Papst hat seinen Drahtseilakt mit Überraschung begonnen
Franziskus startet den ersten Papst-Besuch in Myanmar mit einem Treffen beim Militärchef. Heute erst folgen der Staatspräsident und Suu Kyi.
Tausende Katholiken haben zur Begrüßung von Papst Franziskus die Straßen der myanmarischen Metropole Yangon gesäumt. Burmesen, Kachin, Kayin und Tamilen schwenkten die Flaggen von Myanmar und des Vatikans. Vielen Teilnehmern standen die Tränen in den Augen. „Unser Papa ist hier. Ich bin so glücklich“, so der 17-jährige Kachin Brang Seng Aung. Er sei mit Freunden aus Myitkyina gekommen, um den Papst zu sehen. Das von einem Bürgerkrieg zerrissene Kachin im Nordosten Myanmars hat eine christliche Bevölkerungsmehrheit.
Franziskus ist der erste Papst, der das mehrheitlich buddhistische Myanmar besucht. Die dreitägige Visite steht unter dem Motto „Frieden und Liebe“. Ein Höhepunkt soll die große Messe am Mittwoch sein.
Zum Beginn seiner Reise hat Franziskus außerplanmäßig den Oberbefehlshaber der Armee, General Min Aung Hlaing, empfangen. Das Gespräch am Sitz des Erzbischofs von Yangon, Kardinal Charles Maung Bo, dauerte eine Viertelstunde. Die private Unterredung war erst vor einer Woche ins Programm aufgenommen worden und ursprünglich für Donnerstag geplant. Laut Vatikansprecher Greg Burke war das Treffen als Höflichkeitsbesuch deklariert. Man habe vor allem „über die große Verantwortung gesprochen, die die Autoritäten des Landes in dieser Zeit des Übergangs haben“. Mit der Begegnung hat der Papst die Armeespitze noch vor Präsident Htin Kyaw und Außenministerin Aung San Suu Kyi getroffen. Diese Termine sind für heute in der Hauptstadt Naypyidaw vorgesehen.
Danach wird Franziskus bei einer Begegnung mit Vertretern von Zivilgesellschaft, Politik und Diplomatischem Corps seine erste Rede halten. Es wird erwartet, dass er auch auf die politische Lage im Land eingeht, in dem bis 2010 eine Militärdiktatur herrschte. Auch Suu Kyi soll dort sprechen.
Min Aung Hlaing ist seit 2011 Oberbefehlshaber. Das Militär hat noch immer große Macht. Teile der Armee sind auch an Militäraktionen und Vertreibungen der muslimischen Minderheit der Rohingya beteiligt.