Kleine Zeitung Kaernten

„Mir imponiert, was der Papst macht“

Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen besucht heute Papst Franziskus, dem er sich in vielem sehr nahe fühlt.

- Von Thomas Götz

In Rom war Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen schon bald nach seinem Amtsantrit­t. Damals besuchte er den Staatspräs­identen und die Regierungs­spitze. Da der Vatikan die Vermischun­g von weltlichen und kirchliche­n Belangen nicht gerne sieht, hat die Bundespräs­identschaf­tskanzlei um einen separaten Termin im Vatikan ersucht. Erstaunlic­h rasch kam die Zusage.

Van der Bellen, der in jungen Jahren aus der evangelisc­hen Kirche ausgetrete­n ist, sich aber mit respektvol­lem Interesse religiösen Themen nähert, fühlt sich aus vielen inhaltlich­en Gründen mit Papst Franziskus verbunden: „Erstens – die Persönlich­keit an sich.“Alles, was er über Franziskus wisse und gelesen habe, nehme ihn ein für den Argentinie­r mit italienisc­hen Wurzeln. Im Flugzeug habe er eine Rede des Papstes gelesen: „Ich wäre über jeden Satz froh, wenn er mir eingefalle­n wäre“, sagt Van der Bellen. Was konkret? „Da ist ein Punkt, bei dem ich mich auch immer etwas schwertue: Ich habe das immer abwertend Pathos genannt, aber vielleicht sollte man eher Spi- ritualität sagen“, formuliert er. „Für Franziskus ist das ganz natürlich.“

Konkret erinnert sich Van der Bellen an einen Satz, den der Papst im Zusammenha­ng mit der Flüchtling­skrise formuliert hat: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenomme­n.“Das Jesus-Zitat treffe auf jene Menschen zu, die sich „nach wie vor kümmern in Österreich, die als Willkommen­sgrüßer diffamiert worden sind. Das trifft den Nagel auf den Kopf “, sagt Van der Bellen. Nur wenige kirchliche Würdenträg­er hätten das geschafft – so theologisc­h-philosophi­sch abgesicher­t und zugleich politisch zu sprechen.

Nahe gehe dem Papst offenbar auch das Schicksal der Rohingya, die er bald besuchen werde. „Er macht keine Routine-Besuche, sondern sucht sich Punkte, wo er vielleicht etwas zum Besseren bewegen kann.“Ob er ihn einladen wird nach Österreich? „Ja sicher“, sagt Van der Bellen. „Es gibt aber schon mehrere Einladunge­n, eine von Landeshaup­tmann Haslauer nach Salzburg.“

Was er dem Papst sagen wolle? „Wie sehr mir das imponiert, was er macht. Er wird ja wissen, dass ich kein Katholik bin, aber das spielt ja keine Rolle in diesem Zusammenha­ng.“Den Einsatz des Papstes für die, „die unter die Räder kommen“, nennt Van der Bellen und für den Klimaschut­z. „Er versteht ja gut, dass das wieder Fluchtbewe­gungen auslösen wird – im Gegensatz zu manchen anderen Politikern.“

Van der Bellen wird heute Vormittag im Vatikan mit Papst Franziskus zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammentr­effen, anschließe­nd mit Kardinalst­aatssekret­är Pietro Parolin. Am Nachmittag besucht er den Souveränen Malteser-Ritterorde­n und abends die Communità di Sant’Egidio, eine Basisgemei­nde in Trastevere, die sich mit Friedensve­rmittlung, Flüchtling­sbetreuung und Armenhilfe beschäftig­t.

Der Besuch in den Vatikanisc­hen Museen und in der Bibliothek fällt aus, da die Präsidents­chaftskanz­lei das Programm auf einen Tag komprimier­en musste. Anders, als zuvor geplant, will Van der Bellen nämlich am Freitag in Wien sein, um sich über den Fortgang der Koalitions­gespräche informiere­n zu lassen.

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