„Mir imponiert, was der Papst macht“
Bundespräsident Alexander Van der Bellen besucht heute Papst Franziskus, dem er sich in vielem sehr nahe fühlt.
In Rom war Bundespräsident Alexander Van der Bellen schon bald nach seinem Amtsantritt. Damals besuchte er den Staatspräsidenten und die Regierungsspitze. Da der Vatikan die Vermischung von weltlichen und kirchlichen Belangen nicht gerne sieht, hat die Bundespräsidentschaftskanzlei um einen separaten Termin im Vatikan ersucht. Erstaunlich rasch kam die Zusage.
Van der Bellen, der in jungen Jahren aus der evangelischen Kirche ausgetreten ist, sich aber mit respektvollem Interesse religiösen Themen nähert, fühlt sich aus vielen inhaltlichen Gründen mit Papst Franziskus verbunden: „Erstens – die Persönlichkeit an sich.“Alles, was er über Franziskus wisse und gelesen habe, nehme ihn ein für den Argentinier mit italienischen Wurzeln. Im Flugzeug habe er eine Rede des Papstes gelesen: „Ich wäre über jeden Satz froh, wenn er mir eingefallen wäre“, sagt Van der Bellen. Was konkret? „Da ist ein Punkt, bei dem ich mich auch immer etwas schwertue: Ich habe das immer abwertend Pathos genannt, aber vielleicht sollte man eher Spi- ritualität sagen“, formuliert er. „Für Franziskus ist das ganz natürlich.“
Konkret erinnert sich Van der Bellen an einen Satz, den der Papst im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise formuliert hat: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen.“Das Jesus-Zitat treffe auf jene Menschen zu, die sich „nach wie vor kümmern in Österreich, die als Willkommensgrüßer diffamiert worden sind. Das trifft den Nagel auf den Kopf “, sagt Van der Bellen. Nur wenige kirchliche Würdenträger hätten das geschafft – so theologisch-philosophisch abgesichert und zugleich politisch zu sprechen.
Nahe gehe dem Papst offenbar auch das Schicksal der Rohingya, die er bald besuchen werde. „Er macht keine Routine-Besuche, sondern sucht sich Punkte, wo er vielleicht etwas zum Besseren bewegen kann.“Ob er ihn einladen wird nach Österreich? „Ja sicher“, sagt Van der Bellen. „Es gibt aber schon mehrere Einladungen, eine von Landeshauptmann Haslauer nach Salzburg.“
Was er dem Papst sagen wolle? „Wie sehr mir das imponiert, was er macht. Er wird ja wissen, dass ich kein Katholik bin, aber das spielt ja keine Rolle in diesem Zusammenhang.“Den Einsatz des Papstes für die, „die unter die Räder kommen“, nennt Van der Bellen und für den Klimaschutz. „Er versteht ja gut, dass das wieder Fluchtbewegungen auslösen wird – im Gegensatz zu manchen anderen Politikern.“
Van der Bellen wird heute Vormittag im Vatikan mit Papst Franziskus zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammentreffen, anschließend mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Am Nachmittag besucht er den Souveränen Malteser-Ritterorden und abends die Communità di Sant’Egidio, eine Basisgemeinde in Trastevere, die sich mit Friedensvermittlung, Flüchtlingsbetreuung und Armenhilfe beschäftigt.
Der Besuch in den Vatikanischen Museen und in der Bibliothek fällt aus, da die Präsidentschaftskanzlei das Programm auf einen Tag komprimieren musste. Anders, als zuvor geplant, will Van der Bellen nämlich am Freitag in Wien sein, um sich über den Fortgang der Koalitionsgespräche informieren zu lassen.