Kleine Zeitung Kaernten

„Ich habe gelernt, Nein zu sagen“

INTERVIEW. Nach dem Suizidvers­uch seiner Tochter war für Erfolgstra­iner Alexander Pointner nichts mehr, wie es war. Im neuen Buch arbeitet er diesen Schicksals­schlag auf.

- Von Martina Pirker

Zehn Jahre waren Sie als Cheftraine­r erfolgsver­wöhnt und erlebten mit den österreich­ischen Superadler­n Höhenflüge. 2014 folgte der große Absturz – auf allen Ebenen?

ALEXANDER POINTNER: Es war vorerst einmal kein so schwierige­s Jahr. Das Ende meines Vertrages mit dem ÖSV hat mich nicht aus der Bahn geworfen. Und mit dem ersten Buchprojek­t „Mut zum Absprung“schöpfte ich mit meiner Ehefrau Angela wieder ein bisschen Zuversicht. Es war eine intensive Zeit mit meiner Familie, an die ich nur gute Erinnerung­en habe.

Aber gegen Ende des Jahres 2014 zogen tiefschwar­ze Wolken auf.

Ja, das Jahr endete für uns extrem bitter. Unsere Tochter Nina erkrankte an einer Depression. Sie bekam zwar sofort profession­elle Hilfe, aber am 5. November 2014 fasste sie den Entschluss, Suizid zu verüben. Das war der schrecklic­hste Moment unseres Lebens. Niemand von uns konnte sich vorstellen, dass sie diesen Schritt machen würde.

Ihre Frau hat sie gefunden und reanimiert. Dennoch fiel Nina 13 Monate lang ins Wachkoma. Was war prägend in dieser Phase?

Wir waren jeden Tag bei Nina im Krankenhau­s. Gut und ausreichen­d zu schlafen, darauf haben wir besonders geachtet. Wir mussten Nina jeden Tag mit neuer Energie gegenübert­reten und ihr Zuversicht schenken. Trotz Wachkomas gab es einen innigen Austausch. Leider hat ihr in der Klinik nicht viel gepasst, weil sie ständig Komplikati­onen gespürt hat.

Im Dezember 2015 traten die Ärzte an Sie und Ihre Ehefrau Angela heran. Sie hielten es für besser, Ihre Tochter gehen zu lassen, weil sie sich in einer medizinisc­hen Patt-Situation befanden. Wie gingen Sie mit der Frage um, ob Sie bereit wären, Ihre Tochter gehen zu lassen?

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