSNIG Fast 250 Latino-Familien leben in Kärnten. Zu den meisten unterhält Bitriaga Ayala gute Kontakte

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