Radioaktivität: Fast 1000-fach erhöhter Wert
Im September wurde in Südrussland extrem hohe Konzentration von Ruthenium-106 gemessen. Konzern dementiert Zwischenfall.
Es habe „keinen Zwischenfall und keine Panne“in einer Atomanlage gegeben, lautete gestern das Dementi des staatlichen russischen Atomkonzerns Rosatom, nachdem Ende September im SüdUral erhöhte radioaktive Werte gemessen worden waren. Zuvor hatte der Wetterdienst Rosgidromet bestätigt, dass eine „äußerst hohe“Konzentration von radioaktivem Ruthenium-106 registriert worden sei.
In der Nähe dieses Gebietes liegt die atomare Wiederaufbereitungsanlage Majak. Die Quelle des radioaktiven Stoffes sei bisher unbekannt, hieß es. Die Majak-Betreiber bestritten, dass das Ruthenium-106 aus dem Atomzentrum kommt – auch sei seit mehreren Jahren kein Ruthenium-106 mehr produziert worden. WetterdienstChef Maxim Jakowenko versicherte, die festgestellte Konzentration stelle „keine Gefahr für die Bevölkerung“dar. Es sei im Übrigen nicht die Aufgabe seiner Behörde, die Quelle der Belastung ausfindig zu machen.
Die höchste Konzentration wurde Rosgidromet zufolge in der Messstation Argajasch, 30 Kilometer von Majak entfernt, registriert. Das Dorf liegt in der Region Tscheljabinsk im südlichen Ural an der Grenze zu Kasachstan. Dort sei in der Woche vom 25. September bis 1. Oktober eine Konzentration von Ruthenium-106 gemessen worden,
die das 986-Fache des im Monat zuvor gemessenen Wertes betragen habe. In Majak hatte sich 1957 einer der schlimmsten Atomunfälle der Geschichte ereignet; heute dient die Anlage der Wiederaufbereitung abgebrannter nuklearer Brennstoffe.
Der russische Zweig der Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte Rosatom auf, eine gründliche Untersuchung vorzunehmen und die Ergebnisse über die Vorfälle in Majak zu veröffentlichen. Greenpeace werde von der Staatsanwaltschaft verlangen, „Ermittlungen über die mögliche Verschleierung eines Atomunfalls einzuleiten“. Mitte Oktober hatte Rosatom versichert, in Russland seien von 25. September bis 1. Oktober keine Spuren von Ruthenium-106 festgestellt worden – mit Ausnahme von St. Petersburg, dort aber in niedriger Konzentration. Der Konzern hatte damit auf Berichte europäischer Institute reagiert, denen zufolge in mehreren europäischen Ländern leicht erhöhte Werte von Ruthenium-106 registriert worden seien.
Anfang Oktober waren auch in Österreich geringe, gesundheitlich unbedenkliche Mengen Ruthenium-106 gemessen worden. Die Konzentration war dabei so niedrig, dass sie nur über Langzeitmessungen erfasst werden konnte, erklärte gestern Magdalena Rauscher-Weber, Sprecherin des Umweltministeriums.