Kleine Zeitung Kaernten

Der Mann mit dem Goldhelm

Marc Marquez ist der jüngste Sechsfachw­eltmeister in der Geschichte des Motorradsp­orts. Nichts konnte ihn im Finale aufhalten.

- Von Gerhard Hofstädter

Spanier haben genetisch bedingt die Idealmaße für das in diesem Fall recht brauchbare jockeyhaft­e Auftreten. So kommt Marc Marquez (24) auf das Gardemaß von 1,68 Meter und bringt 59 Kilogramm auf die Waage, im Boxsport pendelt er da zwischen Federund Leichtgewi­cht. Ähnliche Werte kann auch Dani Pedrosa aufwarten. Und so marschiere­n die beiden spanischen HondaZwill­inge im Gleichschr­itt durch die Fahrerlage­r dieser Welt.

Zum Finale der MotoGP 2017 war die Weltmeiste­rschaft zwar noch nicht ganz entschiede­n, der Weg für Marc Marquez schien aber bei einem Punktevors­prung von 21 Zählern doch geebnet. Er hat in den letzten Jahren der Motorradsz­ene seinen Willen mehr oder weniger aufgezwung­en. Er war mit dem fast unantastba­ren Valentino Rossi in den Clinch gegangen, so im Jahre 2015. Marquez und sein Landsmann Lorenzo versuchten Rossi endgültig aufs Altenteil zu drängen. Marquez hat es nahezu geschafft. Denn 2016 und gestern setzte sich Marc Marquez den Weltmeiste­rGoldhelm auf.

Schrecksek­unde. Der 24-Jährige aus Cervera im Landkreis Lleida in Katalonien hat keineswegs im Schongang die Heldenroll­e übernommen. Und wenn man den Spaniern bislang fehlenden Appeal im Vergleich zu Rossi vorwerfen konnte, in Valencia hat Marquez viel aufgeholt. Denn er hat seinen Fans und der gesamten Boxencrew von Honda einen ordentlich­en Schrecken eingejagt. Lange hielt er sich im Windschatt­en von Johann Zarco mit der Tech-3-Yamaha auf. In der 22. Runde kam der Angriff: Marquez zog vor- bei, kam bei der Aktion aber beinahe zu Sturz: Er lag schon da, konnte das Motorrad jedoch wieder irgendwie mit dem Knie nach oben drücken. So rauschte er nur durchs Kiesbett und fädelte als Fünfter wieder ein – Marquez-Style nennt die Branche diese Einlagen.

Den beiden Ducati-Piloten gelangen diese Einlagen nicht. Sowohl Jorge Lorenzo, der während des gesamten Rennens die Boxenauffo­rderung, Dovizioso vorbeizula­ssen, ignorierte, als auch sein Teamkolleg­e aus Italien legten ebenfalls ihre Motorräder um – endgültig.

Enttäuschu­ng. Und weil in diesem Jahr die Yamaha ein einziges Problemkin­d war, haben Vinales und Rossi auch nicht den Funken einer Chance gehabt. Es war eine Riesenentt­äuschung, für beide Piloten. Denn am Anfang der WM sah Vinales nach seinen Auftaktsie­gen in Doha und Argentinie­n schon wie der ganz große Favorit aus. Aber seit seinem dritten Sieg in Le Mans gelang den Yamaha-Piloten nicht mehr viel. Rossi gewann noch in Assen, das war’s.

Wie lange Rossi weitermach­en will, steht in den Sternen. Noch deutet nichts auf das Ende

seiner Karriere hin, auch wenn er sich heuer beim Motocrossf­ahren schwer verletzt hat.

Sensation. Die große Überraschu­ng in diesem WM-Jahr war aber zweifelsoh­ne KTM. Die Mattighofe­ner Truppe machte beim MotoGP-Debüt fast zwei Sekunden Rückstand pro Runde innerhalb eines Jahres gut. Und in der Konstrukte­urswertung ließ man sogar das viel erfahrener­e Aprilia-Team hinter sich.

 ??  ??
 ?? APA (2) ?? Marc Marquez ist zum vierten Mal Moto-GPWeltmeis­ter
APA (2) Marc Marquez ist zum vierten Mal Moto-GPWeltmeis­ter

Newspapers in German

Newspapers from Austria