Kleine Zeitung Kaernten

Uber zahlte lieber Lösegeld

Fahrdienst­vermittler Uber hat ein Jahr lang den Diebstahl von Millionen Kundenund Fahrerdate­n verschwieg­en. Der Konzern ließ sich stattdesse­n auf einen Deal mit den Hackern ein.

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Bereits im Oktober 2016 verschafft­en sich Hacker Zugriff auf die Daten von etwa 50 Millionen Uber-Kunden und sieben Millionen Fahrern. Die Angreifer nutzten eine Sicherheit­slücke auf dem Cloud-Server eines Drittanbie­ters aus. Bei den persönlich­en Informatio­nen handelte es sich um Namen, E-Mail-Adressen und Telefonnum­mern. Bei der Attacke seien nach bisherigen Erkenntnis­sen aber keine Kreditkart­endaten oder Informatio­nen zu Fahrten gestohlen worden, betonte die Firma.

Statt Behörden oder Betroffene zu benachrich­tigen, handelte der damalige Chef von Ubers Konzernsic­herheit, Joe Sullivan, unter CEO und Mitbegründ­er Travis Kalanick einen Deal mit den Angreifern aus: 100.000 Dollar Lösegeld wurden bezahlt, damit die gestohlene­n Daten vernichtet werden. Sowohl Sullivan als auch Kalanick sind heute nicht mehr in ihren Positionen: Sullivan und ein weiterer Manager verloren ihre Jobs, Kalanick räumte erst im heurigen Sommer den Chefposten – unter dem Druck von Investoren. Der neue Uber-Chef Dara Khosrowsha­hi erklärte am Dienstag zum Hackerangr­iff und der darauffolg­enden Vertuschun­g: „Nichts davon hätte passieren dürfen, und wir werden nicht nach Ausreden dafür suchen.“Er selbst habe erst vor Kurzem von dem Datendiebs­tahl erfahren, schrieb der seit Anfang

September amtierende Khosrowsha­hi. „Ich kann die Vergangenh­eit nicht ausradiere­n, aber ich kann verspreche­n, dass wir aus unseren Fehlern lernen werden.“Uber ändere die Art, wie es sein Geschäft führe. Als eine der Maßnahmen engagierte Khosrowsha­hi einen früheren Chefjurist­en des US-Geheimdien­stes NSA, Matt Olsen, als Berater. Er solle dazu beitragen, die Sicherheit­seinrichtu­ngen bei Uber neu zu gestalten.

Die Vertuschun­g wirft einen weiteren Schatten auf die Amtszeit von Travis Kalanick, die von vielen Skandalen um den aggressiv auftretend­en Fahrdienst­vermittler geprägt war. Uber hatte bei der rasanten internatio­nalen Expansion in vielen Ländern gegen geltende Reglements verstoßen.

Die Verheimlic­hung des Datenlecks ist aber nicht nur ein Bruch des Nutzervert­rauens, sondern hat auch rechtliche Folgen: Die New Yorker Staatsanwa­ltschaft hat bereits Ermittlung­en aufgenomme­n. Besonders brenzlig für Uber könnte nun werden, dass die Hacker sich auch Zugriff auf Führersche­ine von rund 600.000 Fahrern in den USA verschaffe­n konnten. Führersche­ine werden in Amerika oft als Ausweisdok­umente verwendet, was die Daten wertvoll macht.

Nur wenige Stunden nach der Enthüllung gab es bereits die erste Klage gegen Uber. Ein Mann aus Los Angeles wirft der Firma unter anderem vor, Daten von Fahrern und Passagiere­n nicht ausreichen­d geschützt zu haben. Er will eine Sammelklag­e auf die Beine stellen.

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